0180 - Der gnadenlose Gegner
den Befehl gegeben, auf Stup zu landen. Bully und Noir werden zur CREST übersetzen."
„Noir", wiederholte Atlan nachdenklich. „Nur Noir?"
„Nur Noir", sagte Rhodan knapp. „Turpin!" rief er dann.
Der Sergeant eilte herbei; mit seinen kurzen, krummen Beinen ähnelte er einem Jockey. „Bringen Sie die drei Männer wieder in ihre Kabine. Halten Sie sich jedoch bereit, wir werden das Verhör bald fortsetzen."
„In Ordnung, Sir!" Turpin ging zu den Gefangenen und machte eine einladende Geste, zur tür. Langsam setzten sich die Männer in Bewegung. Matthieu ging voraus. Das tat er immer. „Seltsame Uniformen", bemerkte Atlan. „Wer immer sie entworfen hat, muß sich dabei etwas gedacht haben."
„Ein großes Vauf blauem Grund. Was könnte es bedeuten?"
sinnierte Rhodan. „Vielleicht ist es irgendein Symbol", sagte der schlanke Arkonide. Rhodan stieß einen leisen Pfiff aus. „Ich erinnere mich an meine Jugend", sagte er. „Verschiedene Nationen der Erde hatten damals die Gewohnheit, mit ausgestrecktem Mittel- und Zeigefinger ein Vzu zeigen."
„Und was bedeutete dieses V?" erkundigte sich Atlan. „Victory", erwiderte Rhodan. „Sieg."
Weil Noir ein ziemlich kleiner und dicker Mann war, sah er nicht gefährlich aus. Auch wenn er sprach, machte er nicht den Eindruck eines Kämpfers. Er wirkte wie ein gemütlicher Handlungsreisender, der gerade ein gutes Geschäft abgeschlossen hatte. Dabei war Noir eine lebende Waffe. Noir war Hypno, er konnte jedem Lebewesen seinen eigenen Willen auf zwingen, ohne daß der Betroffene es merkte. Noir sah gemütlich aus, aber er besaß nicht die geringsten Skrupel, seine besonderen Fähigkeiten einzusetzen. Man brauchte ihn oft, denn innerhalb der Galaxis gab es so viele Wesen, die etwas anderes taten, als man von ihnen erwartete, daß es einer Armee von Noirs bedurft hätte, um sie zur Räson zu bringen. Wie jeder andere Mutant war Noir überarbeitet.
Da er jedoch einen Zell-aktivator trug, der ihn. vor Krankheit, Altern und Müdigkeit schützte, war er in der. Lage, ein gewaltiges Arbeitspensum zu erledigen. Fünfundzwanzig Zellaktivatoren hatte das Geistwesen von Wanderer innerhalb der Galaxis ausgestreut.
Neunzehn davon hatte man gefunden, aber einer war zerstört worden. Niemand wußte, wo die anderen sechs waren. Rhodan war sich noch nicht einmal darüber im klaren, ob die Aktivatoren noch irgendwo in ihren Verstecken ruhten oder bereits von Unbekannten getragen wurden. Einen der achtzehn wertvollen Apparate trug Andre Noir, der Hypno. Noir ging neben Rhodan über den Gang, der sie zur Kabine führte, wo man die drei Gefangenen untergebracht hatte. Atlan folgte einen Meter hinter ihnen. Bully war in der Zentrale bei Dantur geblieben. „Wie wollen Sie sie packen?" fragte Rhodan den Mutanten. Noir lächelte harmlos. Man hätte meinen können, er sei auf dem Weg zu einer unwichtigen Vereinsveranstaltung. „Ich bin dafür, wir machen es vorsichtig", schlug der Hypno vor. „So, daß sie auch dann nichts spüren, wenn wir mit ihnen fertig sind. „Wie lange wird das dauern?" fragte Rhodan. Noir fuhr verlegen über seine dunklen Haare. „Vier Tage, vielleicht auch fünf, wer weiß?" erwiderte er. „Ich werde einen hypnotischen Tiefblock in ihnen erzeugen, der das Willenszentrum der Burschen ausschaltet, ohne daß sie etwas davon bemerken." Sie bogen um eine Ecke und sahen Turpin, der vor der Kabine der Gefangenen Wache hielt. Als der Sergeant Rhodan und seine Begleiter sah, straffte er sich unwillkürlich.
Noir blieb vor der Tür stehen. „Wann wollen Sie anfangen?" fragte Atlan hinter ihnen. Noir fixierte die Tür, als könnte er sie mit den Augen durchdringen. Er lächelte. „Jetzt", sagte er.
Es war der 30. September 2328.
Vier Tage terranischer Zeitrechnung sind für kosmische Geschichte wenig. Sie sind fast bedeutungslos. Auch vierhundert Jahre sind für die Entwicklung der Galaxis bedeutungslos. An Bord eines Raumschiffes jedoch sind vier Tage eine lange Zeit. Gerade dann, wenn man auf irgend etwas wartet, wenn viel auf dem Spiel steht. Rhodan wußte, daß es sinnlos war, den Mutanten anzutreiben oder mit gutgemeinten Ratschlägen zu unterstützen.
Noir wußte genau, was er zu tun hatte. Er arbeitete so schnell es ging. Er war sehr oft in der Kabine der Gefangenen. Allein. Er unterhielt sich mit ihnen über belanglose Dinge, spielte mit Matthieu Schach und ließ sich durch nichts anmerken, daß er eine Aufgabe hatte. Doch die drei jungen Männer waren
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