018 - Eleanors Baby
und hoffte, rechtzeitig wieder zurück zu sein. Außer Moss hatte sie sich noch die Namen Vandeventer, Fairchild und Johnson notiert, die sie in Gails Familienbibel gefunden hatte.
In der Nacht rief Remember alle ihre Freunde der Dunklen Vereinigung zusammen. Gemeinsam ließen sie die dicken Wälzer aus der Stadtbibliothek von Cincinnati verschwinden.
Als Pamela ihre Wünsche äußerte, wunderten sich die Bibliothekare sehr, dass sich in den Karteikästen Karten mit den Namen der Familien befanden, die betreffenden Bände jedoch nicht auffindbar waren.
Pamela bedankte sich, hatte aber nicht vor, so schnell aufzugeben.
Sie besuchte eine alte Freundin, die sich in der Stadt als Rechtsanwältin etabliert hatte.
Cynthia Lawson freute sich offensichtlich sehr, ihre ehemalige Schulkameradin nach langer Zeit wieder zu sehen, ihre Berufserfahrung und Menschenkenntnis sagten ihr jedoch sofort, dass Pamela nicht gekommen war, um alte Erinnerungen aufzufrischen.
»Wo drückt dich der Schuh?« fragte sie gleich nach der herzlichen Begrüßung.
»Kennst du jemanden, der eine Familienchronik zusammenstellen kann?«
»Meinst du eine Art erweiterte Ahnentafel?« Sie lächelte. »Aber du hast dich doch schon früher einmal damit befasst? Ich dachte, deine sei komplett.«
»Meine schon. Aber ich interessiere mich für die von Stevens erster Frau, Gail Moss.«
»Die Schriftstellerin? Warum willst du Einzelheiten über ihre Abstammung erfahren?«
Pamela lehnte sich vor. »Cynthia, befasst du dich mit Spiritismus?«
»Ideen hast du! Pam, ich kenne dich nicht wieder. Du sitzt da wie eine arme Sünderin und zupfst nervös an deinen Fingern. Was ist los mit dir? Spiritismus! Denkst du dabei an Gespenster? Die gibt es nur in Gruselgeschichten.«
»Woher willst du das wissen?«
Cynthia hob die Schultern. »Niemand weiß natürlich, was nach dem Tod kommt. Ich persönlich bin der Auffassung, dass uns die Lebenden genug Rätsel aufgeben. So, aber jetzt heraus mit der Sprache!«
Pamela zwang sich zu einem Lächeln, das aber recht kläglich ausfiel. »Also gut. Falls man mich in eine Irrenanstalt einweist, ist es vielleicht ganz gut, zu wissen, dass ich jemanden habe, der meine Rechte vertreten kann. Hör zu!«
Sie erzählte ihr alles, was sie selbst wusste; über Eleanors merkwürdige Empfängnis, den Stofffetzen zwischen den Zähnen des Hundes, Gails Erscheinung, die beschwörende Stimme und die nicht aufzufindenden Bücher in der Bibliothek. Cynthia unterbrach sie kein einziges Mal. Schließlich holte Pamela ein gefaltetes Stück Papier aus ihrer Handtasche.
»Ich habe mir Notizen gemacht. Die meisten der Daten stammen aus Gails Familienbibel. Ich werde sie dir vorlesen und bin gespannt, was du davon hältst. Joan Nelson verschwand mit vier Jahren. Sie war die erste Tochter von Gail Moss-Nelson. Gail ertrank mit sechsunddreißig. Steven erzählte mir, dass sie Selbstmord beging. Der offizielle Befund lautete jedoch: Tod durch Ertrinken. Gail war die erste Tochter von Mary Rose
Vandeventer Moss. Mary Rose wurde erschossen aufgefunden. In der Bibel steht, dass es sich um einen Unfall handelte. Sie war ebenfalls eine erste Tochter. Ihre Mutter, Nancy Johnson
Vandeventer, war auch eine erste Tochter. Sie stürzte von einem Kirchturm. Nancys Mutter hieß Naomi Ruth. Sie starb bei einem plötzlichen Anfall.«
»Anfall?«
»So steht es in der Bibel. Wahrscheinlich handelte es sich um Epilepsie, aber die Bibel geht nicht näher darauf ein. Das geschah 1877. Beginnst du die Zusammenhänge zu ahnen?«
»Ja, schon, aber … Ich – das – das heißt, du meinst, dass die ersten Töchter in der Familie vermutlich unter einem Fluch stehen oder besessen sind. Wenn es so etwas überhaupt gibt.«
»Eleanor erwartet ein Baby.«
»Und du machst dir Sorgen. Das ist verständlich, aber Eleanor ist keine erste Tochter, Pam. Da war doch noch ihre Schwester Joan, die entführt wurde oder verschwand oder sonst was. Ich weiß also nicht, wieso Eleanor von diesem Fluch betroffen sein sollte.«
»Ich mache mir ja auch keine Sorgen um Eleanor, sondern um das Ungeborene. In meinem Traum beschwor Gail mich, Eleanor das Kind nicht austragen zu lassen. Ich habe so ein ungutes Gefühl, wenn ich an diese Schwangerschaft denke. Was passiert, wenn das Kind ein Mädchen wird? Ihre beiden ersten Kinder sind Jungen.«
»Dann wird sie eben eine Tochter haben. Sicher ist ihr das sogar lieber als ein dritter Sohn. Pamela, du fühlst dich doch wohl,
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