0194 - Wenn Hexenhände töten
herum, das alles gehörte in die Vergangenheit. Auch das Zusammensitzen in der Küche.
Das Mädchen wollte nichts essen. Ozzy war mit der gefüllten Schüssel wieder heruntergekommen.
Als die Verdauungszigaretten brannten, warf Jorge Gorman einen Blick auf seine Uhr.
»Bis Mitternacht haben wir noch Zeit, die verdammt lang werden kann. Sollten wir nicht etwas unternehmen?«
»Wie meinen Sie das?« fragte ich. »Den de Haivillands eine Falle stellen.«
»Haben Sie das nicht schon unten im Keller.«
»Stimmt, aber ich dachte an eine bessere.«
»Dann machen Sie mal einen Vorschlag«, sagte Suko und lächelte.
»Weiß ich auch nicht.«
Wir lächelten. Doch das wirkte verkrampft. Man merkte, daß wir unter einer inneren Spannung standen.
Am gelassensten reagierte noch Suko. Ich kannte meinen Freund und Kollegen. Er konnte innerlich gut abschalten, war jedoch voll konzentriert.
Im Gesicht des alten Jorge Gorman arbeitete es. Seine Falten hatten sich noch tiefer in die Haut eingegraben. Manchmal zog er sie auch mit Daumen und Zeigefinger nach oder drückte mit dem Handrücken seine Nase zusammen.
Seine Söhne machten ebenfalls nicht den ruhigsten Eindruck. Sie rutschten auf ihren Stühlen hin und her, preßten die Lippen zusammen und beteiligten sich kaum am Gespräch. In ihren Gesichtern waren deutlich die Folgen von Sukos Schlägen zu erkennen.
»Es ist natürlich nicht gesagt, daß sie um Punkt Mitternacht erscheinen«, nahm ich den Gesprächsfaden wieder auf. »Dann ist der Tag der Rache ja vorbei.«
»Stimmt«, gab Jorge zu. »Nur, zwischen Mitternacht und eins ist Geisterstunde.«
Da hatte er etwas Wahres gesagt. Auch ich hatte es schließlich am eignen Leibe erlebt. Als die Geisterstunde vorbei war und es eins schlug, da verschwanden auch die Gestalten.
Der alte Gorman wies Bud an, Kaffee zu kochen. Ohne zu murren, stand der junge Mann auf und stellte Wasser auf den Ofen. Eine Maschine gab es bei den Gormans nicht.
Als der Kaffee fertig war und wir ihn probierten, konnte ich mir ein anerkennendes Nicken nicht verkneifen. »Donnerwetter, der schmeckt gut.«
Bud grinste. »Ist ja noch so gemacht worden wie früher.«
»Das schmeckt man.«
»Sollen wir nur herumsitzen und warten?« erkundigte sich Jorge Gorman.
»Nein«, erwiderte ich und schüttelte den Kopf. »Wenn ich das Haus sehen könnte.«
»Eine gute Idee.«
Auch Suko erhob sich. Wie auch ich wollte er sich die Örtlichkeiten genau ansehen. Wenn es zu einer Auseinandersetzung kam, wollten wir uns wenigstens auskennen.
Mit dem Keller begannen wir. Er war nicht sehr groß. Außer dem Raum, in den man mich eingesperrt hatte, gab es noch drei weitere, allerdings wesentlich kleiner. Sie dienten als Lager für Lebensmittel und auch Kohlen.
Die acht Hände boten schon einen makabren Anblick. Ich schaute sie mir noch einmal an, während Suko und Jorge Gorman an der Tür stehenblieben.
Besonders die Frauenhand interessierte mich. Mit dem rechten Zeigefinger strich ich über die Haut. Sie war kalt und dennoch nicht starr.
Die Haut gab nach, wenn ich sie berührte, ein wirklich dämonisches Phänomen, dem wir hier gegenüberstanden. Lang und schmal präsentierten sich die Finger. Die Nägel liefen vorn spitz zu. Sie erinnerten mich an kleine Messer.
»Unwahrscheinlich«, flüsterte ich, »daß diese Hände die Jahrhunderte so überstanden haben.«
»Da sagen Sie etwas, Sir«, erwiderte der alte Jorge Gorman.
Ich ging ein wenig zur Seite, so daß mir die Hände der männlichen Personen ins Auge stachen.
Auch hier sah ich mich normalen Männerhänden gegenüber. Man konnte das Gefühl bekommen, daß sich die Finger jeden Augenblick bewegen und nach mir greifen würden. Die Hände standen aufrecht, und die Finger waren ein wenig gekrümmt.
Wie kam es, daß die Hände die lange Zeit überstanden hatten?
Standen die de Haivillands wirklich mit dem Satan im Bunde? Diesem Anblick nach zu urteilen, sicherlich..
Irgendwie juckte es mir in den Fingern, einen Test zu starten. Ich wollte gern das Kreuz gegen eine der Hände halten, vielleicht tat sich da etwas.
Wir hatten uns inzwischen stärker bewaffnet. Suko war noch einmal zum Bentley zurückgegangen. So trug ich auch die magische Kreide bei mir, den Dolch und auch eine Gemme.
An die Kreide dachte ich ebenfalls, und setzte mein Vorhaben sofort in die Tat um. Ich holte sie aus der Tasche, bückte mich und malte auf den Boden einen großen Kreis, der sich um die Bank mit den Händen zog.
»Was
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