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0189 - Am Schreckensfluß

0189 - Am Schreckensfluß

Titel: 0189 - Am Schreckensfluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unbekannten Steppenlandschaft aufgegriffen hatten. Beide waren dann auf dem Sklavenmarkt an den Tempel verkauft worden.
    Als Tempeldienerinnen…
    Nicole wußte, daß sie es auf die Dauer nicht verkraften würde. Sie, die an Zamorras Seite ständig gegen das Böse, gegen die Schattenmächte angekämpft hatte, war gezwungen worden, einer Dämonenbeschwörung beizuwohnen, und beim nächsten Mal würde sie schon helfen müssen, eine solche vorzubereiten. Wahrscheinlich würde sie unter dem Eindruck des Furchtbaren und unter dem Zwang, der ihrem innersten Wesen widersprach, zerbrechen. Der Opfertod am Ende ihrer Dienerinnen-Zeit würde eine Erlösung darstellen.
    Sie wußte es und machte sich keine Illusionen. Mit jeder Stunde, die verstrich, näherte sie sich ihrem psychischen Ende weiter. Warum kam Zamorra nicht, um sie hier herauszuholen?
    Sie warf einen Blick zu Ayna hinüber. Das Mädchen aus Khysal schlief. Wie kann man in einer solchen Situation nur schlafen? wunderte sich Nicole, obgleich auch sie schon ein paar Nächte im Tempel zugebracht hatte -schlafend!
    Die Katze war verschwunden. Zuweilen ging sie eigene Wege, und jedesmal fragte Nicole sich, wie sie es schaffte, die Zelle zu verlassen. Es gab offensichtlich keine Möglichkeit, und doch tauchte die Katze auf und verschwand wieder, ganz wie es ihr beliebte. Aber es war ohnehin ein ganz besonderes Exemplar dieser samtpfotigen Gattung durch die starke telepathische Begabung und die hohe Intelligenz.
    Die kleinen Zellenfenster, die einen Blick auf die das Tempelgebäude umgebende hohe Mauer und darüber hinaus auf den Palast des Königs von Grex gewährten, waren nicht vergittert, aber dennoch gab es keine Möglichkeit zu fliehen. Magie schirmte alles ab. Nicole hatte einen Fluchtversuch unternommen und war eingefangen worden… sie hatte die Sinnlosigkeit eingesehen. Hilfe konnte nur von außen kommen.
    Die Dämonendiener — Adepten, Magier, Hexer, Hohepriester und Schamanen - beherrschten alles. Und nicht nur im Tempel, sondern auch im gesamten Land Grex. Es hieß, daß König Wilard nicht mehr als eine Marionette der Dämonendiener war.
    Gut eine Tagesreise von der Hauptstadt Aronyx entfernt erhob sich der ORTHOS, der Dämonenhort. Dort war das Zentrum der bösen Mächte, greifbare Manifestation dessen, was in unserer Welt als Hölle bekannt war. Von dort kamen die Befehle, die Welt dem Bösen untertan zu machen, und von dort kam die Macht der Schatten, die alle Menschen zum Gehorsam zwang.
    »Zamorra«, flüsterte Nicole.
    Wo mochte er sein? Warum kam er nicht? Mit ihren Gedanken hatte sie ihn gerufen, schon oft und anhaltend, und auch wenn sie selbst keine Telepathin, geschweige denn eine Magierin war, mußte er sie wahrgenommen haben. Zamorra besaß Para-Fähigkeiten, und er besaß das Amulett, das nicht nur mit ihm verbunden war, sondern auch eine schwache Affinität zu ihr besaß. Das Amulett mußte ihre gedanklichen Hilfeschreie spüren!
    Aber warum kam Zamorra nicht?
    Hatte Merlin ein falsches Spiel betrieben?
    Ayna bewegte sich im Schlaf.
    Plötzlich spürte Nicole die Gefahr, die sich näherte. Ein sechster Sinn warnte sie.
    Nicht auf schleichenden Sohlen kam die Gefahr, sondern mit den harten Stiefeltritten von Tempelkriegern!
    Krachend flog die magisch verriegelte Tür auf und gab vier Tempelkriegern den Weg frei, und hinter ihnen tauchte eine Witch auf. Die Kapuze ihres dunklen Gewandes fiel tief in die Stirn und überschattete das Gesicht.
    Mit einem Schrei fuhr Ayna aus ihrem Schlaf auf.
    Zwei Tempelkrieger standen jetzt rechts und links von der Tür. Ihre Schwerter blieben in den Scheiden, aber in ihren Fäusten lagen die Blaster, die Strahlwaffen, die in dieser archaischen Welt ein Anachronismus waren, aber ihre Wirkung dennoch nie verfehlten.
    Die Dornen in den Trichtermündungen waren auf Nicole gerichtet und glommen schwach.
    »Packt sie!« sagte die Witch schroff. Die beiden anderen Tempelkrieger griffen blitzschnell zu und rissen Nicole von ihrem Lager, ehe sie begriff, daß dieser Aufmarsch nur ihr allein galt.
    Das Entsetzen sprang sie an. Sie schlug um sich, entwand sich dem Griff der beiden Männer mit den harten, starren Gesichtern. Das durchscheinende Tempelgewand, das sie trug, riß. Nur Fetzen blieben an ihrem Körper zurück. Sie schrie, und Ayna schrie. Aber auf das Khysal-Mädchen achtete niemand.
    Wie Roboter, seelenlos und mit ruckartigen Bewegungen, setzten die beiden in schwarzes Leder gepanzerten Krieger Nicole nach und

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