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0181 - Das Höllenfeuer

0181 - Das Höllenfeuer

Titel: 0181 - Das Höllenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der heruntergelassenen Zugbrücke. Château Montagne hatte ihn und Nicole wieder.
    Auf der breiten Treppe des Wohntraktes stand ein Mann in gestreifter Dienerlivree und sah dem ankommenden Wagen entgegen. Raffael Bois, der gute Geist des Schlosses, schien seinen Chef bereits sehnsüchtig zu erwarten.
    Der Wagen rollte in den Innenhof. Das Schloß, vor fast tausend Jahren von Leonardo de Montagne erbaut, war zum Teil wie eine Burgfestung konstruiert. Daher auch Zugbrücke und Schutzgraben…
    Neben der breiten Treppe ließ Zamorra den Wagen ausrollen und drehte den Zündschlüssel herum. Sie waren unten im Dorf gewesen. Die Bewohner hatten ein kleines Fest gegeben. Nach der Hochwasserkatastrophe im verregneten Sommer 1980 war im Loire-Tal wieder Ruhe eingekehrt, und Zamorra hatte die Wiederaufbauarbeiten, soweit sie die nähere Umgebung des Schlosses und die ihm gehörenden Ländereien betrafen, ein wenig unterstützt. Das kleine Fest war der krönende Abschluß der Aktion geworden.
    Jetzt ging unten im Dorf die Feier ihrem Ende zu, und die Sonne schickte sich an, hinter den Bergen zu verschwinden. Sicher, Tanz und Musik würden noch weitergehen, aber der Höhepunkt der Veranstaltung, die kurz nach Mittag begonnen hatte, war längst überschritten.
    Nicole schwang ihre endlos langen Beine, die vom traditionellen Trachtenkleid zu Zamorras Leidwesen viel zu sehr verdeckt wurden, aus dem Wagen. »Hallo, Raffael«, winkte sie dem alten Diener fröhlich zu, ohne den Château Montagne einfach unvorstellbar war. Nicht einmal Zamorra wagte es sich auszumalen, was geschah, wenn Raffael einmal in Pension ging. Raffael konnte alles, tat alles und wußte alles. Still und zurückhaltend erledigte er die unglaublichsten Dinge wie ein Hausgeist und war, wenn es nötig war, selbst zu mitternächtlicher Stunde dienstbereit, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
    Zamorra hatte sich jetzt ebenfalls aus dem Wagen befreit. Er runzelte leicht die Stirn. Wenn Raffael ihn bereits ungeduldig im Freien erwartete, war etwas faul im Staate Dänemark, und eine dumpfe Ahnung kroch in Zamorra hoch.
    Das erste freie Wochenende seit einem halben Jahr würden sie sich mit ziemlicher Sicherheit mal wieder in den Wind schreiben müssen.
    »Gut, daß Sie endlich kommen, Chef«, empfing ihn der alte Diener. »Vor zwei Stunden bereits ging ein Auslandsgespräch ein. Sir Bryont Saris aus Schottland verlangte Sie. Es sei ungeheuer wichtig, daß Sie sofort nach Llewellyn Castle kämen, am besten noch heute.«
    Nicole stöhnte verzweifelt auf.
    »Ich hab’s geahnt!« schrie sie. »Ich hab’s doch geahnt. Keine zwei Tage hast du Ruhe, schon geht es wieder rund. Was ist denn jetzt wieder los? Versinken die Highlands im Nordatlantik?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Er kannte den Lord gut genug, um zu wissen, daß tatsächlich Not am Mann sein mußte, wenn Saris es so dringend machte.
    »Erzählen Sie, Raffael«, bat er. »Was hat der Lord gesagt? Was ist geschehen?«
    »Jemand aus seinem näheren Bekanntenkreis sei auf rätselhafte Weise ermordet worden«, berichtete der Diener, während sie die Marmortreppe hinaufschritten und durch die breite Glastür die Eingangshalle betraten. »Er sprach von garantiert nichtmenschlichen Einflüssen. Mehr wollte er am Telefon nicht darüber sagen, weil er befürchtete, von dämonischen Kräften abgehört zu werden. Sie möchten unverzüglich nach Schottland kommen. Gefahr im Verzug.«
    Zamorra nickte. »Wie ich Sie kenne, Raffael, haben Sie schon für eine Flugverbindung gesorgt, nicht wahr?«
    Der Diener verneigte sich leicht. »Selbstverständlich, Monsieur. In drei Stunden fliegt eine Maschine von Lapalisse nach Paris. Dort haben Sie siebenundzwanzig Minuten Aufenthalt und fliegen dann mit einer Maschine direkt nach Inverness.«
    Zamorra hob die Brauen. »Wie haben Sie das denn gedreht?« fragte er überrascht, weil Direktverbindungen von Paris nach Inverness so selten waren wie Werwölfe in der Kirche. Raffael lächelte nur und schwieg sich über die kleinen Geheimnisse seines Organisationstalents aus.
    »Das ist gemein!« protestierte Nicole. »Da bleibt ja nicht einmal Zeit, die Koffer zu packen!«
    Zamorra grinste.
    »Wofür willst du Koffer packen, Cherie? Du kaufst doch in Schottland ohnehin wieder alles nötige neu ein. Eine Zahnbürste sollte vorerst vollkommen reichen, und um die einzupacken, brauchst du nur eine halbe Minute.«
    »Aber ich muß mich umziehen!« wendete sie ein. »Und noch ein wenig duschen

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