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017 - Blick in die Vergangenheit

017 - Blick in die Vergangenheit

Titel: 017 - Blick in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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und deine Familie sind längst tot, die Städte, Straßen, Wälder, Wiesen…nichts ist mehr so, wie es war. Nur noch in deinem Kopf. Und solange diese Erin- nerung da ist und dich quält…solange nachts die Träume kommen…« Er geriet ins Stocken.
    »Verdammt, Aruula, ich…ich weiß ja selbst nicht, was mich treibt. Vielleicht die Hoffnung, irgendwo doch noch auf die verlorene Zeit zu stoßen obwohl ich doch genau weiß…«
    »Schhhh. Es ist gut, Maddrax.« Sie schlang die Arme um seinen Hals und drängte sich wieder an ihn. »Es ist gut…«
    »Deswegen musste ich meine Kameraden finden. Sie schienen mir das einzig Vertraute, was mir geblieben war. Und deswegen muss ich jetzt diese Bunkermenschen finden - die letzten Reste der untergegangenen Welt, aus der ich stamme. Ich kann einfach nicht…«
    Ihre Lippen verschlossen ihm den Mund. Sie küsste ihn lange und leidenschaftlich. »Es ist gut, Matt«, sagte sie dann. »Ich verstehe dich…«
    Sie verstummte. Ihre Augen wanderten aufmerksam über sein Gesicht. Ihre schönen braunen Augen, in denen Matts Blick versank. Ihm wurde warm hinter dem Brustbein, und er begriff, dass diese Frau ihm in der kurzen Zeit, die er durch diese Albtraumwelt stolperte, ebenfalls so etwas wie ein Zuhause geworden war.
    »Werden wir dann nie…?« Wieder unterbrach sie sich. Die unausgesprochene Frage stand deutlich genug in ihren Augen.
    »Doch.« Matt nickte, »Irgendwann. Lass uns darüber reden, wenn wir die Bunker dieser Technos gefunden haben. Vielleicht kommen wir dann ein wenig zur Ruhe.«
    Zur Ruhe…Matt konnte sich nicht vorstellen, in dieser fremden Welt jemals zur Ruhe zu kommen. Er sprach es nicht aus.
    Später, als Aruula schlief, stand Matt leise auf und schlüpfte in seinen schmutzigen Pilotenanzug.
    Sein Magen knurrte; etwas Essbares musste her. Er versenkte Messer, Taschenlampe und Pistole in den Taschen und hängte sich seinen Feldstecher um den Hals. Dann drang er in den dunstigen Wald ein.
    Knapp vierhundert Schritte vom Unter- schlupf entfernt, auf der anderen Seite der Otowajii, stieß er auf lange Wälle von Dornengestrüpp - Brabeelen-Hecken. Sie hingen voller schwarzroter Früchte.
    Matt schlug sich den Bauch voll. Danach improvisierte er eine Schale aus Blättern, um Beeren für seine Gefährtin zu sammeln. Er stellte sich auf die Zehenspitzen, griff in das Gestrüpp und zog einen dornigen Ast voller Beeren zu sich herunter…
    ...und pflückte keine einzige.
    Der Schreck lahmte ihn für Bruchteile von Sekunden. Wo eben noch der dichte Ast den Blick auf die andere Seite der Hecke verdeckt hatte, sah Matt ein Gesicht: schmale hellblaue Augen, gelbliche zerfurchte Haut, grauer struppiger Bart, der die ganze untere Gesichtshälfte bedeckte. Dicke graue Zöpfe, die unter einer wildledernen braunen Kappe her- vorquollen.
    Der Mann musterte ihn ohne sichtbare Regung. Diese Selbstsicherheit konnte nur eines bedeuten…
    Matts Nackenhaare richteten sich auf. Er fuhr herum.
    Sieben Männer standen hinter ihm. Auch sie vollkommen reglos, auch sie von gelblicher Hautfarbe, mit struppigen Bärten, langen Haaren, in Wildlederkappen und -mänteln.
    Einige trugen Äxte, andere Speere, zwei waren mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Matt stockte der Atem. Hatte der Waldboden sie ausgespuckt?
    ***
    Coellen, Anfang September 2516
    Der Mann stand im engen düsteren Gewölbe eines Turms. Er war fast sechs Ellen groß. Seine weiße Haut war glatt wie die eines sehr jungen Mannes. Niemand sah ihm an, dass er schon auf mehr als ein halbes Menschenalter zurückblickte. Manche seiner Gefährten wollten gehört haben, dass er über fünfzig Winter gesehen hatte. Das graue Langhaar hatte er sich mit einem roten Tuch aus dem Gesicht gebun- den. Er trug graue Schnürstiefel aus weichem Leder, hellbraune Wildlederhosen und ein dunkelgraues Hemd aus grobem Leinen. Sein Name war Rulf an.
    »Vorsicht!« Rulf an lehnte sich aus dem kleinen Fenster des Domturmes. »Lasst es ganz langsam herunter!« Tief unter ihm, auf dem schwarzen Steindach des Mittelbaus lagen acht Männer. Sie hatten sich Taue um Hüften, Handgelenke und Knöchel gebunden. Die Taue waren an Gesteinsvorsprüngen und verwitterten Statuen auf den Dachfirsten befestigt. Es war gefährlich, auf dem Dach des Schwarzen Domes zu arbeiten. Aber die Arbeit musste getan werden.
    Einer der Männer winkte zu Rulfan hinauf. Der blonde Ulfis. Einer der drei jungen Hauptleute unter Rulfans Kämpfern. Zusammen mit Willer, dem zweiten der drei

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