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0192 - Die Todessekte

0192 - Die Todessekte

Titel: 0192 - Die Todessekte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
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auf, daß sich der Charakter des Betreffenden änderte. Er mied seichte Unterhaltung, lebte mit einem nie gekannten Ernst und errichtete eine Art Trennscheibe zwischen sich und der näheren Umgebung. Er wirkte - was immer er vorher gemacht hatte - plötzlich verschlossen, fast verzweifelt. Jedes Hilfsangebot wurde zurückgewiesen, die Notwendigkeit meist erbittert bestritten. So entstand eine Art luftleerer Raum um den Novizen der Yashi-Sekte, der sich vier Jahre gedulden mußte, ehe er wirklich in die Mysterien des dritten und letzten Grades eingewiesen wurde.
    Da es sich nur um ausgesuchte Bewerber handelte, die im täglichen Leben Erfolge vorzuweisen hatten und es gewohnt waren, den Stier bei den Hörnern zu packen, handelte es sich um eine schwere Probe.
    Aber ein Scheitern gab es nicht. Wer einmal diesen Weg beschritten hatte, für den gab es kein Zurück. Er haftete mit seinem Kopf für das Bestehen der Probezeit. Deshalb konnten sich die alten Eingeweihten nur an zwei Fälle erinnern, bei denen die Prüfung nicht bestanden wurde: beide Kandidaten starben einen rätselhaften Todes, der vom medizinischen Standpunkt her unerklärlich schien.
    Cho Ozaki gehörte zu den Mitbegründern des wieder aufgelebten Geheimkults. Er hatte - von Haus aus vermögend - alles hinter sich gehabt, was sein Leben an kleinen und großen Genüssen geboten hatte. Deshalb führte sein letzter Weg zu den trüben Quellen der Schwarzen Magie. Dem Shintoismus, der Religion seines Landes, hatte Ozaki früh entsagt, die Kirche dann bekämpft und schließlich den Weg aller Renegaten eingeschlagen: er hatte versucht, die Kraft und den Mythos der Religion noch zu übertrumpfen durch eine eigene geheime Lehre. Die theoretischen Kenntnisse hatte er schnell erworben durch häufige Besuche in der Nationalbibliothek und Einkäufe bei verschiedenen besonderen Antiquariaten, deren Besitzer kostspielige Reisen um die halbe Welt unternahmen, um die ausgepichten Wünsche ihrer ungewöhnlichen Kundschaft zu befriedigen. Werke der bekannteren Autoren, die sich mit den Geheimnisen der Dunklen Mächte, mit Sexorgien und Blutopfern befaßten, waren ständig vorrätig.
    Nur anfangs hatte Ozaki eine leichte Scheu empfunden bei der Beschäftigung mit dem Okkultismus, etwas wie eine stumme Warnung war ihm zugekommen, von einer Stimme, die in seiner eigenen Brust sprach, seine Neugier nicht zu weit zu treiben, keine Tabus einzureißen und sich nicht zu intensiv zu befassen mit den Dingen hinter den Dingen. Aber die Faszination des Unbegreiflichen war stärker gewesen und Ozaki eines Tages reif geworden für den Yashi-Kult. Ein Erlebnis, das überhaupt nicht der Mentalität eines nüchternen Geschäftsmannes entsprach - oder gerade ihr?
    Bald gab es nur wenige Menschen in Japan, ja, auf der ganzen Welt, die sich so intensiver persönlicher Erfahrungen mit den Schwarzen Künsten rühmen konnten wie Ozaki.
    Für die Eingeweihten, die sehr wohl wußten, daß es falsch war, die sehr reale Gefahr der Schwarzen Magie in der heutigen Welt zu unterschätzen, war sein Name bald untrennbar verbunden mit dem Satanismus und seiner letzten Steigerung, dem Dämonenkult.
    Es fehlte niemals an Warnungen Unglücklicker, die dazugehörten und sich leichtfertig mit den Mächten der Finsternis eingelassen hatte, aber Ozaki schlug sie in den Wind. Er ging unbeirrbar seinen Weg, der immer weiter wegführte von dem, was er tagsüber in einem nüchternen Geschäftshaus mit höchster Präzision und anerkanntem Erfolg trieb.
    Ozaki, eine Art Geschäftsführer des Bundes in Tokio, sorgte für geeignete Räume und die Einhaltung der Satzung, organisierte den Ablauf der Feiern und ein intensives Psi-Training, das sehr schnell zu gewaltigen Erfolgen geführt hatte.
    Zum ersten Mal seit den heimlichen Zusammenkünften, an die sich Ozaki erinnern konnte, stand es allerdings nicht zum besten.
    Schuld daran war eine mißglückte Sitzung, bei der man den Yashi-Dämon unter ungeheurer Anstrengung materialisiert und als Opfer ausgerechnet einen Burschen erwischt hatte, der einen Bruder besaß, der zur Nichirensekte gehörte.
    Auch das zweite anvisierte Opfer hatte sich als harte Nuß erwiesen. Warum mußte der weltweit operierenden Sekte eine Nicole Duval begegnen? Jetzt hatte man den Professor auf dem Hals, als Dreingabe gewissermaßen, und schon entpuppte er sich als Experte, der im Verein mit dem Mönch Sato ein fast unüberwindlicher Gegner schien. Aber wie Leichtsinnige der Faszination des Bösen

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