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0193 - Ich heulte mit den Wölfen

0193 - Ich heulte mit den Wölfen

Titel: 0193 - Ich heulte mit den Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich heulte mit den Wölfen
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erkannten sie mich, und so entging ich dem Schicksal, durchlöchert zu werden.
    »Wünsche, wohl geruht zu haben«, spottete ich. »Während Sie schliefen, wurde hier im Haus ein Mord begangen.«
    »Ein Mord?«
    »Ja, der Butler ist ermordet worden. Hoffentlich ist nicht noch mehr passiert.«
    »James ist tot, ermordet?«, rief Cilly mit vor Aufregung schriller Stimme. »Wo ist er?«
    Sie machte Miene, die Treppe herunterzulaufen.
    Ich konnte sie gerade noch erwischen.
    »Cilly, Cilly. Wo bist du?«, erklang es.
    »Das ist Julie«, stellte die Kleine fest. »Ein Wunder, dass sie überhaupt noch wach geworden ist. Die schläft, kann ich Ihnen sagen.«
    »Geh wieder hinein und leg dich ins Bett«, befahl ich Cilly sehr energisch, aber ich stieß auf Widerspruch.
    Sie versuchte sogar, an mir vorbei nach unten zu laufen. Ich schob sie kurzerhand ins Zimmer, wo Julie gerade dabei war, in einen Morgenmantel zu schlüpfen.
    »Halten Sie das Kind hier, nötigenfalls mit Gewalt. Ich verantworte das«, sagte ich und ging.
    Die beiden Detektive hatten inzwischen ihre Regenmäntel übergezogen.
    »Sehen Sie bitte nach, ob die Damen zu Hause sind«, bat ich Maggie, obwohl James mir das Gegenteil gesagt hatte. »Wecken Sie jeden mit Ausnahme von Mister Parker.«
    Der alte Mann hatte schon genug Aufregung gehabt. Ich wollte ihn nicht stören. Er würde noch früh genug erfahren, was geschehen war.
    ***
    Gerade fuhr ein Wagen vor, und ich hörte Stimmen. Das musste die Mordkommission sein. Ich beeilte mich, nach unten zu kommen. Es war die Mordkommission sechs und Captain Harper, der bereits seine zwanzig Dienstjahre auf dem Rücken hatte und mir gut bekannt war.
    »Hallo, Cotton! Was tun Sie denn hier?«, rief er mir zu.
    Ich klärte ihn auf, soweit das in der Eile möglich war, und wir verabredeten, dass er sich um den Toten, ich mich um die übrigen Hausbewohner kümmern sollte. Die Detectives, der Arzt und der Fotograf, verschwanden durch den Gang nach der Küche, und ich ging wieder nach oben. Schon auf halbem Weg kam mir Maggie mit allen Anzeichen größter Aufregung entgegen.
    »Es ist niemand da, bis auf den alten Herrn, die beiden anderen Mädchen und die Hausdame.«
    »Niemand?«, fragte ich ungläubig. »Wo ist denn Robby, Mrs. Windlass’ Sohn? Sie kann ihn doch nicht mitgenommen haben?«
    »Er ist weg, ebenso Doris.«
    »Wer ist denn das?«
    »Doris Fink, Robbys Kinderpflegerin. Sie schlief mit ihm in einem Zimmer, und beide sind verschwunden.«
    Ein scheußlicher Verdacht stieg in mir auf.
    »Wo ist das Zimmer?«
    Sie führte mich in den Querflügel auf der linken Seite. Im Zimmer standen zwei Betten, die benutzt worden waren. Der Schrank war offen, die Schubladen einer Kommode hatte jemand herausgezogen. Es sah aus, als habe man in Eile eingepackt. Während Maggie ratlos dabeistand, sah ich mich um. Ich wusste auch so, was vorgegangen war. Nicht Cilly war entführt worden, sondern Rob, der einjährige Sohn des Ehepaares Windlass.
    Der Entführer war doch gerissener gewesen, als ich angenommen hatte. Alles hatte sich auf Cilly konzentriert, und er hatte diese Gelegenheit benutzt, um den kleinen Jungen zu kidnappen. Das Einzige, was mir unklar schien, war, ob er im Einverständnis mit dieser Doris Fink gehandelt hatte oder ob sie nur gezwungenermaßen mitgegangen war.
    »Wie lange war Doris hier im Haus?«, fragte ich.
    »Seit Robbys Geburt. Sie kam aus der Kinderklinik eines Doktor Snyder und hatte die besten Empfehlungen. Sie hängt sehr an Robby, mehr als seine Mutter.«
    Das klärte auch diesen Punkt. Das Mädchen war mitgenommen worden, um das Kind zu pflegen. Ich konnte hier nichts mehr tun. Ich schloss das Zimmer ab und steckte den Schlüssel ein. Dann rief ich vom Fernsprecher in der Diele unsere Dienststelle an und verlangte meinen alten Freund Neville, der glücklicherweise im Haus war. Er versprach mir, sofort die nötigen Spurensucher und Fingerabdruck-Experten zu schicken. Ich zweifelte nicht an der Tüchtigkeit meines Kollegen von der City Police, aber unsere eigenen Leute waren mir in diesem Fall doch lieber. Die Sache, von der ich noch am Nachmittag angenommen hatte, sie wäre fauler Zauber, hatte sich zu einem Kapitalverbrechen Nummer eins ausgewachsen. Phil ließ ich schlafen. Wer weiß, was in der nächsten Nacht los sein würde.
    Inzwischen waren auch die anderen Mädchen und die würdige Haushälterin auf der Bildfläche erschienen, aber niemand hatte etwas gehört. Es musste alles sehr leise vor

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