0194 - Wenn Hexenhände töten
nicht.« Ich drückte jetzt stärker, und langsam schwang die Tür zurück.
Ich verließ den Keller, gelangte in den kleinen Flur und drehte mich, damit ich das Hindernis sehen konnte.
Es war Bud.
Er hing an der dicken Bohlentür. Die Spitze eines Degens war durch seine Brust gefahren und hatte ihn regelrecht festgenagelt…
***
Maureen lag allein in ihrem Zimmer. Sie hatte es sich selbst eingerichtet.
Die Möbel bestanden aus heller Kiefer und vertrieben die Düsternis des alten Raumes. Hell gestrichene Wände und Bilder naiver Maler trugen dazu bei, daß die Atmosphäre innerhalb des Raumes noch freundlicher wirkte.
Auf einem niedrigen Regal stand ein kleiner Fernseher. Daneben eine Vase mit frischen Blumen.
Hier konnte man es aushalten.
Normalerweise fühlte sich Maureen Gorman in diesem Raum sehr wohl. Sie hielt sich gern hier auf, aber an diesem Tage ging es ihr mies.
Die Wunde schmerzte sehr, zudem hatte sie Fieber bekommen. Stirn und Ohren waren heiß.
Manchmal fror sie auch, und dann lief ein Zittern durch ihren Körper.
Tabletten gegen Fieber waren im Haus gewesen. Zwei hatte Maureen schon geschluckt, eine dritte wollte sie nicht nehmen. Zuviel konnte schädlich sein.
Auf dem Rücken durfte sie nicht liegen. Die Wunde mußte so wenig Druck wie möglich verspüren, deshalb hatte sich Maureen halb auf die Seite gewälzt und blieb in dieser Haltung liegen.
Sie dachte oft an ihre Familie und an die schreckliche Vergangenheit.
Die Mutter war daran zerbrochen. Als die Stimmen aufklangen und nicht mehr aufhören wollten, hatte sie einen Herzschlag bekommen.
Gesundheitlich hatte es sowieso nicht zum besten mit ihr gestanden.
Maureen fühlte, wie sie immer schwächer wurde. Die Glieder waren wie mit Blei gefüllt, und auf ihrem Gesicht lag der Schweiß. Die Wunde pochte und brannte. Sie hatte das Gefühl, als würden zahlreiche kleine Messer immer in sie hineingestoßen.
Hinzu kam die Angst vor der Zukunft. An diesem Tag sollte sich die schreckliche Rache erfüllen. Die de Haivillands würden zurückkehren und zuschlagen.
Sie dachte daran, daß auch eine Frau dabei war.
Madeleine de Haivilland. Dieses Mädchen mußte in ihrem Alter gewesen sein, als man ihr die Hände abschlug. So etwas wie Mitleid überfiel Maureen. Wenn sie sich vorstellte, daß ihr jemand die Hände abschlagen würde, drehte sie fast durch.
Neben dem Bett stand die Konsole. Dort hatte Ozzy ihr auch ein großes Glas mit Orangensaft hingestellt, aus dem sie hin und wieder einen Schluck nehmen sollte.
Dabei mußte sie sich etwas aufrichten, um an das Glas zu gelangen.
Zur Hälfte hatte sie es bereits geleert, denn der Durst war stark, und sie hatte das Gefühl, innerlich zu verbrennen.
Abermals trank sie einige Schlucke. Das Eis war längst geschmolzen, trotzdem kühlte der Saft noch. Und er tat gut, wie er die Kehle hinab in ihren Magen rann.
Fast leer stellte sie das Glas wieder weg. Als sie sich langsam nach hinten gleiten ließ, hörte sie vor der Tür Schritte. Maureen identifizierte sie, denn es war Ozzy, der die Treppe hoch gelaufen war und jetzt die Tür zu ihrem Zimmer aufstieß.
Maureen versuchte zu lächeln, was ihr sehr schwerfiel, doch sie riß sich zusammen Ozzy sollte nicht sehen, wie schlecht es ihr tatsächlich ging.
Neben dem Bett blieb er für einen Moment stehen und setzte sich dann auf die Kante. Er streckte seinen Arm aus. Die rechte Hand fuhr über Maureens Stirn.
»Mein Gott, du hast ja Fieber.«
»Ja«, hauchte das Mädchen. »Es kommt von der Wunde. Sie schmerzt doch sehr stark.«
Ozzy nickte.
Dann sagte er: »In ein paar Stunden ist alles vorbei, dann haben wir es geschafft.«
»Hoffentlich. Ich kann auch nicht länger unter diesem Druck leben, glaub mir.«
»Das verstehe ich.«
Nach dieser Antwort schwiegen beide. Nur das Ticken einer Uhr war zu hören.
»Wo ist Bud?« fragte das Mädchen nach einer Weile.
»Nicht im Haus. Er schaut sich draußen um. Vielleicht entdeckt er irgend etwas.«
»Glaube ich nicht.«
»Man soll alle Möglichkeiten in Betracht ziehen«, erwiderte Ozzy lächelnd.
»Ich habe Angst!« flüsterte Maureen, streckte ihren rechten Arm vor und faßte nach der Hand ihres Bruders. »Ozzy, ich glaube nicht, daß alles so einfach ist. Wirklich nicht. Die anderen sind stark, zu stark für uns. Denke an die schrecklichen Hände. Wie haben sie die Zeiten überdauern können? Wie…«
Sie sprach nicht mehr weiter, denn wie ihr Bruder war auch sie zusammengezuckt.
Beide
Weitere Kostenlose Bücher