0192 - Vorm Sterben einen Drink
an die Boten ausgeliefert. Um 6.30 Uhr können Sie das Exemplar überall kaufen.«
»Callon, ich gestehe Ihnen, daß mir mein Geld zu schade ist.«
»Hähähä! Ich bin auf Sie als Käufer nicht angewiesen, Cotton. Aber jetzt kommt der Punkt, weswegen ich Sie anrufe: Sollte ich morgen mittag um zwölf Uhr noch am Leben sein, können Sie diesen Anruf vergessen. Bin ich umgelegt worden, empfehle ich dem FBI dringend, sich um diese Sache zu kümmern. Es ist ein Fall für den FBI, nichts für die Tecks der City Police. Und wissen Sie was, Cotton? Es wird ein Fall werden, am dem Sie sich gut und gern die Zähne ausbeißen können. Denken Sie an meine Worte, Cotton!«
»He, he!« rief ich. »Einen Augenblick, Callon! Fühlen Sie sich ernstlich bedroht?«
Callon lachte wieder sein meckerndes Lachen. »Sie sind eine ulkige Nudel, Cotton! Seit ich Redakteur bei dieser Zeitung bin, fühle ich mich ernstlich bedroht, das heißt also seit zwölf Jahren. Mit der Zeit gewöhnt man sich daran.«
»Können Sie nicht mal deutlich werden, Callon? Wollen Sie von uns Schutz haben oder nicht?«
»Ich will gar nichts haben! Ich will Sie nur darauf aufmerksam machen, daß die Möglichkeit besteht, daß ich innerhalb der nächsten 24 Stunden umgelegt werde. Und ich will Ihnen sagen, daß mein Tod kein gewöhnlicher Mord wäre. Mein Tod ist eine FBI-Sache!«
»Wodurch begründen Sie das? Sie wissen, Callon, daß das FBI nur für bestimmte Delikte zuständig ist.«
»Und ob ich das weiß! Wenn ich umgelegt werde und Sie beschäftigen sich dann mit der Sache, Cotton, dann werden Sie schon merken, daß das FBI Grund hatte, es zu tun. Jetzt kann ich Ihnen keine Einzelheiten nennen.«
Ich fauchte ärgerlich: »Callon, was soll der ganze Quatsch? Sie rufen uns an und sagen, daß Sie fürchten, innerhalb' der nächsten 24 Stunden ermordet zu werden. Gleichzeitig betonten Sie, daß Sie aber keinen Schutz von uns gestellt haben wollen. Sie sagen, wenn man Sie ermordet hätte, müßte sich das FBI darum kümmern, aber sie weigern sich, uns die Gründe dafür zu nennen! Was soll ich nun mit diesen Widersprüchen anfangen?«
»Das ist mir gleichgültig, Cotton! Zerbrechen Sie sich ihr Köpfchen darüber. Nur so viel steht fest: Wenn ich umgelegt werde, werde ich aus der Hölle zusehen, ob Sie sich blamieren, Cotton. Es würde mich freuen. Oder ob Sie die Mörder erwischen. Das würde mich natürlich auch freuen. Meinen Spaß werde ich also auf jeden Fall haben!« Er lachte wieder.
Mir lief etwas kalt den Rücken hinunter. War dieser Mann etwa nicht mehr normal? Rechnete er ernstlich mit seiner Ermordung und hatte doch noch Nerven genug, darüber zu lachen?
Ich konnte keine Frage mehr stellen, denn mitten in sein meckerndes Gelächter hinein wurden wir getrennt.
Entweder hatte er selbst aufgelegt, oder jemand hatte ihm die Gabel niedergedrückt…
***
»Tut mir leid, Sir. Mr. Callon ist gerade ausgegangen!« sagte die Sekretärin so routinemäßig, daß ich sofort wußte, sie log.
»Hat er nicht hinterlassen, wann er zurückkommt?«
»Nein, Sir, er hat mir nichts gesagt.« Wahrscheinlich saß der Bursche an seinem Schreibtisch und dachte grinsend daran, daß er jetzt einen G-man in eine eigenartige Situation gebracht hatte.
Auf der einen Seite wußte ich also, daß Callon damit rechnete, daß ihm etwas zustoßen könne. Auf der anderen Seite hatte Callon jeden Schutz abgelehnt. Diese widerliche Ratte konnte mich in Rage bringen. Wenn er glaubte, mich an der Nase herumfuhren zu können, sollte er sehen, wie er selbst mit seinen Problemen fertig wurde. Ich würde mir seinetwegen bestimmt keine grauen Haare wachsen lassen.
»Soll ich etwas bestellen?« fragte seine Sekretärin.
»Nein, danke«, erwiderte ich. »Oder ja, doch! Sagen Sie ihm, er möchte in Zukunft andere Leute auf den Arm nehmen und nicht gerade FBI-Beamte!«
Ärgerlich legte ich den Hörer auf.
***
Am nächsten Morgen saßen wir alle gegen neun zur großen Dienstbesprechung im kleinen Sitzungssaal.
Ich hatte nicht sonderlich aufmerksam zugehört, als unser Verbindungsmann zur City Police die Liste der Delikte vorlas, mit denen sich die Kollegen herumgeschlagen hatten.
Auch als er mit einem Mord anfing, war ich noch nicht sonderlich aufmerksam. Aber dann kam das dicke Ende:
»… konnte der Tote einwandfrei als der Redakteur Steve Callon identifiziert werden. Callon kam gegen sieben Uhr früh durch die hintere Tür in den Hof zwischen dem Redaktions- und dem
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