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018 - Eleanors Baby

018 - Eleanors Baby

Titel: 018 - Eleanors Baby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda duBreuil
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diesem Wissen leben, und wenn die Hexe stärker war, nach deren Pfeife tanzen. Verstehst du das?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte Pamela. »Wurde sie denn da auch von der Hexe gelenkt, als sie ihr eigenes Kind erschoss?«
    »Nein, da nicht. Sie tötete ja nicht ihr Kind, sondern die Hexe«, erklärte Julian.
    Nach einer Weile verabschiedete Pamela sich und ging über die Strasse in ihr eigenes Heim zurück. Sie blickte in den frostklaren Himmel und verstand nicht, dass die Sterne immer noch ihre Bahn zogen und das Haus noch so stand, wie sie es verlassen hatte. Die Strasse war ungewöhnlich leer, aber Pamela hatte das Gefühl, nicht allein zu sein, als sie das Haus betrat. Sie sperrte die Tür ab und stieg die Treppe zum Schlafzimmer hoch. Wieder roch sie den schwachen Veilchenduft, und ihr Herz hämmerte wie verrückt. Sie versuchte verzweifelt, die Angst zu unterdrücken, aber sie legte sich wie eine schwere Decke auf sie.
    Gleichmäßig hob und senkte sich Stevens Brust. Er schlief tief und konnte ihr nicht helfen. Ihr Blick fiel auf das mit weinrotem Samt überzogene Buch auf ihrem Nachttisch. Zögernd griff sie danach. Das Buch brannte wie Feuer in ihrer Hand.
    Ich muss es lesen. Ja, ich muss es lesen. Ich will es aber nicht lesen. Viel lieber möchte ich zu Steven ins Bett kriechen, mich an ihn schmiegen und so tun, als wäre alles nur ein Alptraum, aus dem ich bald wieder aufwachen werde.
    Sie warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel und sah die leicht schimmernde Erscheinung hinter sich, deren Gegenwart sie bereits auf der Strasse gespürt hatte.
    Ihre Blicke blieben am Spiegel haften. Sie hatte Angst, von der durchscheinenden Form, die wie ein tanzender Nebelstreif hinter ihr herwallte, wegzusehen, hatte Angst auch nur einen Muskel zu rühren. Aber sie vermochte mit blutleeren Lippen zu flüstern: »Bitte, geh weg! Lass mich allein, bitte!«
    Sie umklammerte das Buch in ihrer Hand so fest, dass ihre
    Finger schmerzten. Einen Augenblick dachte sie daran, es in die Heizung zu werfen und zu verbrennen, doch da bekam die Erscheinung schärfere Konturen, sie wuchs und schimmerte heller.
    Pamela atmete den unverkennbaren Geruch von Salzwasser und Meerespflanzen ein. Mit Mühe unterdrückte sie den Schrei,
    der ihr in der Kehle steckte. Sie wollte Steven nicht aufwecken, und die Schlaftablette, die sie ihm gegeben hatte, war nicht sehr stark.
    »Gut, ich werde es nicht verbrennen, wenn du das nicht willst«, murmelte sie.
    Sofort begann die nebelhafte Gestalt wieder ihre Form zu verlieren und löste sich schließlich ganz auf. Pamela hörte einen tiefen Seufzer und wusste sicher, dass sie ihn sich nicht nur eingebildet hatte. Entschlossen presste sie die Lippen zusammen und marschierte mit dem Buch in die warme Küche. Dort stand ein weiterer Telefonapparat, von dem aus sie im Notfall Julian
    Littleton anrufen konnte.
     

     
    Es war zwanzig Uhr, als Pamela das Tagebuch aufschlug und die erste Seite zu lesen begann. Um zehn nach zwei Uhr klappte sie es zu, rieb sich den schmerzenden Nacken und die brennenden
    Augen und stand auf.
    Sie war totenbleich. Mit müden Schritten stieg sie die Treppe zum Schlafzimmer hinauf und wieder spürte sie, dass sie nicht allein war.
    Warum schreibt man Tagebücher? fragte sie sich. Doch nicht für sich selbst, sondern weil man möchte, dass auch jemand anders sie später einmal liest. Gail war Schriftstellerin gewesen. Sie hätte sich nie die Zeit genommen, dieses Dokument eines herzzerbrechenden Kampfes mit den finsteren Mächten zu verfassen, wenn sie nicht gewollt hätte, dass jemand es liest, dadurch eingeweiht wird und vielleicht etwas gegen die entsetzliche Drohung unternimmt, die diese Wesenheit bedeutete; diese Wesenheit, die bald in Eleanors Baby leben würde.
    Im Dunkeln kletterte sie ins Bett und schmiegte sich an Steven. Ohne wach zu werden, legte er seinen Arm um sie und
    murmelte etwas Unverständliches. Pamela war sich nicht sicher, aber sie glaubte, jemanden ihre Gedanken beantworten zu hören.
    »Ja, du musst etwas unternehmen!« Pamela hielt den Atem an. Was konnte sie tun? Eleanors Baby umbringen?
    »Ja«, kam die Antwort. »Ja, töte Eleanors Baby!«
    Wie gehetzt sprang Pamela aus dem Bett, als sie merkte, dass Steven nicht mehr neben ihr lag. Sie wusste sofort, dass etwas
    nicht stimmte und rannte die Stiege hinunter.
    »Steven!« schrie sie. »Steven?«
    Keine Antwort.
    In der Küche neben der sprudelnden Kaffeemaschine lag ein Zettel.
    Ich muss gehen. Es

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