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0194 - Wenn Hexenhände töten

0194 - Wenn Hexenhände töten

Titel: 0194 - Wenn Hexenhände töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schaffte es und hielt das Kreuz schließlich in der Hand.
    Die zehn Minuten waren fast um. Die Glocken schwangen wesentlich langsamer. In ihrem Rhythmus bewegte ich auch mein Kreuz. Reagierte es? Wurde es vielleicht warm? Zeigte sich ein Schimmer?
    Nichts.
    Alles blieb normal. Dieser seltsamen Erscheinung war wirklich nicht beizukommen.
    Ich stand vor einem Rätsel…
    Um wenigstens alles versucht zu haben, veränderte ich meine Stellung Eine Glocke schwang mir gegen die Hand und berührte auch das Kreuz. Dabei tat sich gar nichts.
    Negativ auf allen Linien!
    Was tun? Ich sah bereits im Geiste das höhnische Grinsen meines Vorgesetzten, das später jedoch zerfasern würde, wenn er daran dachte, was er den Windsors mitteilen mußte.
    John Sinclair ist nicht in der Lage, das Rätsel der läutenden Glocken zu lösen.
    So würde es heißen.
    Es hatte keinen Zweck, sich weiterhin Gedanken darüber zu machen.
    Die Glocken mußten ausschwingen, und ich hatte meinen Job beendet.
    Auf dem gleichen Weg wollte ich wieder zurück, drehte mich und schob mich behutsam vor.
    Das war gar nicht so einfach. Manchmal kam ich mir vor wie ein Artist auf dem Hochseil.
    Schließlich hielt ich dort ein, wo ich die Lampe zurückgelassen hatte.
    Da die Glocken jetzt fast verstummt waren, konnte ich mich normal verständigen. Ich senkte den Blick, schaute nach unten und sprach den Küster an.
    Er stand nicht mehr auf seinem Fleck.
    »He, Sie!«
    Keine Antwort.
    Hatte er mich nicht gehört, oder war er ein Stück zur Seite gegangen?
    Ich schnappte mir die Lampe und bewegte mich ebenfalls auf dem Balken in Richtung Leiter. Erst als ich sie erreicht hatte und auf der obersten Sprosse Halt fand, leuchtete ich mit der Laterne nach unten.
    Ich sah den Küster und auch den Grund, weshalb er keine Antwort geben konnte.
    Zwei aus dem Nichts erschienene Knochenhände hatten sich um seinen Hals gelegt und drückten erbarmungslos zu…
    ***
    Zuerst wollte ich es nicht glauben!
    Ich schaute zweimal hin, aber das schaurige Bild blieb. Der alte Küster hatte seinen Mund weit aufgerissen, die Augen waren verdreht. Ich konnte die Zunge sehen, die im Mund schlug. Sein Röcheln hörte ich nicht, dafür trampelte er mit den Füßen und versuchte verzweifelt, sich zu befreien.
    Der Mann war zu alt. Er besaß einfach nicht mehr die Kraft, sich aus dem Griff zu winden. Auch wenn er die Arme über die Schulter schlug, bekam er nichts zu fassen, denn es gab ja keine Gestalt hinter ihm, sondern nur eben Hände.
    Geisterhände…
    Diese Gedanken, die ich jetzt so lang schildere, gingen mir innerhalb von zwei Sekunden durch den Kopf. So lang mindestens hätte ich benötigt, um die Leiter hinter mir zu lassen.
    Dafür sprang ich.
    Es war ein gewagter Sprung. Wenn ich unglücklich aufkam, konnte ich mir den Fuß verstauchen oder brechen. Zum Glück lernt man es mit der Zeit, richtig aufzukommen und sich auch gleichzeitig abzurollen. Das machte ich geschickt, nutzte den Schwung aus und kam wieder auf die Füße, wobei ich mich drehte, damit ich den Küster und die unheimlichen Würgehände vor mir hatte.
    Der Mann lag am Boden.
    Die Knochenhände umspannten noch immer seinen Hals.
    Ich brauchte einen Schritt. Mit dem Kreuz hieb ich zu - und genau da waren die Hände verschwunden. Mein Schlag ging ins Leere, das Silber streifte noch die Wange des Küsters, ansonsten verspürte ich keinerlei Widerstand.
    Man hätte an einen Spuk glauben können, ebenso wie das bei diesem Glockengeläut der Fall gewesen war, aber das war mir zu einfach.
    Es war zwar ein Spuk, trotzdem Realität. Das bewies mir der Küster, den ich sofort untersuchte, den steifen Kragen aufriß und nach seinem Herzschlag fühlte.
    Ich spürte ihn nicht. Der Schreck fuhr mir durch alle Glieder. Sollte der Mann tot sein?
    Hastig holte ich mein Feuerzeug hervor und knipste es an. In der kleinen Flamme wirbelten Millionen von Staubpartikeln, und der Widerschein strich über das Gesicht des alten Mannes.
    Er brach sich auch in den gebrochenen Augen.
    Nun hatte ich keinen Zweifel mehr. Die würgenden Hände waren zu tötenden Händen geworden. Der Küster gehörte zu den Opfern. Ich war zu spät gekommen.
    Langsam stand ich auf. Automatisch steckte ich das Feuerzeug wieder in die Tasche. Ein kalter Hauch lief über meinen Rücken, und durch die Nase holte ich Luft.
    Der Mann vor mir tat mir leid. Er hatte seinen Mut, mit mir in den Turm gegangen zu sein, mit dem Leben bezahlen müssen. Ein wirklich grausames

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