0184 - Gucky und die Blaue Garde
begann es zu flackern. Seine Hände zitterten, als er die Fingerspitzen gegeneinanderlegte. „So schnell?" Noch immer keine Reaktion in seinem Gehirn, dachte Marshall verblüfft. Gab es eine derartige Gedankenblockierung überhaupt? „Ich benötige mehr Zeit, um meine Angelegenheiten zu regeln."
„Tut mir aufrichtig leid. Mehr als zehn Minuten kann ich Ihnen nicht bewilligen. Würden Sie die Güte haben, die Regierung dieser Welt von Ihrem Abschied zu unterrichten?" Der Konsul erhob sich und starrte verloren auf die Nachrichtenanlage, die auf dem Schreibtisch stand. Dann nickte er, ging hin und drückte auf einen Knopf. Der Bildschirm leuchtete sofort auf und zeigte das Gesicht eines Plophosers. „Sie wünschen?"
„Eine direkte Verbindung zum Obmann. Wichtige Regierungsgeschäfte." Der Schirm erlosch für einige Sekunden, dann kam ein neues Gesicht. „Der Obmann will jetzt nicht gestört ..." Der Mann verstummte. Er mußte jetzt Marshall und seine Begleiter gesehen haben. „Gut, ich verbinde."
Es dauerte fast eine Minute, dann flammte der Schirm erneut auf.
Ein ungemein hartes und eckiges Ge sicht blickte in den Raum.
Die kalten Augen suchten Marshalls Blick und begegneten ihm mit einer Ruhe und Entschlossenheit, die dem Telepathen einen Schauder den Rücken hinabjagte. Marshall wußte in dieser Sekunde, daß aller Verdacht gerechtfertigt war. Wenn es einen Mann im Universum gab, der Rhodans Entführung geplant und durchgeführt hatte, dann jener dort auf dem Bildschirm!
Dieser Mann war ein Gegner, der alle bisherigen übertraf.
Vielleicht hatte es erst einmal in der langen Geschichte des Imperitims einen ähnlichen Mann gegeben, der einen gleichwertigen Gegner abgab: den Overhead. „Was wollen Sie?"
Die Stimme war eisig und gefühllos. Sie verriet einen eisernen Willen, Grausamkeit und feste Entschlossenheit. Mit diesem Mann war nicht zu verhandeln. Vergeblich versuchte Marshall, Gedankenimpulse aufzufangen. Auch Guckys Bemühungen blieben erfolglos. Entweder hatte der Obmann die Fähigkeit, sich jederzeit abzuschirmen, oder ... Es war Zeit zu antworten. „Der Konsul wollte Ihnen mitteilen, daß er sein Amt im Auftrag der solaren Administration niederlegt. Er wird mit uns Plophos verlassen. Wir werden Ihnen innerhalb einer Woche den Nachfolger senden."
„Warum?" Nur dieses eine Wort, mehr nicht.
Es klang herrisch und fordernd. „Routinesache." Marshall versuchte, genauso knapp zu sein. „In regelmäßigen Abständen tauschen wir unsere Beamten aus. Das hat nichts mit den Zuständen zu tun, die wir hier leider vorfinden mußten."
Die Augen des Obmanns wurden enger, sein Blick eisiger.
„Wie Sie wünschen. Sind Sie der direkte Beauftragte des Administrators?"
„Der seines Stellvertreters."
„Auch gut. Ich erwarte Sie im Palast, bevor Sie starten. Auch den Konsul."
Marshall spürte das Mißtrauen förmlich, das ihn plötzlich überfiel.
Der Obmann gab sich kühl und gelassen, aber das konnte nur Fassade sein. Ihm war die Ablösung des Konsuls nicht recht. Verständlich, falls man ihn konditioniert hatte. Darum also wollte er ihn noch einmal sprechen. Wahrscheinlich, um ihn von seinem Block zu befreien und ihm gleichzeitig die Erinnerung zu nehmen. Mit den entsprechenden Mitteln war das eine Angelegenheit weniger Minuten. Marshall überlegte blitzschnell.
Eine Absage würde Verdacht erregen. Ging er aber auf die Forderung des Obmanns ein, bot sich ihm vielleicht eine Möglichkeit, etwas zu erfahren. Im Notfall konnten Gucky und die anderen Mutanten eingreifen. Außerdem war bei direkter Gegenüberstellung vielleicht ein telepathischer Kontakt eher möglich. „Wann wünschen Sie die Besprechung?"
„Ich lasse Sie abholen." Der Schirm erlosch jäh. Marshall sah den Konsul an.
„Beeilen Sie sich. Viel Zeit haben wir nicht." Zehn Minuten später traten sie auf die Straße. Der Wagen wartete, obwohl Marshall dem Fahrer gesagt hatte, sie benötigten ihn erst in zwei Stunden.
Ohne Zwischenfall kehrten sie zum Raumhafen zurück.
„Die erste Sonde behielt den Mann in der blauen Uniform im Auge. Er kehrte zum Palast des Obmanns zurück. Wir versuchten, die Sonde folgen und in das Innere eindringen zu lassen. Es wäre einfach gewesen, denn sie wäre kaum aufgefallen. Aber es gelang nicht." Marshall sah Homunk fragend an. „Es gelang nicht? Ein offenes Fenster, eine Tür ...?"
„Ein Energieschirm! Die Sonde stieß immer wieder gegen ein unsichtbares Hindernis. Es ist somit wahrscheinlich,
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