0183 - Die Dschungel-Armee
bleiben. Die größte Sicherheit des Obmanns, daß wir uns nicht gegen ihn stellen, liegt in der Tatsache begründet, daß wir auf das Gegengift angewiesen sind. Es bleibt uns keine andere .Wahl, als uns den Wünschen Hondros zu fügen." Atlans Worte waren bittere Wahrheit. Hondro hatte Greendoor ohne Sorgen verlassen können. Ohne daß er sich um die Gefangenen kümmerte, wußte er, daß sie in seiner Hand waren. „Dieser Teltak ist ein ziemlich labiler Bursche", bemerkte Andre Noir, der lange Zeit geschwiegen hatte. Rhodan verstand sofort, was Noir gemeint hatte. „Das hätten Sie nicht versuchen sollen", sagte er zu dem Hypno. „Die Plophoser sind über Ihre Fähigkeit unterrichtet. Sobald sie nur den geringsten paranormalen Impuls spüren, sind Sie ein toter Mann, Andre." Der Mutant breitete seine Hände aus. In diesem prunkvollen Zimmer wirkte er wie ein Geschäftsmann, dem gerade ein guter Handel gelungen war. „Ich bin schließlich kein Anfänger, Chef", bemerkte er trocken. „Als sich Teltak ganz auf den sterbenden Plophoser konzentrierte, tastete ich mich ganz behutsam in das Willenszentrum seines Gehirns vor. Auch ein Mensch mit feiner ausgeprägten Sinnen als der Vormann hätte diesen Kontakt nicht spüren können."
„Auf diese Weise können sie ihn aber niemals richtig packen", sagte Rhodan. „Wenn nichts dazwischenkommt, habe ich in drei bis vier Wochen einen Hypnoblock in ihm errichtet, ohne daß es ihm bewußt wird." Atlan lächelte mitleidig. „Drei bis vier Wochen? Um Himmels willen, Noir, was kann bis dahin alles noch geschehen." Noir verteidigte sein Vorhaben. Inzwischen war Rhodan aufgestanden und zum Fenster gegangen. Unter ihm breitete sich Zentral-City aus, eine gewaltige Stadt aus Stahl, Glas, Beton und Plastik. Überall schwirrten Fluggleiter zwischen den Gebäuden herum. Auch auf den Straßen herrschte starker Verkehr. Im Hintergrund sah Rhodan den Ozean.
Auf der anderen Seite, für ihn unsichtbar, lagen der Dschungel und das Hochgebirge, die die Hauptstadt von Greendoor umschlossen.
Es schien, als sei Zentral-City von Fesseln umgeben. Und doch breitete sich diese Stadt immer weiter aus. Ringsum dröhnten ununterbrochen die Flammenwerfer, zischten pausenlos die Säurespritzen. Meter um Meter rangen die Plophoser dem Urwald an Boden ab. Rhodan preßte beide Hände gegen die kühlen Scheiben. Er fühlte sich seltsam eingeengt. Vielleicht beruhte das auf der Wirkung von Hondros Gift. Er glaubte, sein Blut in den Fingerspitzen pulsieren zu fühlen. Jedesmal, wenn das Herz schlug, pumpte es das tödliche Gift durch die Adern seines Körpers. Im Hintergrund hörte er noch immer Noirs Stimme, der Atlan seine Pläne erläuterte. Rhodan kämpfte gegen die Depression an. Sie lebten nur noch auf Abruf. Und Iratio Hondro, der Diktator der Plophoser, war der Mann, der das entscheidende Wort sprechen konnte, wann immer er wollte. Rhodan spürte die Last von über dreihundert anstrengenden Jahren. Alles in diesem Universum ging einmal zu Ende. Auch das Leben eines Unsterblichen.
Melbar Kasom erwachte von einem seltsamen Geräusch, das wie fernes Gewehrfeuer klang. Er fragte sich, wie es überhaupt möglich war, daß er innerhalb dieses schwankenden Baumes, der mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den Dschungel stampfte, eingeschlafen war. Vielleicht lag es an der Säure, die die Pflanze versprüht hatte, die vor ihm in dieser Aushöhlung des Riesenbaumes gelebt hatte. Kasom hatte das Gewächs nach kurzem, aber heftigem Kampf getötet.
Er schüttelte sich, um einen klaren Kopf zu bekommen. Durch die Öffnung in ihrem Stamm drang beißender Qualm.
Kasom fuhr hoch. Seine Erinnerung kehrte vollständig zurück. Es fiel ihm ein, daß die Plophoser den Baum in Brand geschossen hatten, bevor diesem die Flucht gelungen war.
Das vermeintliche Gewehrgeknatter war nichts anderes als das Prasseln der Flammen. Ächzend kam Kasom auf die Beine und arbeitete sich bis zu dem Loch vor, durch das er hereingekommen war. Rings um die Drenhol schienen noch andere Pflanzen zu brennen, denn es wurde zunehmend heißer. Der Rauch war so dicht, daß Kasom kaum Einzelheiten erkennen konnte. Er hatte sich unterhalb der Öffnung einen Hügel gebaut, so daß er ohne Anstrengung hinausblicken konnte. Hustend zog er sich von dem Eingang der Baumhöhle zurück. Die Drenhol war offensichtlich bereits soweit abgebrannt, daß sie nicht weiter vorankam.
Wahrscheinlich hatten längst alle mit ihr in Symbiose lebendenPflanzen
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