JULIA COLLECTION Band 16
1. KAPITEL
„Zehntausend Dollar sind eine schöne Stange Geld.“ Brian Reilly griff nach seinem Bierglas und lehnte sich behaglich in dem verschlissenen roten Kunststoffsessel zurück.
„Freu dich nicht zu früh“, entgegnete sein Bruder Aidan lächelnd und bediente sich bei den Kartoffelchips, die auf dem Tisch standen. „Du bekommst nicht alles davon, vergiss das nicht.“
„Genau“, warf Connor ein. „Du musst mit uns teilen.“ „Und dich von mir leiten lassen“, fügte Liam mit einem schelmischen Lächeln hinzu.
„Als ob ich das nicht wüsste.“ Brian sah seine Brüder voller Zuneigung an. Liam, der drei Jahre älter war, schien sich in der schwach beleuchteten Bar wie zu Hause zu fühlen, was nichts Ungewöhnliches war, wenn man nicht in Betracht zog, dass Liam ein Priester war. Aber vor allem war er ein Reilly, und die Reilly-Brüder waren eine feste Einheit und hielten zusammen. Das war schon immer so gewesen und würde sich auch nicht ändern.
Bei diesem Gedanken wandte Brian seinen Blick den anderen beiden Männern am Tisch zu. Es war, als würde er in einen Spiegel schauen und sein Spiegelbild gleich doppelt darin entdecken. Die Reilly-Drillinge Aidan, Brian und Connor, alphabetisch in der Reihenfolge ihrer Geburt benannt, standen zueinander, seit sie ihre ersten Schritte getan hatten.
Sie waren sogar gemeinsam der Army beigetreten und hatten das Rekrutenlager in stoischer Solidarität hinter sich gebracht. Sie waren immer füreinander da – um moralische Unterstützung zu leisten oder sich gegenseitig den Kopf zurechtzurücken, je nachdem, was gerade notwendig war.
Jetzt waren sie zusammengekommen, um einen unverhofften Gewinn zu feiern.
Ihr Großonkel Patrick, der letzte überlebende Bruder von Drillingen, war gestorben und hatte den Reilly-Drillingen zehntausend Dollar vermacht, da er keine eigene Familie hatte. Jetzt mussten sie sich nur noch entscheiden, wie sie das Geld aufteilen sollten.
„Ich bin der Meinung, wir sollten die Summe durch vier teilen“, sagte Connor und warf Liam einen Blick zu. „Alle für einen, einer für alle.“
Liam lächelte. „Ich würde ja gern dankend ablehnen“, sagte er. „Aber da die Kirche dringend ein neues Dach braucht, gefällt mir dieser Gedanke ausgesprochen gut.“
„Mit zweitausendfünfhundert Dollar kannst du kein neues Dach kaufen“, warf Aidan ein. „Keiner kann sich besonders viel dafür kaufen, wenn ihr mich fragt.“
„Darüber habe ich auch schon nachgedacht“, sagte Liam. „Was haltet ihr von einer Wette? Und der Gewinner bekommt alles.“
Brian spürte, wie ihn der Gedanke an einen Wettkampf erregte. Er wusste, dass es seinen Brüdern nicht anders erging. Es gab nichts, was die Reilly-Brüder mehr genossen als eine Herausforderung. Besonders dann, wenn sie gegeneinander antreten mussten. Das leichte Lächeln um Liams Lippen war ihm allerdings eine Warnung. Vermutlich würde der Vorschlag seines Bruders ihm nicht besonders gefallen. Liam war zwar ein Mann Gottes, aber er war ein Reilly. Und das bedeutete, er hatte in der Regel immer noch ein Ass im Ärmel.
„Was für eine Wette?“, fragte Brian.
Liams Lächeln vertiefte sich. „Schlottern dir etwa schon die Knie, Brüderchen?“
„Quatsch“, rief Aidan. „Der Tag, an dem ein Reilly vor einer Herausforderung klein beigibt, ist der Tag …“
„… an dem er in den Sarg gelegt wird“, beendete Connor den Satz für ihn. „Was hast du im Sinn, Liam?“
Liam, der gern den großen Bruder herauskehrte, spitzte nachdenklich die Lippen. „Ihr Jungs redet doch immer von eurer Bereitwilligkeit, eure Pflicht zu tun und Opfer zu bringen, stimmt’s?“
Brian sah seinen Bruder misstrauisch an und nickte dann. „Ja, natürlich. Wir sind schließlich Marines. Bei uns geht es um nichts anderes als Pflichterfüllung und Opferbereitschaft.“
Connor und Aidan stimmten ihm lauthals zu.
„Ach, wirklich?“ Liam lehnte sich zurück und ließ den Blick abwechselnd auf jedem seiner drei Brüder ruhen. „Aber Tatsache ist doch, dass ihr weder vom einen noch vom anderen auch nur die geringste Ahnung habt.“
Aidan und Connor wollten empört aufbrausen, aber Brian brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Wie bitte?“
„Natürlich gebe ich gern zu, dass ihr eure militärische Pflicht erfüllt. Der Himmel weiß, wie oft ich für euch drei gebetet habe. Aber hier geht es um etwas ganz anderes, etwas viel Schwierigeres.“
„Schwieriger, als in den Kampf zu
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