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0198 - Die letzte Bastion

Titel: 0198 - Die letzte Bastion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sekunden hat, die Stunde 3600 und der Tag 86 400 Sekunden, dann kommt man auf die Zahl von 25 920 000 000 Kilometern, also rund gerechnet sechsund-zwanzig Milliarden Kilometern, die das Licht in einem einzigen Tage zurücklegt. Und nun 48 333 Lichtjahre ...! Als der Mensch noch nicht wußte, daß die sogenannte Lichtmauer nur für das vierdimensionale Einstein- Kontinuum gilt und daß es Möglichkeiten gibt, andere Kontinua als Transportmedien für Überlichtschnelle Raumflüge zu benutzen, wären 48333 Lichtjahre als unüberwindbare Entfernung erschienen. Das lag inzwischen weit zurück. Und dennoch galt augenblicklich der Abgrund zwischen dem heimatlichen Sonnensystem und der Position des Schlachtkreuzers LION für die Mannschaft jenes Schiffes wieder als unüberwindbar.
    Denn die LION war - nach dem verhängnisvollen Zwischenfall auf Pulsa - hyperfluguntauglich. Es gab keine Möglichkeit, den Schaden mit Bordmitteln zu beheben. Die einzige Hoffnung des Kommandanten und der achthundert Mann starken Besatzung war ein sechzig Meter durchmessendes Beiboot vom Kaulquappen- Typ. Nome Tschato hatte es, durch schlechte Erfahrungen gewitzigt, vor dem Orbit-Manöver über Pulsa zurückgeschickt.
    Kommandant war Captain Walt Heintman, der bereits einmal Hilfe in letzter Sekunde herbeigeholt hatte.
    Zur Zeit hatte der Erste Offizier der LION, Dan Picot, die Kommandogewalt über das Schiff. Nome Tschato schlief oder hatte wenigstens angegeben, sich hinlegen zu wollen.
    Picot glaubte nicht daran. Er lebte beständig unter dem Alpdruck, sein Kommandant könnte wieder einmal einen seiner berüchtigten Pläne ausbrüten.
    Mit verkniffenem Gesicht hockte der Erste hinter dem Kartentisch der Zentrale und lauschte dem beruhigenden Summen der Aggregate. Doch obwohl sämtliche Ortungsgeräte seit neun Tagen nur Grünwerte zeigten, war er gereizt und nervös. Soeben griff er erneut zur Zigarette, obwohl er in letzter Zeit soviel geraucht hatte, daß er so etwas wie Ekel davor empfand.
    „Darf ich, Dan?" fragte eine sonore Stimme, bei deren Klang man unwillkürlich den Eindruck beruhigender Sicherheit gewann.
    Picot blickte hoch. Ihm gegenüber ließ sich ein etwa fünfzigjähriger, korpulenter kahlköpfiger Mann nieder. Er trug die Dienstuniform eines Hauptmanns der Imperiumsflotte, aber das Ärmelschild wies ihn als psychologischen Berater eines Schiffskommandanten aus. Der Mann war dreifacher Professor und Doktor der Kosmopsychologie und hieß Einar Holgsen. Picot verzog das Gesicht zu einem säuerlichen Grinsen. „Bitte, Einar." Er schob ihm die Zigaretten zu. „Bedienen Sie sich, bitte!"
    „Vielen Dank, Dan." Einar Holgsen ließ sich in den Drehsessel am anderen Ende des Kartentisches nieder, brannte sich eine Zigarette an und schlug lässig die Beine übereinander.
    „Eine geradezu himmlische Ruhe ist das hier, was?"
    „Wie man's nimmt, Einar!" knurrte Picot. „Mir persönlich wäre es lieber, es gäbe Arbeit. Dann käme niemand auf dumme Gedanken." Der Psychologe lächelte verständnisvoll.
    „Sprechen Sie etwa von unserem Kommandanten,' Dan?"
    „Der Löwe hat sich in seine .Höhle' zurückgezogen", murmelte Picot und knetete dabei seine Finger, „angeblich, um zu ruhen.
    Wie ich ihn kenne, wird er darauf sinnen, wie er uns beschäftigen kann."
    „Eine löbliche Absicht", nickte Holgsen.
    Picot warf dem Psychologen einen mißtrauischen Blick zu.
    „Diese Beschäftigungen'... „, sagte er gedehnt, „... haben dazu geführt, daß die erste LION im Simban-Sektor gesprengt werden mußte. Ihre Nachfolgerin gleichen Namens ist inzwischen lahm wie eine flügellose Ente, Einar. Inzwischen überlege ich mir, ob es sich lohnt, auch auf der dritten LION anzuheuern." Ganz unvermittelt begann Einar Holgsen schallend zu lachen. Seine sowieso schon rosigen Wangen begannen zu zittern und zu glühen, selbst die Glatze über dem Haarkranz rötete sich.
    Dan Picot starrte den Psychologen zuerst verblüfft, dann verärgert an. Doch nach einer Weile, als Holgsen sich immer noch vor Lachen schüttelte, stimmte Picot zögernd ein. Nicht lange, und beide Männer lachten so laut, daß die anderen Offiziere in der Zentrale sich erstaunt umdrehten.
    Abrupt brach Holgsen ab. Er wischte sich die Tränen von den Wangen, zwinkerte listig und machte ein ernstes Gesicht.
    „Worüber lachen Sie eigentlich, Dan?" fragte er unschuldig.
    Verblüfft hielt Picot inne. „Worüber...?" Er schlug mit der Faust auf den Tisch. „Sie sind ein ganz

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