017 - Blick in die Vergangenheit
weitere Technos hingen in ihren Fäden, ein weiterer, über dessen Anzug zwei rote Streifen liefen, lag direkt unter der Spinne.
Matt schaute zur Seite, wartete darauf, dass der Lieutenant schießen würde. Doch der stand da wie paralysiert. »O Gott, der König!« Panik schwang in der dumpfen Stimme aus dem Helm.
Matt wusste nicht, wen er mit »König« meinte. Dem Verhalten des Mannes entnahm er, dass es jemand eminent Wichtiges sein musste.
Womöglich ein wirklicher König - das würde den Engländern ähnlich sehen.
Matt überlegte nicht lange, sondern handelte. Er entriss dem Lieutenant das LP-Gewehr, zielte auf den Kopf des Ungetüms und drückte ab. Das Kopfsegment der Spinne explodierte in einer schwarzen Fontäne, ihre Beine streckten sich, sie hob ihr massiges Hinterteil. Für einen Augenblick verharrte sie reglos und steif. Dann knickten die haarigen Beine ein, und der Körper des Monstrums sackte in die Trümmer.
Aruula und der Lieutenant rannten an Matt vorbei. Die Barbarin zog ihr Langschwert aus der Rückenscheide und löste damit die klebrigen Fäden von den Schutzanzügen der Menschen, die sich in den Fäden verstrickt hatten. Lieutenant Armadie kümmerte sich um die Gestalt am Boden.
Matt sah sich nach Lu um. Sie kauerte zwischen einem Distelgestrüpp und einem Gesteinsblock. Halb misstrauisch, halb ängstlich spähte sie zu dem Raupenfahrzeug der Technos hinüber. Er winkte sie zu sich.
»Komm, Lu!« Sie rührte sich nicht.
»Maddrax!« Aruulas Stimme rief ihn. Er sah sie mit den vier Technos auf das viergliedrige Fahrzeug zueilen. Drei von ihnen torkelten mehr als dass sie gingen. Aruula bedeutete Matt, endlich zu folgen.
Matthew wandte sich wieder zu Lu um. Reglos kauerte sie in den Trümmern. Der Wind spielte mit den blonden Locken in ihrem ängstlichen Gesicht. »Entscheide dich!«, rief er.
»Für die Lords oder für uns!«
Keine Reaktion. Schließlich bückte er sich nach dem Medienplayer, drehte sich um und rannte in Richtung der Techno-Raupe. Man konnte niemanden zu seinem Glück zwingen.
Aruula und die Gestalten in den Schutzanzügen kletterten über eine kurze Leiter in das Fahrzeug hinein. Zwei Technos ins dritten Segment, die beiden anderen mit Aruula ins erste. Als Matt das LP-Gewehr nach oben reichte und die Leiterholme fasste, blickte er sich noch einmal um. Lu sprang über die Trümmer und näherte sich dem Fahrzeug. Sie hatte ihre Abscheu vor den Technos überwunden und sich für das Leben entschieden. Matt wartete, bis sie zu ihm aufgeschlossen hatte.
Dann schloss sich das Schott hinter ihnen. Eng aneinander gepresst standen Lu und Matt in der winzigen Schleuse, die die anderen schon verlassen hatten. Ein violetter Schein erfüllte die kleine Kammer, UV-Licht, schätzte Matt. Vermutlich um Erreger abzutöten.
Ein Fach öffnete sich in der Schleusenwand: Zwei Helme und silbergrauer Stoff von Schutzanzügen wurde sichtbar. »Bitte legen Sie die Schutzanzüge an«, schnarrte eine Stimme aus dem Off. Matt stieg in den Schutzanzug. Die Stimme gab genaue Anweisungen, wie er ihn zu verschließen hatte und wie der Helm aufzusetzen sei. Als er sich in den unbequemen Anzug gezwängt hatte, half er Lu, den zweiten anzuziehen. Durch den Stoff seines Pilotenanzugs hindurch spürte Matt die Körperwärme der jungen Frau. Und ihren schnellen Herzschlag. Sie hatte Angst vor den Technos, ohne Zweifel. Endlich schob sich über ihnen die innere Schleusentür auseinander. Matt kletterte voraus. Über eine kurze Leiter gelangte er in die Kommandozentrale des Fahrzeugs. Das Material, aus dem die Leiter bestand, fühlte sich rau und warm an. Ein wenig wie Teflon.
Als er sich aus der engen Bodenöffnung in den Kommandostand stemmte, blickten ihm erwartungsvolle Gesichter entgegen. Zwei davon wurden von roten Augen beherrscht. Ein Teil der Bunkermenschen waren offenbar Albinos, wie schon Commander Eve Carlyle, die Matt in Leipzig getroffen hatte. Und sie waren alle haarlos bis auf einen gedrungenen Albino mit asiatischem Einschlag im strengen Gesicht. Der Mann hatte langes geflochtenes Haar von hellblauer Farbe. Matt vermutete, dass es sich um eine Perücke handelte.
Vor ihm stand der Techno mit den roten Streifen am Anzug. Ein mittelgroßer Mann mit rundem Gesicht mit weichen Zügen - zierliche Nase, kleiner Schmollmund, vorgeschobenes Kinn, blaue Augen. Etwas Jungenhaftes, Verträumtes lag in diesem Gesicht, das offensichtlich künstlich gebräunt war.
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