0179 - Spuk im Leichenschloß
spürte den Schlag doppelt und dreifach. Vor seinen Augen tanzten Sterne, die zersprühten und Platz schufen für die langen Schatten der Dunkelheit.
Eine erneute Ohnmacht drohte den Chinesen zu überfallen.
Mit aller Macht kämpfte Suko dagegen an. Er hielt die Beretta fest.
So hart, daß seine Fingerknöchel scharf und spitz hervortraten.
Dabei keuchte er und rollte sich um die eigene Achse, weil er wegkommen wollte.
Es war Schwerstarbeit, die der angeschlagene Suko in diesen schlimmen Augenblicken verrichtete.
Erschöpft blieb er liegen. In seinem Kopf fanden Explosionen statt, aber er biß die Zähne zusammen und drehte den Kopf, so daß er unter das Bett schauen konnte.
Eine Bewegung.
Schattenhaft nur, nicht genau auszumachen.
Etwas blitzte.
Die Messerklinge!
Und Suko vernahm wieder das böse Flüstern. »Ich bin frei. Ich komme zu dir, ich töte dich…« Kichern. »Die Mauern haben uns freigegeben. All das Blut der Unschuldigen wird über euch kommen und euch ertränken wie Ratten. Du bist der erste …«
Es waren schlimme Worte, die Suko da vernahm. Und er wußte, daß es keine leere Drohung war.
Der Chinese hob den rechten Arm an. Er mußte sich dabei etwas drehen, damit er mit der Waffe unter das Bett zielen konnte. Es hatte keinen Sinn, den Stab hervorzuholen und zu versuchen, die Zeit anzuhalten. Suko fühlte sich zu schwach, um effektvoll eingreifen zu können. Denn töten durfte er seinen Gegner nicht, wenn die Zeit angehalten worden war.
Etwas kroch unter dem Bett hervor.
Eine Gestalt.
Noch schlecht zu erkennen. Doch je weiter sie sich bewegte, um so schlimmer sah sie aus. Der Chinese entdeckte ein Gesicht. Bleich, bläulich schimmernd, irgendwie blutleer, mit großen Augen versehen, deren Blick starr war.
Aus den Haaren floß Blut! Ein schlimmer Anblick.
Hatte der Unheimliche unter dem Bett nicht von dem Blut der Unschuldigen gesprochen? Zählte er sich nicht dazu?
Suko biß die Zähne so hart zusammen, daß es schon knirschte.
Kaum gelang es ihm, den Arm hochzuhalten. Die Waffe wurde zu schwer, sie zitterte regelrecht in seiner Hand, und er hätte sie am liebsten fallen gelassen.
Suko riß sich zusammen.
Und dann schoß er.
Normalerweise hätte Suko getroffen, doch bei seiner Schwäche war dies nicht zu schaffen.
Der Chinese verriß.
Die Kugel fuhr über das Bett und hieb klatschend in die Wand, wo sie als deformiertes Etwas steckenblieb. Diese Aktion hatte dem Gegner Zeit gegeben, sich näher an den Chinesen heranzuschieben.
Er kicherte hohl, während Suko verzweifelt bemüht war, die Beretta so einzurichten, daß die Mündung auf den Mann unter dem Bett zeigte. Doch der Lauf pendelte zu stark von einer Seite zur anderen, und das Monster kam frei.
Es hatte das Bett hinter sich gelassen. Jetzt versperrte nichts mehr die Sicht auf seinen Gegner.
Suko riß seine Kräfte zusammen. Er wälzte sich herum, wollte weg von dem Unheimlichen, der seine Schwäche eiskalt ausnutzen und ihn töten konnte.
Normalerweise wäre diese Gestalt kaum ein Problem für den Chinesen gewesen, aber nicht in seinem Zustand, wo er sich so kraftlos wie ein Kleinkind fühlte.
Die Gefahr für Suko wuchs.
Der andere war schneller.
Wieder berührte die Wunde den Boden. Erneute Schmerzwellen rasten durch seinen Kopf. Der Chinese biß die Zähne zusammen, daß es knirschte, er hob die Waffe und feuerte, ohne zu zielen.
Schräg hämmerte das geweihte Silbergeschoß in die Decke, aber Sukos Gegner war da.
Er brauchte nur noch den Arm zu heben und zuzustoßen. Das tat er auch!
***
»Ihrem Freund geht es ziemlich schlecht«, sagte Mrs. Frominghton, als wir unten in der Halle standen.
Ich nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Wie man es nimmt.«
»Verstehe ich nicht.«
»Ein anderer hätte den Hieb vielleicht nicht verkraftet. Suko muß hingegen einen Schädel aus Eisen haben, daß er so etwas überlebt.«
»Hoffentlich kommt er bald wieder auf die Beine.«
Ich nickte. »Da sagen Sie was.«
»Sollen wir nicht doch lieber einen Arzt rufen, Herr Oberinspektor? Es wäre sicherlich besser. Wir haben hier auch Telefon.«
»Ich schaue gleich mal nach ihm. Mal sehen, wie er reagiert. Aber sie haben hier ein modernes Schloß. Sogar mit Telefon.«
»Sonst würden wir hier nicht wohnen. Bis auf den Keller, ist hier überall elektrisches Licht. Und dabei hat man uns gewarnt, hier unsere Tage zu verbringen.«
»Ach ja?«
»Irgendein Spinner. Er redete von einem Leichenschloß.«
Ich war
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