Der Fall D. - Eine Stalkerin packt aus
Evas Vorwort
Als
wir, Daniela und ich, im Sommer 2007 mit der Arbeit an diesem Buch begannen,
war ich unsicher, wohin diese Reise führen würde, wie sich alles überhaupt entwickeln
könnte.
Zwischen
dem Beginn der Arbeit an diesem Manuskript und dem Erscheinen der ersten
Auflage des Buchs als Printversion ist mehr als ein Jahr vergangen. Ein Jahr,
in dem viele Dinge geschehen und noch mehr Überlegungen geflossen sind. Das Manuskript
selbst entstand binnen weniger Monate – doch es benötigte Zeit – Auszeit –, bis
ich die Energie fand, mich wieder damit zu beschäftigen und es in die heutige
Form zu bringen.
Ich
habe mir die Entscheidung, dieses Buch letztendlich im Alleingang
herauszubringen, nicht leicht gemacht, und sie wurde schließlich nur aus einem
einzigen Grund getroffen: Um das Kapitel für mich selbst – im wahrsten Sinne
des Wortes – zuschlagen und ein für alle Mal abschließen zu können.
Danielas
Euphorie und Einstellung zu diesem gemeinsam begonnenen Projekt änderte sich im
Laufe der Zeit mehrere Male. Einmal schenkte sie mir ihre Geschichte, einmal
bat sie mich, ihre Unterlagen zu löschen. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich
selbst schon viel zu viel Energie, Kraft und auch Nerven in dieses Thema
gesteckt und kam zu der Ansicht, dass diese Geschichte – neben der ihren – auch
und ganz besonders meine eigene Geschichte ist, über deren Entstehung oder
Verwurf ich mitzuentscheiden habe.
Die
Unsicherheit, die Ohnmacht und Verwirrung, aber auch die leise Hoffnung und der
Glaube, daran, Menschen könnten sich ändern, haben mich im Laufe der vielen
Jahre, in denen ich mehr oder weniger mit Daniela zu tun hatte, durch Berge und
Täler gehen lassen, so dass es heute etwas Befreiendes für mich hat, dieses
Buch in die Hand nehmen zu können und festzustellen, dass es möglich ist, fast
ein Vierteljahrhundert auf ca. 200 Seiten zusammenschrumpfen und damit zu etwas
Unwesentlichem werden zu lassen.
In
dieser aktuellen Neuauflage wurde deshalb auch darauf verzichtet, Danielas
Einschübe als E-Mail, SMS, Brief oder Sonstiges zu kennzeichnen oder mit einem
Datum zu versehen.
Außerhalb
der Kapitelüberschriften, mit denen gekennzeichnet ist, wer von uns beiden
erzählt, wurden Kommentare, Aussagen, Monologe u.v.m. ausschließlich:
rechtsbündig und kursiv gesetzt.
Danielas Vorstellung
Darf ich mich vorstellen? Mein
Name ist Daniela, auch Danny genannt, und ich bin eine Stalkerin!
Ich lebe im Einzugsbereich einer
hessischen Großstadt, wurde hier geboren und werde hier vermutlich auch
sterben. Doch Anonymität ist hier ein Fremdwort, denn es ist genau wie auf dem
„richtigen“ Land. Wenn Sie nicht grade in der gleichen Zwangslage sind wie ich,
werden sie vielleicht jetzt dieses Buch nehmen und es angewidert in die Ecke
schmeißen. Igitt! Abschaum! Mit solchen Menschen will ich nichts zu tun haben,
noch nicht mal mit einem Buch über so eine .
Ich verstehe Sie. Ich bin selbst
von mir und meinem Verhalten zutiefst geschockt und ich habe lange gebraucht,
um zu erkennen und dann zu akzeptieren, dass ich mich als „Stalker“ bezeichnen
muss und soll. Es ist meine Pflicht, mich den Dingen zu stellen. Zum Schutz für
andere, aber auch zu meinem eigenen.
Warum ich meine Geschichte
aufschreibe? Im Grunde tue ich das auch nicht, denn meine Freundin Eva, die
eine großartige Schriftstellerin ist, wird das größtenteils für mich tun. Ihr
habe ich mein Leben in die Hände gelegt – quasi geschenkt – und wenn ich selbst
nicht in der Lage bin, diese Geschichte zu einem Ende zu führen, dann wird Eva
es für mich tun. Sie hat es mir versprochen und ich weiß, dass sie ihr
Versprechen hält. Sie ist eine großartige Frau, viel zu gut für diese Welt.
Ich
möchte mehr Verständnis und Klarheit über mich selbst zu erlangen und aus
diesem Teufelskreis herauskommen. Um frei zu werden! Wahrscheinlich ist diese
Beschäftigung mit mir selbst und meinem Leben auch ein Ablenkungsmanöver in
diesen Tagen, um den Menschen nicht zu „bestalken“, in den ich mich vor vier
Wochen unsterblich verliebt habe und der gestern die Beziehung nach einem gemeinsamen
Urlaub beendet hat. Ich weiß es nicht und ich grabe auch nicht in mir, um es
herauszufinden. Fakt ist, dass ich es tue und hoffe, es bis zum Ende
durchziehen zu können und in der Lage bin, Eva offene Antworten auf alle Fragen
zu geben, die hier wichtig sein könnten. Sie macht einen Scheißjob, die Arme,
aber es wird mir helfen,
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