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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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neutralisieren. Ein Hexenmeister ist erledigt und ausgeschaltet, wenn er verkehrtherum, also auf dem Bauche liegend, bestattet wird.«
    »Blödsinn«, erhob Muhara Einspruch. »Die Sekte weiß von diesem Raum, sie sieht, in welchem desolaten Zustand sich der Herr und Meister befindet, und warum drehen sie den Burschen nicht einfach um?«
    »Das würde nichts nützen.« Sato lächelte nachsichtig. »Das klappt nur, wenn ein Unbeteiligter, völlig Ahnnungsloser, dem Hexenmeister diesen Gefallen erweist und ihm so ermöglicht, sein altes Treiben wieder aufzunehmen.«
    »Ich bin also schuld, wenn…«
    Der Inspektor schien verzeifelt.
    »So einfach liegen die Dinge auch nicht«, beruhigte ihn Zamorra. »Denn es gibt Zauber und Gegenzauber, die sich im Idealfall gegenseitig aufheben und unschädlich machen. Keine Seite erringt den endgültigen Sieg. No Haido kann nicht ungültig machen, was der Nichirenmönch über ihn verhängt hat. Er braucht unwissende Helfer. Hin und wieder gelingt ihm das, bis ein Anhänger der Weißen Magie ihn wieder aus dem Verkehr zieht. Dann beginnt das Spiel von vorne.«
    »Warum hat denn dieser berühmte Mönch ihn nicht endgültig auf Eis gelegt, ihn tausend magische Tode sterben lassen oder verbrannt?«
    Muhara schnappte nach Luft. Langsam wurde sie ihm napp. Noch führte er das auf die stickige Luft in dem kleinen Verlies zurück.
    Er taumelte, hatte das Gefühl, in einen Backofen geraten zu sein und zu schrumpeln.
    Sato und Zamorra tauschten einen schnellen Blick.
    Sie nahmen den Zusammenbrechenden auf und legten ihn in den Sarg.
    Muhara hatte das Aussehen No Haidos angenommen.
    »Ich werde alles tun, um ihn zu retten«, gelobte Sato. »Hier kann ich noch etwas ausrichten. Meinem Bruder kann niemand mehr helfer, aber der Inspektor wird gerettet.«
    »Wir müssen ihn hier lassen«, entschied Zamorra ärgerlich.
    »Erklären Sie das mal der Mordkommission«, erwiderte der Mönch und bewies damit ein starkes Maß an realitätsbezogenem Denken.
    »Wir sagen einfach, wir hätten ihn aus den Augen verloren - und das entspricht sogar der Wahrheit«, meinte Zamorra. »Wer würde in diesem Greis den Inspektor Muhara erkennen? Wir richten den alten Zustand wieder her. Dann wird nichts geschehen. Die Sekte wird kaum eines der eigenen Heiligtümer zerstören. An die Arbeit!«
    ***
    Cho Ozaki residierte im Zentrum des Geschäftsviertels von Tokio im Maranouchi Building, ein paar Häuserblocks vom Hauptbahnhof entfernt. Das Mammutgebäude wurde inzwischen vom Otemachi Building übertroffen, gewährte aber immer noch mehr als zweitausend Menschen Unterkunft und Arbeitsplatz.
    Ozaki regierte von hier aus sein Wirtschaftsimperium und galt als kalter nüchterner, Rechner, der maskenhaft, aber nicht unfreundlich lächelte, wohl seinen Geschäften zuliebe, aber niemals ein privates Wort mit seinen Angestellten wechselte. Er schirmte sich ab gegen sie und traf sie allenfalls auf den wöchentlichen Besprechungen, wenn ihm die Pläne und Absichten seiner leitenden Funktionäre unterbreitet wurden.
    Niemand hatte ihn je zu Hause in den eigenen vier Wänden erlebt. Wenn es sich nicht vermeiden ließ, lud er Geschäftsfreunde höchstens zu einem Bummel durch das Vergnügungsviertel ein. Er selbst trank dabei kaum Alkohol und kümmerte sich auch niemals um die Geishas, obgleich er unverheiratet war und zu Hause von einer alten Koreanerin betreut wurde, die stumm war und ihn deshalb niemals belästigen konnte.
    An jenem Tage tat Cho Ozaki etwas, das noch nie geschehen war: er verließ ohne Begründung vor der Zeit sein Office, fuhr in die Tiefgarage und bestieg seinen Mercedes.
    Er brauchte dem Chauffeur, der bereits am Lenkrad saß, keine Anweisungen zu geben. Der Wagen setzte sich sofort in Bewegung.
    Die Fahrt führte durch das quirlende lebhafte Tokio nach Norden und endete in der Nähe des Chujezi-Teiches.
    Ozaki stieg aus und verschwand.
    Er lief wie jemand, der es eilig hat, sein Ziel zu erreichen.
    Das Landhaus, das er hier erworben hatte, gehörte ihm ebensowenig wie alle Reichtümer, die man ihm sonst nachsagte. Es gehörte zu der Eigenheit der Yashi-Sekte, daß sie ihren Mitgliedern kein persönliches Eigentum gestattete. Jeder Novize vermachte erst einmal seine Habe dem Geheimbund und galt hinfort nur als Nutznießer des eigenen Vermögens.
    In der Praxis wirkte sich der Wechsel für die Betroffenen nicht aus. Ihr Lebensstil änderte sich nicht. Niemand erfuhr etwas davon. Nur guten Bekannten fiel meist

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