0183 - Die Dschungel-Armee
der Armee patrouillierten, konnte Teltak nicht beruhigen. Die Explosion war allem Anschein nach in der Nähe der achtzehnten Etage erfolgt, also dort, wo man die Gefangenen untergebracht hatte. Teltak fühlte, daß sich sein Magen zusammenkrampfte. Er vergaß die Schmerzen, die ihn seit dem Absturz mit dem Gleiter plagten.
Er war auf das Schlimmste gefaßt. Mit unsicherer Stimme trieb er seine Männer zu größerer Eile an. Die Menge teilte sich, als sie Teltak erkannte. Es wurde ruhig. Teltak fühlte mehrere hundert Augenpaare auf sich gerichtet. Er ging durch die Gasse, die sich vor ihnen öffnete. Einer der Posten, ein blutjunger Leutnant der Polizei, kam ihm entgegen. Teltak sah sofort, daß dieser Mann verwirrt war, die Ereignisse hatten ihn überfordert. Teltak blieb stehen. Er glaubte die Anspannung der Menge zu fühlen, die auf jedes Wort lauschte, das nun fallen würde. „Was ist passiert?" fragte der Vormann mit schwacher Stimme. Er hatte fest sprechen wollen, aber seine Kehle war wie zugeschnürt. „Es ist den Neutralisten irgendwie gelungen, ins Hauptquartier einzudringen, Sir", berichtete der Leutnant unglücklich. „Es kam zu heftigen Kämpfen, über deren Ausgang ich nicht unterrichtet bin. Wir hielten es für besser, den Eingang zu bewachen, damit wir Flüchtlinge abfangen können." Teltak hätte nicht anders gehandelt als der Leutnant. Doch das junge, verstörte Gesicht reizte ihn. Er hatte Mühe, seine Gefühle zu beherrschen. Er hatte das Bedürfnis, dem Polizisten ins Gesicht zu schlagen und ihn anzuschreien. Aber er tat es nicht. „Wenn die Gefangenen entflohen sind, werden Sie und Ihre Kameraden vor Gericht gestellt", sagte er mit rauher Stimme.
Der Leutnant salutierte und machte ihm Platz. Teltak winkte seinen Männern. Die Posten rissen die großen Türen auf. Hinter dem Vormann bewegte sich die Zuschauermenge unruhig. Das Stimmengemurmel schwoll wieder an. Teltak sah, daß es in der Empfangshalle zu Schießereien gekommen war. Im eigentlichen Empfangsraum hielten sich die Angestellten auf. Sie beobachteten die Ankunft des Vormanns mit verstörten Gesichtern. Teltak haßte sie für ihre Hilflosigkeit, obwohl er genau wußte, daß auch er nichts unternehmen konnte, um das Geschehen rückgängig zu machen.
Er führte seine Männer zum Lift, wo ein einzelner Soldat postiert war. Unter Teltaks wilden Blicken schmolz der Mann förmlich zusammen. „Warum funktioniert der Lift nicht?" fuhr ihn der Vormann an. „Wir haben den Generator abgestellt, Sir", stotterte der Soldat. „Wir wollten vermeiden, daß die Rebellen den Auf zug benutzten."
„Wo sind die Neutralisten?" fragte' Teltak. „In den oberen Stockwerken wurde bis vor wenigen Augenblicken gekämpft, Sir."
Teltak befahl den Männern im Empfangsraum, den Lift in Betrieb zu nehmen. Ungeduldig wartete er, bis der Tragkorb erschien und die Tür aufglitt. Ein Toter in zerlumpter Kleidung fiel ihnen entgegen. Auf dem Boden des Lifts lagen die Überreste der Tragkorbdecke. Zwei Soldaten trugen den toten Rebellen davon.
Teltak inspizierte den Lift. Er sah das zerschmolzene Dach.
„Sie waren hier drin"! stellte er fest. „Jedenfalls hielten sich einige im abgestellten Lift auf. Irgendwie ist es ihnen gelungen, aus ihm herauszukommen. Keiner dieser Narren hat daran gedacht, hier nach ihnen zu suchen." Man sah dem Posten an, daß er am liebsten in den Erdboden versunken wäre. Teltak rief seine Begleiter in den Tragkorb und gab Befehl, den Lift zu starten. Im achtzehnten Stockwerk verließ er den Aufzug. Seine Blicke fielen direkt auf die Trümmer der zerstörten Barrikade am Treppenaufgang. Dann sah er die toten Soldaten. Seine düstersten Vermutungen schienen von der Wirklichkeit noch übertroffen zu werden. Eine Tür, die zum Zimmer der Gefangenen führte, stand weit offen. Teltak ahnte, was ihn erwartete. Aber er mußte sich persönlich vom Ausmaß dieser Katastrophe überzeugen. Er stolperte in den Raum hinein. Die zerstörte Tür lag am Boden. Die Gefangenen waren verschwunden. Trat Teltak schwankte.
Ausgerechnet jetzt fielen ihm die Worte des ehemaligen Leibwächters ein, den er vor Rhodans Augen hatte umkommen lassen. Der Sterbende hatte ihm prophezeit, daß er eines Tages sein Schicksal teilen würde. Die Soldaten beobachteten den Vormann. Jeder von ihnen wußte, was in den Gedanken Teltaks vorging. Auch ihnen standen harte Strafen bevor. „Sie müssen noch irgendwo im Gebäude sein", sagte Teltak langsam, als erwache er aus
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