0198 - Die letzte Bastion
Obmanns wirkten kalt und entschlossen. „Sie haben sich freiwillig gemeldet", begann er in seiner knappen, aber dennoch begeisternden Art. „Ich danke Ihnen, ich brauche wohl kaum zu betonen, wie schwer es mir fällt, die Besten in einen Einsatz zu schicken, von dem es keine Rückkehr gibt." Er musterte aufmerksam die Gesichter. Es war nicht zu verkennen, daß die Leute in diesem Augenblick begriffen hatten, daß sie allesamt Todeskandidaten waren. Die Gesichter wirkten wie weiße Farbkleckse in der blauweißen Beleuchtung, doch die Züge zeugten von Stolz, und die Augen leuchteten triumphierend. Iratio Hondro räusperte sich.
„Sie werden...", er warf einen schnellen Blick auf seine Uhr, „...
genau elf Uhr dreißig Ortszeit das gekaperte und inzwischen überholte Blues-Raumschiff besetzen. Die ursprüngliche Besatzung wird zu dieser Zeit bereits anwesend sein. Uns sind einige Funktionen des Blues-Schiffes noch nicht völlig klar, und wir haben keine Zeit, uns mit solchen Kleinigkeiten zu befassen.
Außerdem sollte wenigstens einer der ,Tellerköpfe' in leidlich erhaltenem Zustand von den Terranern geborgen werden.
Sie sorgen dafür, daß der Diskus-Raumer das drei Lichttage von hier wartende terranische Schiff angreift. Es muß wie die Verzweiflungsaktion des Blues-Kommandanten aussehen. Was weiter geschieht, bleibt der Entscheidung Major Ragnas überlassen." Iratio Hondro wandte sich zu Ragna um.
„Allerdings sind Ihnen die Hände insoweit gebunden, als eine eventuelle Flucht nicht ins Whilor-System führen darf. Des weiteren dürfen die Terraner keinen der menschlichen Besatzung finden - weder tot noch lebendig. Unter Umständen werden Sie Schiff und Besatzung opfern müssen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?"
Major Ragnas Gestalt straffte sich.
„Ich verspreche Ihnen, daß keiner von uns versagen wird. Lieber sterben wir."
Beifälliges Gemurmel lief durch die Tischreihe der Freiwilligen.
Ein schwarzhaariger, hagerer Leutnant erhob sich mit flammenden Augen und hektisch glühenden Wangen.
„Warum so viele Worte! Wir sind stolz darauf, unserem Obmann dienen zu dürfen. Es lebe Iratio Hondro! Tod den Terranern!"
Im nächsten Augenblick glich die Offiziersmesse einem Tollhaus.
Die Freiwilligen brüllten sich mit den Hochrufen ihre Angst aus dem Leib und berauschten sich an ihrer fanatischen Begeisterung.
Iratio Hondro ließ sie einige Minuten gewähren. Er wußte, was er den Todgeweihten schuldig war. Aber keinen Augenblick wurde er von dem Begeisterungstaumel angesteckt, sondern er blieb der kühle Rechner. Für ihn waren zwanzig Todeskandidaten nur Bauern in einem Schachspiel, Bauern, die geopfert wurden, um den - König zu retten. An die vierundzwanzig Blues, die ebenfalls auf die Schlachtbank geschickt werden sollten, verschwendete er keinen einzigen Gedanken.
Als Iratio Hondro sich endlich erhob, schwiegen die Gardisten.
Der Obmann lächelte kalt. „Wenn ihr fallt, werden eure Namen in das Buch der Helden eingetragen." Er hob die Hand und bildete mit den Fingern das V-Zeichen, das aus alter irdischer Überlieferung stammende Sieges-Symbol. „Tod den Terranern!"
„Tod den Terranern!" schallte es ihm entgegen.
Der Obmann drehte sich um und verließ mit ruhigen Schritten die Messe. Hinter ihm ertönten jetzt Major Ragnas Kommandos. Der Major erteilte detaillierte Instruktionen.
Iratio Hondro hörte es nicht mehr. Aus den Augen seiner Leute gelangt, verließ ihn die Ruhe und Sicherheit. Sie war nicht mehr als Maske gewesen, ganz auf den Zweck abgestimmt wie alles bei diesem Mann. Er sprang auf, das nächste Gleitband, das ihn rasch zum Hauptliftschacht trug. Von dort eilte er weiter zur Kommandozentrale des Stützpunktes. Ihn interessierte im Augenblick weiter nichts als die Position des terranischen Schlachtkreuzers - und natürlich die Frage, ob inzwischen weitere terranische Schiffe aufgetaucht waren. Er konnte beruhigt sein.
Die Lage war unverändert. Iratio Hondro schöpfte wieder Hoffnung. Zusammen mit den anderen Maßnahmen müßte die Kommandoaktion genügen, um die Terraner zu täuschen.
Punkt 11.30 Uhr Ortszeit besetzte das Todeskommando unter Führung Major Ragnas das kleine Blues-Schiff.
Die gefangenen Blues befanden sich bereits auf ihren Plätzen.
Gardisten hatten sie bis jetzt bewacht. Nun verließen die Wachen das Schiff, und die zwanzig Freiwilligen traten an ihre Stelle.
Major Ragna wies seine Leute mit ruhiger Stimme an die vorbestimmten Plätze. Sie
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