019 - Bei Vollmond wird gepfählt
für allemal zu erledigen.
Vor dem Dämonenkiller erschien ein Zerberus, ein Ungeheuer mit einem riesigen Wolfskörper, der die Klauen eines Drachen hatte, einen Skorpionschwanz mit einer Giftspitze und drei gräßliche Köpfe mit fingerlangen Reißzähnen und glühenden Augen. Aus dem Rachen des Zerberus troff Geifer. Dorian riß die Pflockpistole hervor und drückte dreimal ab. Der Körper des Ungeheuers absorbierte die spitzen Holzbolzen einfach und schied sie auf der anderen Seite wieder aus. Keine Wunde entstand.
Mit einem Sprung war das Monstrum bei Dorian. Der Giftschwanz peitschte durch die Luft; im letzten Augenblick konnte der Dämonenkiller zur Seite springen. Drachenklauen zerfetzten seinen Mantel, zwei fauchende Köpfe schnappten nach ihm.
Er versetzte dem Zerberus mit dem langen Silberdolch einen Schlag auf die Schnauze des mittleren Kopfes. Für einen Augenblick wich das Monster zurück. Dorian zog die Silbernitratkapsel aus der Tasche und schleuderte sie in den weit offenen rechten Rachen des Zerberus.
Das Ungeheuer verschluckte die Kapsel und duckte sich, um Dorian an die Kehle zu springen und ihn zu zerfleischen. Da explodierte die Sprengkapsel in seinem Magen. Der Zerberus schrie auf, brach vor Dorians Augen zusammen und streckte alle viere von sich.
Wenige Minuten später begann der Nebel sich zu verziehen, die Trugbilder verschwanden. Phillip stand etwa achtzig Meter von ihm entfernt. Dorian rief ihn, und der Hermaphrodit kam zu ihm. Gemeinsam verließen sie die Passage.
Wenig später erreichten sie das Grundstück der Kanes. Es war schon nach Mitternacht. Dorian ließ Phillip vorangehen, er selbst versteckte sich hinter einem Baum.
Das neunzehnjährige Mädchen und der zehnjährige Junge kamen vom Friedhof zurück, wo sie Blumen auf das Grab ihrer Mutter gelegt hatten. Jubelnd begrüßte der kleine Jimmy Phillip.
»Liza, Liza, er ist doch noch gekommen! Phillip ist da!«
Er umarmte freudig den Hermaphroditen, dem er nur bis knapp an die Brust reichte. Die schöne junge Liza reichte dem Hermaphroditen ernst die Hand. Scheu und voller Liebe lächelte er sie an.
Das schöne neunzehnjährige Mädchen war die junge Liza, die damals im Jahre 1929 ihre Mutter als Vampir gepfählt hatte, und zugleich war sie auch die alte neunzigjährige Liza. Der Körper der alten Liza lag im Bett, wie in einem schlimmen Alptraum stöhnend und jammernd, da ein zurückgebliebener Teil des Bewußtseins genau mitbekam, was vorging, und darauf reagierte.
Bei Jimmy war es ähnlich, nur daß der Geist in dem Jungenkörper die Zusammenhänge nicht erfaßte; das zurückgebliebene Bewußtsein im Körper des alten Jimmy erlebte dagegen alles in einem schrecklichen Alptraum mit.
»Komm mit ins Haus, Phillip!« sagte Liza. »Ich will dir einen warmen Trunk geben, denn es ist eine kalte Nacht.«
Phillip folgte ihr lächelnd, und auch Jimmy ging ins Haus. Dorian schlich hinterher. Die drei traten ins Wohnzimmer, und Liza schenkte Phillip und Jimmy eine Tasse mit einem dampfenden Getränk ein. Dorian wußte, daß das Getränk ein Betäubungsmittel enthielt, Liza sollte Phillip betäuben und pfählen, dann wollte Keystone den Fluch aufheben.
Dorian hielt das für eine glatte Lüge, denn Fluch war Fluch, und er konnte nur mit Keystones Vernichtung enden. Doch das hatte er der alten Liza und dem alten Jimmy nicht gesagt.
Jimmy plauderte fröhlich mit Phillip. Die helle Kinderstimme wirkte makaber in dem verfluchten Spukhaus. Der kleine Junge und der Hermaphrodit tranken das dampfende Getränk, und Dorian sah durch den Türspalt, wie ihnen die Lider schwer wurden. Auf der Couch schliefen sie aneinandergeschmiegt ein. Noch im Schlaf lächelte Phillip.
Liza seufzte tief und verließ das Zimmer.
Dorian verbarg sich im Schlafzimmer der alten Geschwister Kane. In ihrem Alptraum umklammerten sich die beiden Alten, stöhnten und jammerten. Dorian fiel wieder das Standfoto im silbernen Rahmen auf, das eine leere Wiese und einen Kirschbaum zeigte.
Dann hörte er im Keller dumpfe Beilschläge. Kurze Zeit später kam die schöne blonde Liza wieder herauf, einen Vampirpfahl und das Beil in den Händen. Sie ging ins Wohnzimmer, wo Phillip und Jimmy schlummerten. Dorian huschte zur Tür, um eingreifen zu können, falls sie Phillip gleich jetzt pfählen wollte, wie der Vampir es verlangt hatte.
Doch Dorian sorgte sich unnötig. Mit Tränen in den Augen strich Liza Phillip übers lange blonde Haar und küßte seine Stirn.
»Den Fluch
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