017 - Das Fest auf dem Teufelshügel
Jahrzehnten von Asmodi erschaffen und war ihm hündisch ergeben. Sie brauchen keine Angst vor ihm zu haben. Sein Äußeres täuscht. Bis später, Coco.«
Olivaro verließ das Zimmer, und Coco sah ihm nach. Sie warf die Zigarette in den Kamin und suchte nach einem Lichtschalter, fand aber keinen. Auf dem Tisch stand eine Petroleumlampe. Sie zündete den Docht an und drehte die Flamme höher. Dann öffnete sie die Koffer und räumte ihre Kleider in einen Schrank. Dabei grübelte sie über Olivaros Worte nach.
Eine Stunde später klopfte es an die Tür.
»Herein!«
Die Tür wurde geöffnet, und Creeper trat ins Zimmer. In der rechten Hand hielt er eine Stablampe. Coco stand auf.
Creepers Blick war starr auf sie gerichtet. Sie war es gewohnt, daß Männer sie unverschämt ansahen, doch in Creepers Blick war nichts von sexueller Gier zu entdecken. Er blickte sie an, als sei sie etwas unglaublich Kostbares: ein einmaliges Kunstwerk.
Coco hatte ihr Haar sorgfältig frisiert; es fiel locker auf ihre schmalen Schultern herab. Sie trug ein schulterfreies, provozierend ausgeschnittenes, dunkelrotes Kleid, das ihren Oberkörper wie eine zweite Haut umschloß. Der Rock war weit und bedeckte ihre Schuhe. Um ihren Hals schlang sich eine schwere Silberkette mit einem handtellergroßen Medaillon, das fast die Ansätze ihrer hohen Brüste berührte.
»Madame«, sagte Creeper und verbeugte sich leicht, »ich soll Sie zum Schloßherrn bringen.«
Coco beugte sich über den Tisch, blies die Petroleumlampe aus, drehte sich langsam um und blieb vor Creeper stehen. Sie erinnerte sich an Olivaros Worte, daß Creeper Asmodi hündisch ergeben gewesen war; und Creeper sprach von Olivaro als dem Schloßherrn. Das wies darauf hin, daß Creeper sich nicht als ergebener Diener Olivaros betrachtete.
»Wie lange bist du schon hier, Creeper?« fragte Coco.
»Das weiß ich nicht, Madame. Seit unendlich langer Zeit.«
»Wie lange?«
»Hundert Jahre vielleicht, Madame.«
»Laß das Madame , Creeper. Nenn mich Coco!«
»Jawohl, Mad … Coco.« Er senkte verlegen den Blick.
»Du hast wohl sehr an Asmodi gehangen, wie?«
Das unheimliche Geschöpf nickte, ballte die linke Hand zur Faust, und das Gesicht verzerrte sich. »Er hat mich erschaffen. Er war mein Herr.« Seine Stimme klang heiser. Mühsam beruhigte er sich wieder. »Wir müssen jetzt gehen.«
Coco trat in den Gang hinaus. Nach wenigen Schritten bereute sie, dieses Kleid angezogen zu haben. Ihr war kalt.
Creeper ging voraus. Die Stablampe hielt er hinter sich und leuchtete auf den Boden. Sie gingen lange Korridore entlang, stiegen Wendeltreppen hinunter und gelangten schließlich in eine gewaltige Halle, die von unzähligen Kerzen erhellt wurde.
Coco blieb neugierig stehen. Die Wände waren mit kostbaren Hölzern verkleidet. Die dicken Teppiche dämpften die Schritte. Ein strenger Geruch hing in der Luft, der sich schwer auf die Lungen legte. Creeper durchquerte langsam die Halle. Coco folgte ihm zögernd. Die Ausstrahlung der Dämonen war körperlich spürbar. Sie blieb kurz stehen und schloß die Augen, dann ging sie vorsichtig weiter.
Creeper öffnete eine schwere Holztür. Vor ihnen lag ein breiter Gang mit Türen links und rechts. Vor der dritten Tür blieb er stehen. Er öffnete die Tür, trat einen Schritt zur Seite, verbeugte sich leicht und hob einladend die rechte Hand.
Plötzlich hatte Coco Angst. Olivaro hatte ihr zwar versichert, daß ihr nichts geschehen würde, doch das Ehrenwort eines Dämons war nicht viel wert. Sie gab sich innerlich einen Ruck und schritt durch die Tür.
Das große Zimmer wurde von einem kreisrunden Tisch beherrscht, um den die Dämonen Platz genommen hatten. Von der Decke hing ein schwerer Kerzenleuchter, in dem fünfzehn verschiedenfarbige Kerzen brannten und den Raum in flackerndes, unwirkliches Licht tauchten. Die Wände waren fensterlos und mit schwarzen Samtvorhängen bedeckt. In einer Ecke stand ein Kessel auf einem Dreibein. Blaue Duftschwaden entströmten dem Kessel. In einem mächtigen Kamin knisterte ein Holzfeuer. Die Luft flimmerte im Zimmer. Der Geruch des brennenden Holzes vermischte sich mit dem Wachsgeruch und dem Duft der Rauchstäbchen.
Unwillkürlich hob Coco beide Arme. Sie spürte die Blicke der Dämonen, die alles andere als freundlich waren. Die bösartige Ausstrahlung der Anwesenden war erdrückend. Sie schauderte.
Olivaro stand auf. Er trug einen schneeweißen Smoking. Langsam ging er auf Coco zu und ergriff ihren
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