0192 - Vorm Sterben einen Drink
Druckereigebäude. Mehrere Männer scheinen ihn dort erwartet zu haben. Callon wurde von 16 Messerstichen getroffen und starb sofort. Die Mordkommission unter Lieutenant Rogerty ist zur Stunde noch am Tatort. Zweckdienliche Mitteilungen werden direkt an das Office der Mordkommission Manhattan Süd erbeten.«
»Augenblick«, sagte ich. »Dazu muß ich etwas sagen.«
Mr. High und alle anwesenden Kollegen sahen interessiert von ihren Notizen auf.
Ich berichtete in groben Zügen den Inhalt des Telefongesprächs, das ich mit Callon gestern nachmittag geführt hatte.
»Das ist ja eine tolle Geschichte«, murmelte Phil.
»Haben Sie versucht, mit Callon noch einmal Verbindung zu bekommen, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, Jerry?« fragte der Chef.
»Ja, sofort danach. Aber ich wurde von der Sekretärin abgewimmelt. Sie sagte, Callon sei gerade ausgegangen. Ich hatte aber das Gefühl, daß er hinter seinem Schreibtisch saß und sich nicht mehr von mir sprechen lassen wollte. Wenn er bereit gewesen wäre, deutlicher zu werden, hätte er schließlich gleich meine Fragen beantworten können.«
»Das ist wahr«, stimmte Mr. High zu. »Er hätte sich eben doch von uns beschützen lassen sollen. Freilich hätte er es sich dann auch gefallen lassen müssen, daß wir ihm ein paar Fragen vorgelegt hätten.«
»Zum Beispiel«, sagte ich, »von wem er sich eigentlich bedroht fühlt. Und warum und wieso. Wahrscheinlich verzichtete er gerade wegen dieser Fragen auf unseren Schutz.«
»Aber es gibt mir zu denken, daß Callon seine eigene Ermordung so eindeutig als einen Fall für den FBI angesehen haben wollte«, warf Mr. High nachdenklich ein. »Callon weiß genau, daß ein Mord etwas für die Kriminalabteilung der City Police ist. Warum will er diesen Fall unbedingt uns zuschanzen?«
Ich zuckte die Achseln, denn darauf wußte ich auch keine Antwort.
»Wenn Callon sagte, es sei eine Sache für den FBI«, fuhr der Chef fort, »dann glaube ich, daß das stimmt. Callon ist ein minderwertiger Charakter gewesen, aber er war nicht dumm. Und er wußte mit Polizeisachen sehr genau Bescheid. Ich bin doch dafür, daß wir uns mal über den Fall unterrichten lassen. Jerry und Phil, vielleicht fahren Sie mal zum Tatort und sprechen mit Lieutenant Rogerty von der Mordkommission…«
So kam es, daß wir kurz vor halb zehn im Hof des Gebäudekomplexes standen, in dem Verlag, Redaktion und Druckerei dieses Skandalmagazins beheimatet waren.
Lieutenant Rogerty war mit seinen Leuten fleißig bei der Arbeit. Spurensicherung, Fotografieren, Vernehmungen der Nachbarn und Arbeiter, die zur Mordzeit schon im Hause gewesen waren, und so weiter. Wir erwischten Rogerty in Callons Büro.
»Tag, ihr beiden«, sagte er gähnend. »Wollt ihr den Fall haben? Mit dem größten Vergnügen bin ich bereit, euch die Sache abzutreten. Ich habe wenig Lust, diesen Sumpf aufzuwirbeln, in dem Callon wie eine Krake saß und seine Fangarme ausbreitete. Hier, seht mal, was ich gerade gefunden habe!«
Er schob uns ein Blatt Papier über den Schreibtisch. Bei Surdridge liegt ein Päckchen für die Polizei stand darauf. Kein Wort weiter.
»Haben Sie die Sekretärin schon gefragt, ob das Callons Schrift ist?«
Rogerty nickte. »Ja, es ist seine Schrift. Da gibt es keinen Zweifel. Es liegen genügend von Callon stammende Notizen hier herum, daß man die Schriftzüge vergleichen kann. Ganz eindeutig Callons Hand.«
»Haben Sie Surdridge schon angerufen?« erkundigte ich mich.
»Ja, aber dessen Sekretärin sagt, Mr. Surdridge komme so gut wie nie vor zehn Uhr ins Büro. Und sie selbst könne leider keine Auskunft geben.«
Ich sah auf meine Uhr. Es war erst 9.26 Uhr.
»Was halten Sie davon, wenn wir mal zu Surdridge fahren und ihm wegen des Päckchens auf den Zahn fühlen, Rogerty?« fragte ich.
Der Lieutenant war sofort einverstanden. Er schleuderte seine ausgegangene Zigarre in einen Spucknapf und sagte zustimmend: »Gern! Ihr nehmt mir damit nur Arbeit ab. Aber was für ein Interesse habt ihr eigentlich an Callon?«
Ich hatte keinen Grund, ihm den merkwürdigen Anruf Callons zu verschweigen.
Rogerty hörte aufmerksam zu. Zum Schluß schüttelte er den Kopf: »Ein verrückter Kerl, dieser Callon! Weiß, daß er ermordet werden soll, lehnt aber ausdrücklich jeden Schutz ab. Der Kerl hatte sich wohl in den letzten Jahren zu sehr daran gewöhnt, ständig in Gefahr zu sein. Das ist ihm in den Kopf gestiegen. Na schön, fahrt mal zu Surdridge! Wenn er wirklich ein
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