0179 - Spuk im Leichenschloß
Logan Costello aneinandergeraten war. Er schob mir auch den Tod seines Bruders in die Schuhe, obwohl ich damit nichts zu tun hatte.
»So, das reicht jetzt, Ralph. Du siehst, durch Angabe kann man keinen Eindruck schinden. Es kommt immer darauf an, was man leistet. Merke dir das für’s Leben.«
»Klar, Mrs. Frominghton. Wir merken uns alles, was Sie uns sagen. Sie sind ja so schlau.« Er grinste.
Das schien mir ein besonderes Früchtchen zu sein. Aber was wollte man machen? Der Apfel fiel ja bekanntlich nicht weit vom Stamm.
Die anderen schauten die beiden Brüder nicht gerade mit Hochachtung an. Ihnen schienen die beiden nicht zu gefallen. Der Größere, Ralph, war der Typ, der sofort alles an sich riß. Ich dachte über den Namen Sorvino nach. Gesehen hatte ich den Anwalt noch nicht.
Logan Costello brauchte ja einen neuen, der andere war gestorben.
An dessen Beerdigung denke ich nur noch mit Schaudern zurück.
Ich hatte zwangsläufig daran teilgenommen.
Costello und seine Bande hatten Sarah Goldwyn, die Horror-Oma, und mich damals verbrennen wollen. Zudem war ich noch auf Medusa getroffen und wäre fast zu Stein geworden. [4]
Meine Gedanken waren so weit abgeschweift, daß ich auf die Rede der Frau nicht mehr achtete. Sie sprach davon, wirklich einen Glücksfall getroffen zu haben und daß ich mich bereit erklärt hätte, am Abend etwas von meinem Beruf zu erzählen.
»Das ist insofern gut«, schloß sie, »als daß ihr euch schon mal informieren könnt, denn zu lange wird es nicht mehr dauern, bis ihr vor eurer Entlassung und damit auch vor der Berufswahl steht. Die Polizei sucht immer gute Leute, und so erhaltet ihr wenigstens einen ersten Einblick in die Arbeit eines Oberinspektors von Scotland Yard.«
Ralph Sorvino konnte es einfach nicht lassen. »Darauf kann ich verzichten«, sagte er. »Von meinem Alten weiß ich, wie es bei den Bullen zugeht.«
»Halte jetzt den Mund!« fuhr Mrs. Frominghton ihn an. Danach wandte sie sich an mich. »Und welche Zeit wäre Ihnen angenehm, Mr. Sinclair?«
»Nach dem Abendessen.«
»Sagen wir um 20 Uhr.«
Damit war ich einverstanden. Bis zu diesem Zeitpunkt konnte ich auch meine Telefonate erledigt haben. Ich wollte beim Yard anrufen und auch bei Shao, denn man erwartete uns noch am Abend zurück.
Vorerst jedoch interessierte mich Suko. Er hatte einiges abbekommen, sein Zustand war nicht gerade als befriedigend zu bezeichnen, vielleicht brauchte er noch Hilfe.
Ich nickte den Jugendlichen nebst Betreuern zu und machte mich auf den Weg.
Rasch überwand ich die Treppe nach oben, schritt durch den breiten Gang und blieb vor der letzten Tür stehen.
Wie ein Wilder wollte ich nicht gerade ins Zimmer stürmen, deshalb klopfte ich vorher an.
Keine Antwort.
Suko schien eingeschlafen zu sein, deshalb öffnete ich die Tür so leise es ging, denn ich wollte ihn nicht stören.
Oft knarren alte Türen in Schlössern oder Burgen. Diese hier glitt fast lautlos nach innen.
Ich drückte mich durch den Spalt. Im Zimmer herrschte ein unangenehmes Halbdunkel, deshalb konnte ich nicht alles genau erkennen, sah aber, daß niemand im Bett lag.
Augenblicklich stand ich unter Spannung.
Mein Blick irrte ab.
Und dann sah ich ihn.
Suko lag auf dem Boden, die Beretta hielt er noch in der rechten Hand, er war jedoch zu schwach, sich zu wehren, denn dicht vor ihm kniete eine Gestalt, die mir den Rücken zuwandte.
Ich sah, daß sie den rechten Arm erhoben hatte, und ich machte auch das Messer in ihrer Hand aus.
Der andere wollte Suko erstechen!
***
»Wird ja ein langweiliger Abend«, meinte Ralph Sorvino und grinste, wobei er sich drehte und bei seinen Kameraden nach Zustimmung suchte.
Bis auf Gary wichen die anderen seinem Blick aus.
Jetzt platzte auch Billy Elting der Kragen. Er stand nicht weit von Ralph entfernt, war mit zwei Schritten bei ihm und hieb seine Hand auf dessen Schulter. Er zog ihn herum, so daß Ralph ihn anschauen mußte.
»Jetzt reicht es!« zischte Billy. »Wir haben kein Interesse daran, daß du die anderen aufhetzt. Du brauchst diesen Vortrag nicht anzuhören, aber wir machen es. Und wenn du stören willst, dann fliegst du. Hast du verstanden?«
Ralph verzog verächtlich die Mundwinkel. »Nimm die Hand weg, du Hampelmann.«
In Billys Augen blitzte es.
Gary erkannte, daß sein Bruder zu weit gereizt hatte. »Laß es doch«, sagte er. »Wir gehen nach oben.«
»Okay«, grinste Ralph, »wir gehen. Euer Essen könnt ihr euch in die Haare schmieren. Ich
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