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0184 - Der Kraken-Götze

0184 - Der Kraken-Götze

Titel: 0184 - Der Kraken-Götze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Michael
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getragen hatte, niemand wäre auf den Gedanken gekommen, ihm, den Gott geschlagen hatte, ein ordentliches Leichenhemd anzuziehen.
    So hielten ihn die Menschen, die ihn von weitem sahen, für einen Besucher des Friedhofes. Er aber stapfte, keinen Weg einhaltend, seinem Ziel entgegen -der Stelle, von wo der Ruf herkam.
    Blumen auf den Gräbern brachen, gaben ungewollt ihr Leben auf, unter den Schritten der wandelnden Leiche. Schrill brach das Lied einer Amsel ab, die dunklen Augen des Vogels stierten zu dem, der das Grab verlassen hatte. Oben in der Krone einer gewaltigen Eiche aber war ein Waldkauz erwacht, bereitete sich auf die Nachtjagd vor. »Kuwitt! Kuwitt!« gellte sein Ruf.
    Komm mit - ins kühle Grab!
    Der Untote, der einst Siegmund Stoller gewesen war, er hörte nicht mehr den Schrei des Totenvogels, bei dem abergläubige Leute glauben, daß der Sensenmann bald sie selbst oder einen ihrer Lieben zu sich holen würde. Er hatte keinen Willen mehr, der Wille eines anderen beherrschte sein Tun.
    Der Wille des Meisters!
    Mächtig war sein Ruf erklungen und Siegmund Stoller hatte gehorchen müssen. Noch hatte sein Geist nicht die Brücke zwischen Diesseits und Jenseits überschritten. Es lagen noch zwei der sieben heiligen Nächte vor ihm, wenn der Meister nicht gar die Macht besaß, ihn dem Zugriff der ewigen Gerechtigkeit zu entziehen.
    Der Ruf des Meisters war mächtig.
    Längst lag der Friedhof hinter ihm. Schnurgerade führte Stollers Weg durch den Wald. Aufkommende Bodennebel umschwebten seine Gestalt und gaben ihr einen gespenstischen Ausdruck. Unmittelbar vor ihm erhob sich der steile Basaltfelsen, der Burg Stolzenfels trug. An dieser Stelle stieg die Wand fast zehn Meter nach oben und nur berggewohnte Leute konnten sie besteigen.
    Stollers Weg schien zu Ende.
    Knirschend bröckelte es im Gestein, mit einem peitschenden Knall flogen ganze Felsblöcke davon.
    Wie durch ein Wunder wurde Siegmund Stollers Körper nicht behelligt. Es grollte und murrte im Berg, als wenn die Riesen der Sage, aus ihrem Schlaf erwacht, sich zu regen beginnen. Doch etwas Schrecklicheres als die Riesen war erwacht.
    Vor Siegmund Stoller gähnte eine schwarze Öffnung. Und der Befehl des Meisters trieb ihn vorwärts, ließ ihn eintreten in das unterirdische Reich. Seine Gestalt verschmolz mit der Schwärze des Ganges.
    ***
    »Was, zum Donnerwetter, war das?«
    Professor Zamorra war aufgesprungen und umklammerte das Amulett. Deutlich spürte der Meister des Übersinnlichen die Aura des Bösen. Unter ihren Füßen zitterte die Erde. Schrill kreischten die Mädchen auf und drückten sich zusammen. Nicole Duval nahm eine fernöstliche Kampfstellung ein. Das Grollen, das tief aus dem Erdinneren herzurühren schien, ließ auch die Jungen erschaudern.
    »Ein Erdbeben!« murmelte Hartmut Sachse. »Sollte das das Ende sein?«
    Aber noch ehe ihre im ersten Schreck wie gelähmten Beine wieder ihre Tätigkeit aufnehmen konnten, war das Beben vorbei, beruhigte sich der Berg wieder. An der Ruine der Burg hatte es keinen ersichtlichen Schaden gegeben.
    »Haben Sie eine Erklärung für dieses Phänomen, Professor?« Peter Michael war zwar bleich, schien sich aber als erster vom Schreck erholt zu haben.
    »Ja, ich weiß nicht recht«, murmelte Zamorra, immer noch das Amulett in beiden Händen haltend.
    »Sind es Dämonen, Cherie?« fragte Nicole, sich an ihn schmiegend.
    Der Meister des Übersinnlichen zuckte hilflos die Schultern. »Das ist diesmal eine schwierige Frage«, gestand er. »Nach allem, was wir über die Schwarze Familie wissen, können nur Teufel und Dämonen ihre Hand im Spiel gehabt haben. Aber das Amulett«, und er hielt ihr die Silberscheibe mit dem Drudenfuß, dem Zeichen des Tierkreises und den unübersetzbaren Zeichen, entgegen, »das Amulett zeigt keine Wirkung!«
    Befremdet betrachtete Nicole Duval Merlins Stern. Das Amulett pulsierte nicht und zeigte kein Anzeichen von Erwärmung, Zeichen, die auf die Anwesenheit von Geschöpfen aus Asmodis Gefolge deuteten.
    »Und dennoch«, munnelte er, »ist es, als ob sich der Höllenrachen direkt neben uns auftäte!«
    »Was bedeutet das alles?« fragte Jörg Bernhard.
    »Sie wollen uns doch wohl nicht weismachen, daß dieses kurze Beben etwas mit Dämonen zu tun hat!« mischte sich Hermann Zartes ein. »Oder glauben Sie wirklich an den Schwindel, den Sie uns eben erzählt haben?«
    Zamorra zuckte zusammen. In der Tat, er hatte auf Peter Michaels Wunsch einiges aus seiner Arbeit und

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