Weiberabend: Roman (German Edition)
Vorbemerkung
I m Juni 2003 arbeitete ich an einem Artikel über Andrea Yates, eine Amerikanerin, die ihre fünf Kinder in der Badewanne ertränkt hatte. Während meiner Recherche wich das Grauen, das mich zum Schreiben getrieben hatte, allmählich einer widerstrebenden Empathie. Ich schämte mich dieses Mitgefühls, denn ich verstand nicht ganz, wie meine Empörung über eine solche Tat so ein Gefühl zulassen konnte.
Während ich noch mit dieser Reaktion rang, brachen die Nachrichten von Kathleen Folbigg über die australische Volksseele herein. Eine weitere Mutter, die ihre eigenen Kinder getötet hatte, diesmal vier, über einen Zeitraum von zehn Jahren. Ich war angewidert, ließ mich aber auf den Klatsch in der Presse ein. Besonders auf die Berichte über ihre Tagebücher, in denen sie das Gefühl beschrieb, die Mutterschaft raube ihr das eigene Selbst und zerstöre ihre Persönlichkeit. Ihre Geständnisse schreckten mich auf. Nicht zuletzt deshalb, weil sie jenen Erinnerungen ähnelten, die ich schriftlich festgehalten hatte, während der besonders zermürbenden Zeiten, als meine Kinder noch klein waren.
Mein Artikel, der im Wochenendmagazin des Sydney Morning Herald erschien, endete mit dem Satz: »Wenn es eine Hölle gibt, dann wird Folbigg für das, was sie getan hat, vielleicht darin schmoren. Doch zum Glück werde ich nicht diejenige sein, die ein Urteil über sie fällen muss.«
Um ehrlich zu sein, war ich sehr nervös, was die Reaktion der Leser anging. Ich erwartete, verdammt zu werden. Aber abgesehen von ein paar empörten Briefen älterer Leserinnen und Leser begegneten mir andere Mütter mit dem leisen Eingeständnis, dass keine von ihnen begierig darauf wäre, ihre Leistungen als Mutter einer genauen Prüfung unterziehen zu lassen. Zahlreiche Mütter konnten sich mit der Aussage meines Artikels identifizieren, die durchaus leicht hätte missverstanden werden können – nämlich dass die Handlungen von Müttern, die ihre Kinder töten, zwar unvorstellbar sind, ihre Verzweiflung und Einsamkeit aber nicht einmalig.
Einige Monate später traf ich mich mit einigen Freundinnen zu einer Pyjama-Party. Bei einem üppigen Festmahl – und zu vielen Daiquiris – enthüllten wir einander unsere Lebensgeschichten als Mütter, Ehefrauen, Berufstätige und als die Individuen, die wir waren, bevor wir Eltern wurden. Es gab Offenbarungen und Geständnisse, viel zu lachen, Wein, Fußmassagen und grauenhafte Filme auf DVD.
Das Drängen meiner Freundin und Agentin Jane Ogilvie spornte mich an, ein Buch über diese Insel in der Zeit zu schreiben, über jenen geheiligten Raum der Ehrlichkeit. Weiberabend entstand aus diesem Zusammentreffen und beschreibt die Ereignisse und Emotionen eines einzigen Abends, den acht Frauen zusammen verbringen, allein, Mann- und Kinder-frei.
Alle Gespräche in diesem Buch basieren auf tatsächlichen Gesprächen mit Frauen. Das weiß ich, weil ich eine von ihnen bin. Die Erzählerin bin ich. Ich habe die Fakten meines eigenes Lebens nicht verändert, nur die Namen meines Mannes und meiner Kinder und ein paar weitere Details, um Menschen zu schützen, die ich liebe (aber im richtigen Leben bin ich nicht so ein Miststück, ehrlich!). Die anderen Frauen sind »fiktionalisiert« – ich habe Eigenschaften mehrerer Freundinnen zu einem neuen Charakter vereint und Szenarien erfunden, die nicht unbedingt dem wahren Leben der Frauen entsprechen, die an jenem Abend dabei waren, um deren Identität zu verschleiern. Außerdem will ich damit meine kostbare Freundschaft mit diesen Frauen schützen und das Vertrauensverhältnis wahren, das diese Gespräche überhaupt erst möglich gemacht hat.
Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich an die Macht der Wahrheit glaube, und an die Freundschaft von Frauen. Ich habe es geschrieben, weil Muttersein unterbewertet, über-romantisiert und verdammt hart ist. Wenn du selbst Mutter bist, weißt du genau, was ich meine.
Und schließlich habe ich dieses Buch meinen Kindern zu Ehren geschrieben, meinen besten Lehrern, die mir meine ganze Unvollkommenheit vor Augen führen. Ich habe es getan, weil ich sie liebe und mir vorgenommen habe, ihnen immer die ungeschminkte Wahrheit über das Leben zu erzählen, damit sie genug Informationen haben, um für ihr Leben die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Eine Geschichte kann man nicht auf leeren Magen genießen, deshalb ist diese hier durchsetzt mit verschiedenen köstlichen Gerichten. Sie sollen das kreative und
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