0173 - Unternehmen Nautilus
gerade noch am Gurt festhalten. Der Riese schob mich reichlich grob zurück. „Merkst du etwas?" flüsterte er, ohne auf meine Beschwerde einzugehen."Sieh dir das an!" Ich blickte nach vorn und erschrak. Die Klinik, ein Komplex von etwa dreißig verschiedenartigen Gebäuden, schien sich in eine Kaserne verwandelt zu haben. Mehrere tausend Blues, die alle einer militärischen Eliteeinheit des Geheimdienstes angehörten, patrouillierten auf den Höfen, vor den Eingangen und auf den Dächern. Die Strahlwaffen der Gardisten waren beeindruckend.
Kasom flog nach rechts und klammerte sich an einem vorspringenden Stahlträger fest. Er gehörte zu einer weitgeschwungenen Brückenkonstruktion. „Ich möchte wissen, was an einem Kinderkrankenhaus so wichtig ist, daß man es mit einem halben Regiment bewachen muß", fuhr Kasom fort. „Kleiner, mir scheint, als hatte Shinat recht. Oder sein Rechengehirn Euras."
„Eine Aneinanderreihung logisch fundierter Gegebenheiten!" ließ sich der Birnenkopf hören.
„Ruhe", herrschte ich ihn an. „Behalte deine Weisheit für dich.
Wir merken auch, daß sich etwas Ungewöhnliches anbahnt.
Großer, wir müssen in den mittleren Bau hinein."
„In den mit der Sechskantkuppel?"
„Ja. Dort reiht sich eine Brutstation an die andere. Vielleicht sind es auch andere Einrichtungen, ich weiß es nicht genau. Die in den Sälen aufgestellten Maschinen habe ich immer für Wärmespender gehalten. Sehen wir uns die Sache an. Du bleibst vielleicht doch hier und wartest auf meinen Anruf."
„Damit wir eingepeilt werden, was? Die Tellerköpfe sind zur Zeit hellwach. Sieh dir nur die Ortungsantennen an! Ich würde es schon jetzt nicht mehr riskieren, über die Stadt zu fliegen. Wenn Hyperimpulse eingesetzt werden, wird mein Deflektorschirm durchdrungen. Dann erhalten die Herrschaften einwandfreie Echos von meiner einzigartigen Gestalt. Und die haben die Burschen des Geheimdienstes bestimmt nicht vergessen."
„Puh!"
„Da gibt es nichts zu puhen, Kurzer. Wir gehen zusammen. Wie kommt man am besten in den Bau hinein?"
„Durch die Eingänge, mein Lieber. Wenn ich allein wäre, hätte ich die Möglichkeit, ein Lüftungsgitter zu benutzen. Auf einer so heißen Welt wie Gatas sind sie überall zu finden." Der Ertruser redete nicht mehr viel, sondern flog los. Ich griff nicht ein. Ein USO-Spezialist weiß auch ohne Belehrung, wie er sich zu verhalten hat; sogar ein Rüpel wie Melbar Kasom! Er landete auf dem vorspringenden Dach des Hauptportals, legte sich nieder und spähte nach unten. Als mehrere buntgekleidete Blues, anscheinend Ärzte oder sonstige Angestellte der Klinik, kontrolliert wurden, schwebte der Riese erstaunlich behende und völlig geräuschlos über die Wachen hinweg und stieg innerhalb der Vorhalle bis zur Decke empor. Dort hielt er sich an der Beleuchtung fest.
Eine halbe Stunde später befanden wir uns in den untergatasischen Sälen. Sie schienen die wichtigsten Räume zu sein, oder man hätte sie nicht unter der Oberfläche angelegt. In dieser Hinsicht bot die Mentalität der Blues, alles Geheime und Wertvolle unter dem Boden zu verstecken, gute Anhaltspunkte.
Kasom ritt auf einer summenden Robotmaschine, die mehrere Behälter transportierte, durch das nächste Tor. Auch hier standen Wachposten. Sie bemerkten uns nicht.
Ich konnte mir vorstellen, wie sehr sich mein lieber Kollege zusammennehmen mußte, um nicht einem der Molkexgepanzerten an den Schlauchhals zu fassen und ihn kräftig zu schütteln. Das war Kasoms sehnlichster Wunsch, seitdem er Zeuge der Grausamkeiten geworden war, die die Blues an Gefangenen verübt hatten.
Er beherrschte sich mühsam. Als wir in dem Saal angekommen waren, stieß er sich von der Maschine ab und schwebte mit uns in schwerelosem Zustand zur Decke empor. Dort benutzte er einen Querträger als Sitzgelegenheit.
„In Ordnung, jetzt bist du an der Reihe. Sieh dich um. Ich beobachte dich. Wenn du etwas entdeckst, was dir seltsam erscheint, gib mir ein Zeichen. Ich benutze die Antideflektor-Optik.
Fertig?"
„Fertig", entgegnete ich, denn ich hatte schon etwas entdeckt, was mir eigenartig erschien. „Koko, du bleibst bei Oberleutnant Kasom. Ich brauche dich nicht. Achte weiterhin auf den Funkverkehr, vor allem aber auf eventuelle Ortungsimpulse."
„Jawohl, Sir, wird erledigt. Was machen die da unten?"
„Das würde mich auch interessieren!" sagte Kasom leise, aber mit einem so drohenden Unterton in der Stimme, daß ich noch unruhiger wurde.
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