0198 - Das Höllen-Orchester
war dem Bann entronnen, weil das Amulett ihn geschützt hatte.
Nur ein geringer Bruchteil aller magischen Fähigkeiten, die dieser Silberscheibe innewohnten, waren bislang enträtselt, aber diesen Bruchteil versuchte Zamorra jetzt einzusetzen.
Zu aktivieren brauchte er Merlins Stern nicht mehr. Da Amulett war bereits aktiv. Es mußte nur noch gezielt eingesetzt werden.
Zamorra konzentrierte sich auf Marcello d’Oro. Der mußte gestoppt werden in seinem unheimlichen Tun!
Zamorras Lippen formulierten einen Bannspruch der Weißen Magie, und er wußte nicht einmal, wie laut er diese Formel hinausschrie, aber das Amulett unterstützte ihn mit seiner Verstärker-Kraft.
Flirrende Energiebahnen standen jäh in der Luft, drangen zur Bühne hinunter. Kaum wahrnehmbar, aber wirkungsvoll. Und diese magische Kraft schlug mit aller Gewalt zu.
Die Gestalt des Dirigenten war plötzlich in glosendes Feuer gehüllt, loderte grell auf und krümmte sich zusammen.
Aber er verbrannte nicht!
Irgendwie schaffte er es, die angreifenden Kräfte Zamorras abzuwehren. Eine seltsame, irisierende Schicht entstand auf seinem Körper, und nur diese Schicht aus magischer Energie brannte. Der Dirigent selbst schlüpfte aus ihr hervor wie aus einer Puppe.
Er sah nach oben, suchte seinen Gegner.
Wieder sammelte Zamorra seine Kräfte. Wie durch Watte drangen die Klänge Diaboliques immer noch an sein Ohr. Die Musiker hatten nicht zu spielen aufgehört, obgleich der Dirigent jetzt mit Zamorra beschäftigt war! Zu tief mußte er alles in ihre Gehirne gebrannt haben. Für kurze Zeit waren sie in der Lage, auch ohne seine Kontrolle sein Werk fortzusetzen!
Der Dirigent starrte Zamorra an und hob den Arm mit dem Taktstock.
Und er war schneller als Zamorra, aber auf eine andere Art, als dieser erwartet hatte.
Der Angriff kam nicht von der Bühne!
Er kam von oben!
Bill Fleming sprang seinen langjährigen Freund und Kampfgefährten an und hebelte ihn über die Balkonbrüstung der Loge!
***
Mit dem Angriff kam der Zusammenbruch. Marcello d’Oro reagierte fast unbewußt und baute seine Abwehr auf. Seine Energien verströmten plötzlich in die andere Richtung.
Er sah Flammen um sich toben und wußte, daß es nur noch der Scheinkörper war, der brannte. Er selbst entzog sich dem magischen Feuer sofort. Der Schmerz des Angriffs hatte ihn nur sekundenlang treffen können.
Aber die Kontrolle entglitt ihm!
Noch spielte das Orchester, aber in wenigen Augenblicken würde Verwirrung eintreten und alles zerstören. Das durfte nicht geschehen.
D’Oro griff nach den Geisteskräften Gordanos. Er benutzte sie zur Verstärkung. Was er befürchtet hatte, war eingetreten. Jemand versuchte ihn zu behindern!
Wo war der andere, der stark genug war, sich dem Para-Griff zu entziehen?
Oben auf einem der Balkons sah d’Oro ihn, aber auch die anderen in seiner Nähe, und diese anderen befanden sich nach wie vor im Bann.
Erstmalig setzte Marcello d’Oro jetzt seine Kraft ein, die er von Gordano mitbezog, um Befehle zu erteilen.
Er sandte einen Befehl an einen der beiden Beeinflußten bei diesem Superstarken, und der gerade durch Diabolique Überwältigte handelte im Sinne seines Auftraggebers.
Er griff den Superstarken an und stürzte ihn über die Balkonbrüstung!
Es war der Augenblick, in dem d’Oro feststellte, nicht nur auf magische Weise angegriffen zu werden.
***
Stewart Jones hatte noch nie an Magie, Zauberei und Höllenspuk geglaubt, sondern das alles nur als Ausgeburt übersteigerter Fantasie abgetan. Auch wenn er selbst mal den Teufel für einen Fluch zitierte, glaubte er noch nicht an solche Dinge, aber was hier vor sich ging, ließ ihn doch glauben.
Denn dies konnte kein Menschenwerk mehr sein!
Ein brennender Mann, der das Brennen abstreifte wie eine zweite Haut -war das noch ein Mensch?
Ein Teufel stand auf der Bühne!
Der Dekorateur sah, wie der Dirigent den Taktstock drohend gegen die Loge erhob, von der ein unfaßbarer Feuer-Angriff gekommen sein mußte, und dann flog oben ein Mann über die Balkonbrüstung!
Das war Jones’ Chance.
Der Dirigent war abgelenkt! Jones stürmte auf die Bühne, beide Fäuste erhoben, und beide Fäuste schmetterte er in den Nacken d’Oros, der unter dem kräftigen Hieb nicht einmal zusammenzuckte. Dafür glaubte aber Jones, an eine Starkstromleitung geraten zu sein.
Er schrie und versuchte sich gegen die Schockwellen zu wehren, die ihn durchrasten. Noch einmal schlug er zu, traf diesmal aber nicht, weil
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