018 - Eleanors Baby
ist mir klar geworden, dass ich es selbst tun muss.- Steven.
Seine Schrift war zittrig und unregelmäßig. Wann war er fort? Der Flughafen! Schnell! Sie musste anrufen. Der Schlaf hatte ihn nicht vernünftig werden lassen. O Gott, wenn sie ihn nur noch rechtzeitig aufzuhalten vermochte!
Sie griff nach dem Telefon und bemerkte, dass das Tagebuch
verschwunden war.
Von der Flugvermittlung erfuhr sie, dass Mr. Steven Nelson noch am Flughafen auf seinen Flug wartete. Sie hatte genau siebenunddreißig Minuten Zeit, wenn sie ihn noch zurückhalten wollte.
Sie zog sich in aller Eile den Pelzmantel über den Schlafanzug und schlüpfte mit nackten Beinen in hohe Stiefel. Als sie den
Flughafen erreichte, dröhnten auf der Rollbahn die Motoren der Maschine, die Steven nach Chicago bringen sollte. Die Rampe wurde bereits weggefahren. Wenige Sekunden später hob das Flugzeug ab.
Als sie mit hängendem Kopf langsam zum Wagen zurück schritt, malte sie sich aus, was sie der Polizei sagen würde. Sehen Sie, Inspektor, würde sie sagen, mein Mann ist möglicherweise leicht verwirrt – geistig – meine ich. Er ist auf dem Weg nach San Diego, um seiner Tochter etwas Schreckliches anzutun. Er – uh – fand heraus, dass seine tote Frau – ich bin seine zweite Frau – eine Hexe war. Und da ist dieses Baby, das seine Tochter aus erster Ehe jetzt erwartet. Es wird auch eine Hexe, wenn es auf die Welt kommt. Oh, es ist gar nicht so kompliziert, wenn Sie es mich erklären lassen.
Sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Was nun? Sollte sie
die Polizei informieren und sie bitten, Steven in Chicago aus dem Flugzeug zu holen?
Man würde den Kopf schütteln und sie mitleidig aus der Polizeiwache hinauskomplimentieren oder gar eine lrrenanstalt anrufen und sie einliefern lassen; oder sie würden nur sagen, dass
sie nicht einschreiten könnten, ehe ein Verbrechen geschehen war. O Gott, was konnte sie nur tun? Sie vermochte sich Steven
.
nicht als Mörder vorzustellen, schon gar nicht als Mörder seiner eigenen Tochter. Aber er hatte selbst gesagt, er würde alles tun, um zu verhindern, dass das Kind nicht geboren wird – selbst wenn er Eleanor umbringen müsste. Die Erkenntnis, wer Gail wirklich gewesen war, hatte an seinem Verstand gerüttelt; er war im Augenblick nicht mehr er selbst; er war nicht mehr zurechnungsfähig.
Sie zitterte am ganzen Körper. Julian musste helfen. Er würde die Gefahr erkennen. Und Julian war Psychologe. Vielleicht konnte er durch seine beruflichen Verbindungen Steven aus dem Flugzeug holen lassen, ohne die Polizei einzuschalten?
Fünfundvierzig Minuten später war Pamela wieder zu Hause und bereits etwas ruhiger. Julian hatte sehr schnell geschaltet und einem Kollegen in Chicago erklärt, dass Professor Nelson einen Schock erlitten hätte und sofort in psychiatrische Behandlung müsste. Der Kollege sollte Steven aufhalten, bis Julian, der gleich das nächste Flugzeug genommen hatte, in Chicago ankam.
Schon am nächsten Tag brachten Julian und Pamela
Steven, der unnatürlich ruhig war, mit dem Wagen in ein Sanatorium in Pennsylvanien. Julian empfahl den dortigen Ärzten, dem Professor zumindest in den ersten Tagen starke Beruhigungsmittel zu geben, da er möglicherweise gewalttätig würde. Sein Kollege, der Steven aus dem Flugzeug holen sollte, hatte seine liebe Not mit ihm gehabt. Professor Nelson hatte getobt wie ein Besessener. Er hatte sich heiser gebrüllt, einer vor ihm sitzenden alten Dame den Hut vom Kopf gerissen und den Psychiater zu erwürgen versucht. Die Stewardess, den Piloten und einen Reisenden, die dem Arzt beistanden, stieß er mit den Füssen und warf sie zu Boden. Erst einer anderen Stewardess gelang es, mit einem ehemaligen Boxer zusammen Steven zu überwältigen. Als Julian ihn abholte war er sanft wie ein Lamm, aber er erkannte ihn nicht.
Auf der Rückfahrt nach Columbus weinte Pamela still vor sich hin.
»Julian, ich fühle mich wie eine Verräterin«, jammerte sie. »Steven ist doch nicht geisteskrank.«
»O doch, Pamela! Der Schock hat einen vorübergehenden Kurzschluss ausgelöst. Die ganzen Jahre über hatte sein Verstand die gefürchtete Wahrheit ins Unterbewusstsein zurückgedrängt, und als sie mit einem Schlag ans Licht kam, war es mehr als er verkraften konnte.«
»Aber er hat mich nicht einmal erkannt.«
»Das lag zum Teil an den Medikamenten. Es ist auch besser so. Stell dir vor, wie viel mehr es dich mitnehmen würde, wenn ihm klar wäre, dass du ihn
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