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019 - Bei Vollmond wird gepfählt

019 - Bei Vollmond wird gepfählt

Titel: 019 - Bei Vollmond wird gepfählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Liza hatte eine Torte gebacken. Im Wohnzimmer war bereits der Tisch festlich gedeckt. Sie bedauerte nur, daß sie George Elmwood für diesen Abend nicht hatte einladen können, den jungen Konstabler, mit dem sie sich in Kürze verloben wollte; aber er hatte leider Nachtdienst.
    Liza stand unten an der Treppe und lauschte nach oben, doch nichts regte sich. Sie ging daraufhin ins Zimmer zurück, und erwischte ihren zehnjährigen Bruder Jimmy gerade, wie er einen Butterkremkringel von der Schokoladentorte herunterpickte.
    Sie klopfte ihm auf die Finger. »Jimmy, das tut man nicht. Was glaubst du, weshalb ich mir solche Mühe mit der Torte gemacht habe, he? Mutter und Mr. Keystone sollen ihre Freude daran haben. Du wirst deinen Teil schon noch bekommen.«
    »Ach Liza, nun sei doch nicht so! Nur den einen Kremkringel noch.«
    Liza mußte lächeln, als sie in die bettelnden Augen des flachshaarigen Jungen sah. »Nein, Jimmy. Geh jetzt hinaus, wasch dir die Hände und kämm dich! Du sollst ordentlich aussehen, wenn Mutter und Mr. Keystone kommen.«
    »Och, warum hast du den ekligen Keystone eingeladen, Liza? Ich mag ihn nicht, er ist ein böser Mann und richtig unheimlich. Hast du ihn schon einmal bei Tag gesehen?«
    »Du weißt, daß Mr. Keystone den ganzen Tag schwer arbeiten muß. Er geht ganz früh am Morgen aus dem Haus und kommt erst am Abend wieder.«
    »Und trotzdem schläft er nachts nicht, sondern geistert zu allen möglichen Zeiten durchs Haus. Es gibt Leute, die sich bekreuzigen, wenn sie ihn am Abend von weitem sehen. Er hat Mutter verhext, daß sie nichts mehr von uns wissen will.«
    »Jimmy, wie kannst du so etwas sagen? Ich mag Mr. Keystone auch nicht besonders, und Mutter benimmt sich manchmal etwas merkwürdig in der letzten Zeit, aber gerade deshalb habe ich ja diese kleine Geburtstagsfeier arrangiert, damit unsere Beziehungen zueinander sich wieder verbessern. Du mußt freundlich sein zu Mr. Keystone, Jimmy, dann ist er auch freundlich zu dir.«
    »Ich mag ihn aber nicht. Ich fürchte mich vor ihm. Ich habe schon gesehen, wie seine Augen in der Dunkelheit geglüht haben.«
    »Jetzt reicht es aber! Wasch dich und kämm dich! Und kein Wort mehr davon, sonst werde ich ernstlich böse!«
    Der Junge trollte sich davon.
    Liza wartete noch eine Weile und verrückte auf dem Tisch dieses und jenes. Der Tee stand schon bereit, die Kerzen brannten. Sie sah auf die Uhr an der Wand. Es war fast acht Uhr abends, und es wurde Zeit, daß ihre Mutter und Mr. Keystone kamen. Sie entschloß sich, sie zu holen.
    Liza ging die Treppe hoch ins Obergeschoß des großen Hauses. Sie war eine bildschöne junge Frau, an diesem Tag gerade neunzehn Jahre alt geworden, und sie war mit sich und ihrem Leben zufrieden. Nur das veränderte Benehmen ihrer Mutter in der letzten Zeit machte ihr ein wenig Sorgen. Sie sah auffallend blaß und matt aus, kümmerte sich nicht mehr um den Haushalt und ihre Kinder und hatte nur noch Augen, Ohren und Gedanken für Mr. Keystone, den geheimnisvollen Untermieter. Wenn er ins Zimmer kam, hingen ihre Blicke hingebungsvoll an ihm. Liza fand, ihre Mutter müßte zur Kur nach Brighton oder in ein anderes Seebad. Auch sie schauderte leicht, wenn sie mit dem seltsamen Untermieter sprach, aber wenn ihre Mutter nach der schweren Enttäuschung, die sie mit ihrem Mann erlebt hatte, nun gerade zu diesem Menschen eine Zuneigung faßte, wollte Liza ihr nicht im Wege stehen. Vor sechs Jahren war Laura Kanes Mann, der Vater der Kinder Liza und Jimmy, über Nacht durchgebrannt. Für die Mutter war es ein schwerer Schlag gewesen.
    Als Liza oben an der Treppe stand, lauschte sie erst einige Augenblicke. Dann hörte sie im Zimmer des Untermieters Keystone jemanden stöhnen. Es war das Stöhnen einer Frau.
    Ein paar Sekunden stand Liza wie erstarrt da, dann schlich sie zur Tür und beugte sich zum Schlüsselloch herab. Die beiden letzten Tage hatte auch ihre Mutter sich bei Tageslicht nicht mehr sehen lassen; sie könnte nachts nicht mehr schlafen, hatte sie behauptet, und wollte daher tagsüber in Ruhe gelassen werden.
    Liza hatte nur wenige Worte durch die geschlossene Tür mit ihrer Mutter gewechselt, die in dem verdunkelten, abgesperrten Zimmer gelegen hatte. Doch ihre Mutter hatte zugesagt, zu der Geburtstagsfeier am Abend zu kommen und Keystone mitzubringen.
    Daher war Liza hellauf empört, daß sie anscheinend gerade jetzt mit Keystone im Bett lag. Zwar war sie durch Freundinnen aufgeklärt; sie hatte sich schon

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