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0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
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verflossene Frau angepumpt hat. Ich traue dem Burschen nicht ganz.«
    Ganz zum Schluss gingen wir noch einmal die Kopie unseres Berichtes durch.
    »Eine ganz unmögliche Angelegenheit«, brummte Phil kopfschüttelnd.
    »Gestern bekam Parker den Erpresserbrief, den er sofort den Familienmitgliedern zur Kenntnis gab. Zu gleicher Zeit bestellte er die Pinkerton-Leute und setzte sich mit dem Bürgermeister in Verbindung.«
    »Um diese Zeit wusste also schon eine ganze Menge Leute davon, dass der Alte nicht gesonnen war, die geforderte Summe zu zahlen«, meinte ich.
    »Gewiss, aber Wagner tat nichts anderes, als Mister High anzurufen. Ich kann mir nicht denken, dass er die Geschichte herumerzählt hat. Die Pinkertons sind bemüht für ihre Korrektheit und-Verschwiegenheit. Von dort kann nichts durchgesickert sein und bei uns erst recht nicht.«
    »Es kämen also nur die beiden Töchter und der Schwiegersohn in Betracht. Vielleicht haben sie es ihren Freunden erzählt, die zurzeit dort zu wohnen schienen«, überlegte ich.
    »Das wäre ein so haarsträubender Leichtsinn, dass ich ihn nicht mal Nadine und Patsy zugetraut hätte. Dazu kommt die dilettantische Manier, in der die Entführung versucht worden ist. Die Strickleiter, die man gar nicht nötig hatte, die theatralische, schwarze Maske und die Tatsache, dass man Cilly hat schreien lassen, anstatt ihr den Mund zuzuhalten. Die ganze Geschichte wirkt wie eine Szene aus einem schlechten Kriminalfilm. Es hätte nur noch gefehlt, das die Entführer gewartet hätten, bis sie erwischt wurden.«
    »Was beweist, dass es nur Amateure sein können«, schloss ich. »Der Brief mit seiner recht guten Orthographie und Grammatik lässt die eine Folgerung zu, dass er von einem wenigstens halbwegs gebildeten Menschen geschrieben wurde.«
    Wir redeten noch eine Zeit lang hin und her, ohne der Lösung des Problems näherzukommen. Es war schon halb sieben, als wir dann endlich nach Hause fuhren. Ich hatte noch ein paar Hammelkoteletts im Kühlschrank, die ich briet und zusammen mit ein paar Tomaten aufaß.
    Dann holte ich mir das Schachbrett und die Figuren aus dem Schrank und spielte für mich allein eine Partie, die nicht zu Ende gehen wollte, weil ich ja immer im Voraus wusste, was mein Gegenspieler tim würde. Ich schaltete das Radio ein und hörte Nachrichten: In Südamerika hatte es wieder mal eine Revolution gegeben, der Abschuss eines Satelliten wurde gemeldet, und die Großen der Welt kamen wieder mal zu dem Ergebnis, dass sie zu keinem Ergebnis gekommen waren. Ungeduldig schaltete ich ab, und da musste ich wieder an Mr. Parker und seine Töchter denken.
    Ich suchte mir die Nummer aus dem Telefonbuch und rief an. Der Butler James war am Apparat.
    »Hier Cotton. Sie kennen mich ja wohl noch?«, fragte ich.
    »Ist dort alles in Ordnung?«
    »Gewiss, Sir. Mister Parker schläft bereits. Ich habe ihm ein Beruhigungsmittel gegeben. Die Damen sind ausgegangen.«
    Das sah den beiden natürlich ähnlich. Sie würden auch noch ausgehen, wenn der Himmel einstürzte.
    »Schreiben Sie sich meine Telefonnummer auf, James«, sagte ich und gab sie ihm. »Sie können mich bei Nacht gewöhnlich zu Hause erreichen.«
    »Gewiss, Sir. Vielen Dank, Sir.«
    Ich holte mir Eis und die Whiskyflasche, vertiefte mich in die EVENING NEWS und fühlte mich sauwohl.
    Um elf Uhr fünfundzwanzig - ich hatte gerade auf die Uhr gesehen - riss mich das Klingeln des Telefons aus meiner Behaglichkeit. Ich hob ab und meldete mich.
    »Hier bei Parker, James spricht.« Die Stimme klang so gedämpft, dass ich sie nur mit Mühe verstehen konnte.
    »Ja, was gibt es?«
    »Verzeihen Sie die späte Störung, aber ich glaube, es ist…«
    Er brach plötzlich ab.
    Ich vernahm undeutliche Geräusche und schnelle Atemzüge, aber es war der Atem zwei verschiedener Menschen.
    »Hallo, sind Sie noch da, James?«, rief ich.
    »Hilfe, Hilfe…« Ein Klappern, als wäre der Apparat heruntergefallen, und dann war alles still.
    Jemand hatte aufgelegt. Ich reagierte automatisch. Zehn Sekunden später hatte ich den Radiostreifendienst an der Strippe.
    »Hier ist Cotton, FBI. Ich habe soeben einen Notruf von der Villa des Nataniel Parker, Bayview, Long Island erhalten. Alarmieren Sie den nächsten Streifenwagen. Er soll nach dem Butler James suchen. Ich komme selbst dorthin.«
    Die Pantoffeln flogen durchs Zimmer, und genau zwei Minuten danach saß ich am Steuer meines Wagens und gab Gas.
    Um zwölf Uhr zehn bog ich in den Garten ein. Vor

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