017 - Das Fest auf dem Teufelshügel
einer Nische stand eine Ritterausrüstung. In an der Wand befestigten Haltern steckten Fackeln, die ein düsteres Licht verbreiteten. Creeper blieb vor einer kunstvoll geschnitzten Tür stehen. Die Tür schwang auf, und sie traten ein.
Das Zimmer war groß. Schwere Eichenmöbel standen auf einem kostbaren Teppich, der den Parkettboden bedeckte. An den Wänden hingen farbenprächtige Gobelins. Die Vorhänge waren zugezogen; nur das flackernde Feuer im offenen Kamin spendete etwas Licht. Von einem der Stühle vor dem Kamin erhob sich eine Gestalt. Langsam schritt sie auf Coco zu.
Creeper stellte die Koffer ab.
»Du kannst gehen, Creeper.«
Der Diener verbeugte sich und verließ das Zimmer.
»Herzlich willkommen, Coco! Es freut mich, daß Sie meiner Einladung gefolgt sind.«
Sie trat einen Schritt vor, und der Feuerschein erhellte das Gesicht des Fremden. »Ich weiß nicht, ob es sehr klug von mir war, Olivaro.«
Olivaro war ein kleiner Mann. Sein Gesicht war schmal. Die dunkelbraunen Augen lagen weit auseinander. Sein Haar war kurz geschnitten, gewellt und dunkelbraun. Er trug einen hellbraunen Anzug und streckte die rechte Hand aus, die Coco zögernd ergriff.
»Setzen Sie sich!« sagte er.
Coco ging zum Kamin und setzte sich auf einen Stuhl. Olivaro ließ sich ihr gegenüber nieder. Sie musterte ihr Gegenüber genau. Einmal hatte Olivaro sie vor dem sicheren Tod gerettet; das war in Hongkong gewesen, als sie und Dorian lebendig begraben wurden und von Ghouls gefressen werden sollten. So wie Hunter hatte sie geglaubt, daß Olivaro auf ihrer Seite stehen würde, doch sie hatten sich getäuscht. Olivaro war es sehr gelegen gekommen, daß Dorian das Oberhaupt der Schwarzen Familie vernichtet hatte. Nach Asmodis Tod hatte er seine Maske fallenlassen und sich selbst zum neuen Herrscher über die Dämonen gekrönt.
Vor einigen Tagen nun hatte er sich überraschend mit Coco in Verbindung gesetzt. Dorian hatte seinen Vorschlag, die gegenseitigen Feindseligkeiten ruhen zu lassen, ausgeschlagen, und jetzt erhoffte er sich bei Coco vermutlich größeren Erfolg. Sie hatte gezögert, die Einladung anzunehmen, aber eigentlich kam ihr der Ortswechsel sehr gelegen, um Abstand von Dorian zu gewinnen.
»Dieses Schloß hat Asmodi gehört«, sagte Olivaro. »Sie werden sich sicherlich fragen, weshalb ich Sie gerade hierher eingeladen habe.«
Coco beugte sich vor und starrte in die Flammen. »Ich kann es mir denken. Ich bin nicht der einzige Gast. Stimmt das?«
»Sehr richtig. Außer Ihnen befinden sich noch dreizehn Gäste im Schloß. Alles Abgesandte von verschiedenen Gruppen der Schwarzen Familie.«
»Sie wollen sich wohl als neues Oberhaupt der Schwarzen Familie bestätigen lassen?«
»So ist es. Aber es gibt einige Schwierigkeiten.«
Coco lachte. »Das kann ich mir denken. Aber ich gehöre nicht mehr der Familie an. Was also soll ich bei dieser Konferenz?«
»Das werde ich Ihnen erklären.« Olivaro beugte sich vor. »Sie sollen als stille Beobachterin teilnehmen. Außerdem habe ich Ihnen einige Vorschläge zu unterbreiten, die Sie an Hunter weiterleiten sollen.«
Coco stand auf und lehnte sich gegen den Kamin. »Sie können mich nicht täuschen. Ihre Position innerhalb der Familie ist recht schwach. Sollte es Ihnen gelingen, Dorian auszuschalten, oder könnten Sie ihn zumindest dazu bringen, daß er seinen Kampf gegen die Dämonen aufgibt, dann hätten Sie etwas vorzuweisen, was die Familie beeindrucken würde. Sie spielen wieder unehrlich, Olivaro. Ich traue Ihnen nicht.«
»Sie irren sich. Ich werde Asmodis Erbe antreten. Niemand kann mich davon abhalten. Aber ich möchte verhindern, daß es zu Streitigkeiten innerhalb der Familie kommt. Das würde uns nur schwächen.«
»Weshalb erzählen Sie mir das alles, Olivaro? Ich bin Ihr Gegner und nicht Ihr Freund. Wir haben einen Waffenstillstand geschlossen, nicht mehr. Aber sobald ich zurück in London bin, geht der Kampf weiter.« Sie öffnete ihre Handtasche und holte Zigaretten heraus. Sie steckte sich eine an und inhalierte den Rauch tief. »Sie müssen sich eine Reihe guter Argumente einfallen lassen, um mich von Ihrer Ehrlichkeit zu überzeugen.«
Er stand auf. »Wir sprechen später weiter. Ich muß mich jetzt um die anderen Gäste kümmern. In einer Stunde setzen wir die Konferenz fort. Creeper wird Sie abholen. Er wird Ihnen in jeder Weise behilflich sein.«
»Wer ist dieser Creeper?«
»Der Schloßverwalter. Er ist völlig harmlos. Er wurde vor vielen
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