0183 - Die Dschungel-Armee
er nicht lange standhalten. Atlan, Bully und Noir kletterten betont langsam aus ihren Betten. Keiner machte eine verdächtige Bewegung.
Teltak spürte, daß sich ihm keine Gelegenheit bieten würde, gegen die Gefangenen vorzugehen. Er wußte nicht genau, welche Pläne der Obmann mit diesen Männern hatte. Es war deshalb gefährlich, wenn er sich zu einer unbedachten Handlung hinreißen ließ. Hondro hatte für unzuverlässige Mitarbeiter kein Verständnis.
„Los!" knurrte der Vormann barsch. „Nehmen Sie Ihre Sachen und verlassen Sie diesen Raum."
Flankiert von zwei weiteren Wächtern, die vor der Tür gewartet hatten, folgten sie Trat Teltak zum Lift. Rhodan hatte allmählich den Eindruck, daß die Plophoser selbst nicht wußten, was mit den Gefangenen geschehen sollte. Hondro schien keinen Vertrauten zu haben, mit dem er alle Pläne besprach. Immer wieder war bei seinen Vertretern Unsicherheit zu bemerken. Rhodan dachte daran, daß sie in ungefähr zwanzig Tagen das Gegengift erhalten mußten. War dadurch nicht jeder Gedanke an eine nochmalige Flucht ausgeschlossen? Atlan hatte alle kühnen Pläne Bullys abgelehnt. Der Arkonide stand auf dem Standpunkt, daß eine Flucht erst dann sinnvoll war, wenn es ihnen gelang, in den Besitz des Gegenmittels zu kommen.
Rhodan erinnerte sich an Melbar Kasom. Der Ertruser, der als einziger den Plophosern entkommen war, hatte allem Anschein nach den Tod gefunden. Die Soldaten hatten ihn nicht fangen können. Kasom war im mörderischen Dschungel von Green-door verschollen. Hondro und seine Helfer hatten klar zum Ausdruck gebracht, daß sie nicht daran glaubten, daß der USO-Spezialist noch am Leben sei.
Rhodan, den man nach der mißlungenen Flucht zuerst wieder festgenommen hatte, glaubte aus Atlans Berichten entnehmen zu können, daß Kasom in der brennenden Drenhol umgekommen war, die in wilder Flucht vor Hondros Flammenwerfer- Mannschaften in den Dschungel gerast war.
Rhodan war nicht zum erstenmal in Gefangenschaft. Er konnte sich jedoch nicht erinnern, daß man ihn jemals so lange hatte festhalten können. Immer wieder fragte er sich in stiller Verzweiflung, wie es um das Vereinigte Imperium stand. Nach Aussagen Hondros stand der endgültige Zusammenbruch bevor.
Es gab keinen Grund, die Worte der Plophoser anzuzweifeln.
Das Verschwinden der mächtigsten Männer des Imperiums, Gerüchte und Bilder des völlig zerstörten Flaggschiffes mußten genügen, um Chaos über die Galaxis hereinbrechen zu lassen.
Genau das wollten die Plophoser erreichen. Was mochte im Gehirn eines Mannes vorgehen, der sich nicht scheute, ganze Zivilisationen in den Krieg zu treiben, um an die Macht zu gelangen? Unbewußt schüttelte Rhodan den Kopf. Nein, so durfte er Hondro nicht beurteilen. Der Obmann träumte von Macht über die Galaxis, aber er fühlte sich gleichzeitig zum Herrscher der Menschheit berufen. Das vergrößterte die Gefährlichkeit dieses Mannes. Hondro konnte man nicht mit einem kleinen Verbrecher vergleichen, der sich widerrechtlich in eine ihm nicht zustehende Position drängen wollte. Sich selbst sah Hondro wahrscheinlich als eine Art Nationalheros, als den Mann mit dem Flammenschwert, der gekommen ist, um frischen Schwung in die Vorwärtsentwicklung der Menschheit zu bringen. Immer wieder hatte er Rhodan und Atlan als konservative alte Männer bezeichnet, die nutzlose Überbleibsel einer Vergangenheit waren, über deren Verhältnisse Männer wie Hondro nur mitleidig lachen konnten.
Einen Augenblick mußte Rhodan seine Aufmerksamkeit auf den Lift konzentrieren. Teltak und einer der Wächter traten zuerst ein.
Dann folgten die Gefangenen. Zuletzt kam der zweite Wächter. Er ließ die Tür hinter sich zugleiten und zog eine kurzläufige Strahlenwaffe. Rhodan konnte ein Lächeln nicht unterdrücken.
Wenn sie den Mann zwangen, die gefährliche Waffe innerhalb eines derart kleinen Raumes abzufeuern, würde er mit ihnen den Tod erleiden. Der Lift setzte sich in Bewegung. Teltak fühlte sich offensichtlich nicht wohl in unmittelbarer Nähe der gefangenen Gegner. Rhodans Vermutung, daß Teltak ein Feigling war, verstärkte sich. Der Lift hielt an, und sie wurden hinausgetrieben.
Sie überquerten einen großen, mit Teppichen ausgelegten Raum.
An den Wänden hingen Bilder berühmter plophosischer Pioniere.
Ernst schauten die längst verstorbenen Männer aus den kunstvoll gearbeiteten Rahmen herab. Durch den 3-D-Effekt sah es aus, als lebten sie. Keiner von ihnen hätte das
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