0173 - Unternehmen Nautilus
Ich spähte hinab. Wohin man auch sah - überall standen diese glänzenden, rechteckigen Behälter, über denen die Greifarme von robotgesteuerten Maschinen hantierten.
Die Behälter besaßen an den Längsseiten auf gewölbte Wände.
Die Stirnseiten waren flacher. In jedem lag ein winziges Geschöpf, und alle stießen sie klagende Laute aus.
Es klang wie ein Piepsen und Pfeifen. Es übertönte das Summen der Maschinen in einer mitleiderweckenden Symphonie. tDie überall erkennbaren Bluesärzte, anscheinend Beobachter und Kontrolleure, störten sich nicht an dem Gewimmer von einigen Tausend Neugeborenen, die von den Robotarmen abgetastet, untersucht und offenbar gequält wurden.
„Diese Bestien!" raunte Kasom. „Die Kleinen werden mißhandelt!
Es kann mir niemand einreden, das hätte noch etwas mit vorbeugenden oder heilenden Maßnahmen zu tun. Die armen Babys werden gestochen."
„Beherrsche dich", rief ich hastig. Der Ertruser lockerte schon seinen Halt. „Es ist sinnlos, etwas dagegen unternehmen zu wollen. Das geschieht auf Gatas seit wenigstens zweitausend Jahren."
„Die Robotgeräte schieben den Kleinen Kanülen in den Leib. Etwas wird abgesaugt."
„Bedauerlich, aber wir können nichts daran ändern. Seit einigen Minuten glaube ich an Shinats Theorie!
Felsenfest, Großer! Man entzieht den kindlichen Körpern einen bestimmten Stoff. Irgendwo wird es einen Sammelbehälter geben.
Wenn wir den finden, haben wir wahrscheinlich gewonnen. Melbar, ich bitte dich nochmals um Beherrschung."
„Diese Schurken", rief der Gigant wütend. „Los, beeile dich. Lange kann ich das nicht mit ansehen. Ein Sammelbecken wirst du übrigens hier nicht finden.
An jeder Maschine hängt ein Behälter. Da - gerade werden einige geleert." Ich schaltete meinen Deflektor-schirm an, ließ den Antigrav anlaufen, und schwang mich von Kasoms Schulter.
So schnell, wie es in dem Saal möglich war, flog ich auf die Blues zu, die in der Tat damit beschäftigt waren, durchsichtige Kunststoffbehälter von etwa zwei Litern Inhalt auszuleeren.
Die Tätigkeit schien für die Tellerköpfe so wichtig zu sein, daß sie auf die Dienste von Robotmaschinen verzichteten. In mir verstärkte sich mehr und mehr die Gewißheit, daß Euras auf der richtigen Spur war.
Ich landete auf dem Kugelgelenk eines Maschinenarmes und spähte in den darunterliegenden Brutkorb hinein.
Das Blues-Baby war winzig; viel kleiner als menschliche Neugeborene. Sein Diskusschädel war dagegen abnorm groß. In dem Körperchen steckten in Höhe des Beckens zwei silberglänzende Kanülen, die durch transparente Schlauchleitungen mit der Maschine verbunden waren.
Andere Leitungen pulsierten unter dem Durchfluß einer rötlichgelben Flüssigkeit. Es schien sich in diesem Falle jedoch um Nährstoffe zu handeln, mit denen man das bedauernswerte Geschöpf am Leben erhielt. Ich hatte genug gesehen. Das medizinisch-biologische Phänomen interessierte mich erst in zweiter Linie. Ich zog mich zurück, daß ich die beiden Kontrolleure einwandfrei beobachten konnte. Bei der Gelegenheit bemerkte ich erst, daß sechs Babys von jeweils einer Maschine versorgt wurden. Die Blues entleerten den Behälter in einen ebenfalls durchsichtigen Kanister, dessen Verschluß sie mit übertriebener Sorgfalt zuklappten. Ein ätzender Geruch stieg in meine Nase. Er erinnerte mich stark an die Dünste, die auch von dem blauen Berieselungsmittel ausgingen. Die aus den Babykörpern gewonnene Substanz war dünnflüssig und honiggelb. Die Einstichhöhe der Kanüle erlaubte einen Rückschluß auf die Organe, die von den Instrumenten angezapft wurden. Blues besaßen keine Nieren in menschlichem Sinne. Trotzdem tippte ich auf Harnstoffe, die bei den Kleinstlebewesen wahrscheinlich stark mit Drüsensekreten angereichert waren, die erwachsene Geschöpfe dieses Volkes nicht mehr produzierten.
Ich filmte die Szenen mit meiner Mikrokamera. Gleichzeitig suchte ich nach einer allgemeingültigen Bezeichnung für die honiggelbe Substanz. Ich taufte sie „B-Hormon". Zu diesem Zeitpunkt ahnte ich noch nicht, daß dieser Begriff die Wissenschaftler der Galaxis beschäftigen würde.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis der große Sammelbehälter der Blues voll war. Sie faßten ihn an den Griffen und schritten mit ihm eilig zu einer aufgleitenden Tür hinüber. Ich folgte ihnen und schaute in das Innere des .Raumes. Es schien ein Labor zu sein.
Mehrere hundert der durchsichtigen Kanister standen auf metallischen
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