0198 - Asmodinas Todeslabyrinth
teuflisch. Danach wandte er den Kopf und schaute sich um.
»Einige meiner Freunde hast du ja getötet, aber andere warten darauf, dich umzubringen. Und ich werde nichts tun, damit sie ihr Vorhaben nicht in die Tat umsetzen können.«
Er öffnete die rechte Hand, und ich sah den silbernen Nagel auf der Fläche liegen. Noch jetzt war es für mich ein Rätsel, wie er den Nagel überhaupt hatte anfassen können! Normalerweise hätte ihn das geweihte Silber zerstören müssen, aber das geschah nicht. War die Magie des Nagels vielleicht zu schwach? Nein, nur ich war schwach, denn die Nachwirkungen des eingeatmeten Gases spürte ich sehr deutlich. Ich konnte zwar wieder klar denken, doch es bereitete mir noch immer Mühe, mich zu bewegen. Alles lief zu träge ab.
»Ich besitze den Nagel, und ich besitze dich!« sagte der Dämon vor mir. »Was will ich mehr?«
Als er das letzte Wort gesprochen hatte, schloss er die Faust. Und da sah ich, dass sich seine Haut so seltsam bewegte. Sie schien sogar Falten zu werfen. Die Erkenntnis kam mir blitzartig. Der Dämon vor mir konnte deshalb den silbernen Nagel anfassen, weil er Handschuhe trug. Daher machte ihm das Silber nichts aus.
»Noch Fragen, Sinclair?«
»Ja.«
»Dann beeile dich, denn ich muss Asmodina den Nagel überreichen, damit sie Dr. Tod endlich in seine Schranken verweisen kann und nicht mehr durch ihn gestört wird.«
»Wo befindet sich Glenda Perkins?«
Der Dämon lachte schallend. »Willst du das wirklich wissen, Geisterjäger?«
»Sonst hätte ich nicht gefragt.«
»Nun, sie befindet sich unter dir.«
Ich erschrak heftig. »In einem Schacht?«
»So ähnlich«, erwiderte der Dämon.
»Schacht kann man zwar nicht sagen, denn diese Schächte sind nicht unendlich, darunter befindet sich etwas.«
»Was?«
»Ganz einfach. Das Labyrinth der Angst. Oder Asmodinas Todeslabyrinth!«
Die Antwort hatte mich überrascht. Davon hatte ich noch nie gehört. Ein Labyrinth? Und es sollte unter den Schächten liegen?
Welche Überraschung erwartete mich denn noch in dieser vielschichtigen, kaum mit menschlichen Maßstäben nachzuvollziehenden Welt?
Ein Labyrinth unter den Schächten. Und dort sollte Glenda gefangen sein? Ich schaute den Dämon etwas ungläubig an, und er begann zu lachen.
»Ja, Sinclair, dort steckt sie.«
»Als was? Ist sie gefangen?«
»So kann man es nicht sagen«, erwiderte er.
»Sie steckt zwar im Labyrinth, jedoch nicht als Gefangene, sondern als Abgeurteilte. Verstehst du? Sie ist im Jenseits zum Tode verurteilt worden. Dort wird sie verrecken. Irgend jemand wird sie schon töten, und ihre Gebeine…«
»Hör auf«, schrie ich, »hör auf!«
Er grinste nur. »Ich kann mir vorstellen, dass du so etwas nicht verträgst. Aber du wirst keine Chance mehr haben, sie jemals wiederzusehen. Ich habe den Nagel, und das reicht mir. Außerdem hat mir Asmodina einen Auftrag gegeben.«
Ich konnte mir denken, welchen Job dieser Dämon von seiner Chefin erhalten hatte. Trotzdem wollte ich es genau wissen und fragte: »Welchen?«
»Dich zu töten, Sinclair!«
***
Sie standen da und schauten in den grauen Winterhimmel. Kara, Myxin und Suko, der Chinese. Alle drei waren irgendwie deprimiert und in den ersten Minuten unfähig, etwas zu sagen. Myxin hielt das Kreuz noch fest. Es kippte in seinen Fingern nach vorn, und es sah so aus, als würde es dem kleinen Magier aus der Hand rutschen.
Asmodina war verschwunden. Von ihrem Gesicht war am grauen Himmel nichts mehr zu sehen. Es hatte sich aufgelöst wie ein ferner Nebelstreif. Vielleicht waren sie zu siegessicher gewesen, vielleicht hätten sie noch warten sollen, aber sie hatten die Teufelstochter unterschätzt. Sie war viel raffinierter und wirklich nicht harmlos. Sie stand ihrem Vorgänger, dem Schwarzen Tod, in nichts nach. Das hatte sie heute bewiesen.
Kara war die erste, die sich bewegte. Sie war der eigentliche Mittelpunkt der Beschwörung gewesen. Erst durch ihre Kraft und die Magie des Schwertes war es überhaupt gelungen, Asmodina erscheinen zu lassen. Und nun diese Niederlage. Das Mädchen aus dem Totenreich stützte sich auf. Ihre langen Haare wurden vom Wind erfasst und zur Seite geweht, so dass sie wie ein dunkler Schleier aussahen. Kara hob das Schwert an und steckte es wieder in die Scheide. Ihre Haut war bleich, und das Mädchen machte einen erschöpften Eindruck.
Niemand sprach. Bis Myxin sich umdrehte und an Suko herantrat. »Willst du das Kreuz an dich nehmen?«
Der Chinese schien
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