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0192 - Vorm Sterben einen Drink

0192 - Vorm Sterben einen Drink

Titel: 0192 - Vorm Sterben einen Drink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vorm Sterben einen Drink
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Päckchen von Callon für die Polizei aufbewahrt, bringt es hierher, okay?«
    »Selbstverständlich, Rogerty«, sagte ich.
    Wir nahmen unsere Hüte und gingen. Ehrlich gesagt, interessierte mich diese ganze Sache nicht sonderlich. Ich war innerlich nicht beteiligt. Meine Gedanken waren immer noch bei einem gewissen Pier am Hudson. Aber da konnten wir nur nachts etwas unternehmen.
    Surdridge war zu jener Zeit einer der zwielichtigsten Existenzen in ganz New York. Er gehörte zweifellos zu den fähigsten Rechtsanwalten, aber arbeitete nur für die großen Bosse der Gangster. Sie bezahlten ihn so gut dafür, daß er sich ein Apartment in der Fifth Avenue, einen Cadillac und ein sündhaft teuer eingerichtetes Büro in der Nähe vom Times Square leisten konnte.
    Als wir das Vorzimmer betraten, warfen wir uns einen verstohlenen Blick zu. Die Wände waren bis zur halben Höhe mit südamerikanischen Edelhölzern getäfelt. Die ganze Einrichtung stank förmlich nach Geld. Dicke Teppiche und Gemälde in schweren Goldrahmen mußten allein einige meiner Jahresgehälter aufwiegen.
    Hinter einem sehr eleganten Schreibtisch saß eine Dame in den Dreißigern von ansprechendem Äußeren.
    Sie trug eine schwarze Hornbrille, musterte uns mit sachlich-kühlem Interesse und fragte: »Was kann ich für Sie tun, Gentlemen?«
    »Wir möchten mit Mr. Surdridge sprechen«, erwiderte ich knapp.
    »In welcher Angelegenheit?«
    Ich schob ihr wortlos meinen FBI-Ausweis hin. Sie warf einen kurzen Blick darauf. Ihre rechte Augenbraue fuhr ein klein wenig in die Höhe. Dann sah ich, daß sie mit einem raschen Griff einen Klingelknopf niederdrückte.
    »Mr. Surdridge scheint eine Besprechung zu haben«, sagte sie aalglatt. »Wollen Sie bitte ein paar Minuten Platz nehmen?«
    »Danke.«
    Wir setzten uns in zwei üppige Sessel, die einen runden Rauchtisch flankierten. Vier verschiedene Ziarettenmarken lagen griffbereit. Eine Geste der Sekretärin deutete uns an, daß wir uns bedienen sollten-Ich zog meine eigenen Zigaretten und hielt sie Phil hin. Wir bedienten uns und rauchten schweigend. Ihr Trick war leicht zu durchschauen. Ein Klingelsignal hatte Surdridge davon verständigt, daß im Vorzimmer Leute von der Polizei saßen. Wer auch immer gerade bei ihm sein mochte, wir würden ihn bestimmt nicht zu Gesicht bekommen. Wenn Surdridges Arbeitszimmer nicht einem Fuchsbau glich, wollte ich mir mein Lehrgeld wiedergeben lassen. Diese Sorte ist immer auf alle Eventualitäten eingerichtet.
    Nach ungefähr fünf Minuten erhob sich die Dame, legte ihre Brille auf den Schreibtisch und sagte: »Ich werde nachsehen, ob Mr. Surdridge jetzt frei ist.«
    Wir nickten wortlos. Sie verschwand durch eine Tür, die man in der Holztäfelung kaum als Tür erkennen konnte. Im Türspalt sah ich drei andere Damen hinter ihren Schreibmaschinen sitzen und emsig klappern. Ein älterer Mann mit Ärmelschonern über seinem Jackett schleppte einen Aktenberg von einem Schrank weg.
    Die Tür blieb einen Spalt offen. Sonst hätten wir den Schrei vielleicht gar nicht gehört.
    Es war ein Schrei, bei dem man sofort wußte, daß irgend etwas Entsetzliches Geschehen sein mußte!
    Phil und ich sprangen auf, liefen quer durch das große Vorzimmer, stießen die Tür auf und hetzten durch das zweite Zimmer.
    Nicht eine einzige Schreibmaschine klapperte noch. Der ältere Mann stand mit seinem Aktenberg mitten im Zimmer und stierte kreidebleich auf eine Tür, die ebenfalls einen Spalt breit geöffnet war.
    Wir stießen sie auf. Sie war eine innen mit Leder gepolsterte Doppeltür, die durch ein Scherengitter zusammengehalten wurde. Dahinter erstreckte sich der kleine Saal, den Surdridge für sich reserviert hatte. Rechts stand der schwere Schreibtisch, der auf beiden Seiten von zwei Anbauschränken flankiert wurde, die im selben Stil wie der Schreibtisch gebaut waren. Eine Tischlampe brannte, obgleich draußen heller Tag war.
    Die Sekretärin stand ungefähr sechs Schritte von der Tür entfernt auf der linken Seite des Schreibtisches. Wir liefen zu ihr und folgten ihrer Blickrichtung.
    Und da sahen wir ihn. Joseph Fitzgerald Surdridge lag neben seinem Schreibtischsessel auf dem weichen, dunklen Teppich.
    In seiner Brust steckte der Griff eines Messers. Die Tat selbst konnte erst vor wenigen Minuten ausgeführt worden sein. Trotzdem stand auf den ersten Blick fest, daß Surdridge bereits tot war.
    Ich packte die Sekretärin am Ärmel. »Kommen Sie!«
    Widerstandslos ließ sie sich von mir

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