0198 - Die letzte Bastion
langsamer als ein kranker, schwächlicher. Major Merk Nateby besaß die Konstitution eines Wolfes. Aber selbst ein so zählebiges Tier wie der Wolf kann nicht unbegrenzt lange ohne Wasser und Nahrung auskommen, noch dazu, wenn es verwundet ist und die Sonne erbarmungslos auf es herabbrennt. Major Merk Nateby wußte nicht mehr, wo er war. Der Schußkanal im rechten Oberschenkel hatte sich entzündet und das ganze rechte Bein anschwellen lassen. Das Wundfieber schüttelte den durch Nahrungs und Wassermangel ohnehin geschwächten Körper und verbrauchte den letzten Rest Flüssigkeit. Natebys aufgesprungene, ausgedörrte Lippen bewegten sich manchmal, wenn die Fieberträume ihn ängstigten und plagten. Aber er brachte keinen Ton hervor. Die Kehle war trocken wie ein Lederschlauch, und die Zunge lag schwer wie ein Stein im Mund.
Nur ab und zu riß Merk Nateby die Augen auf. Dann starrte er in den grünlichen Himmel, als erwarte er von dort ein Zeichen, das ihm Rettung oder auch nur Linderung verhieße.
Das Zeichen blieb aus. Nur einmal rollte dröhnender Donner über den Himmel. Nach einer Weile klang er mit einem letzten Grollen aus. Danach wurde es wieder still. Merk Nateby begann zu begreifen, was der Donner bedeutete, aber bevor er den richtigen Gedankenfaden festhalten konnte, versank er wieder in seine Fieberphantasien.
Längst spürte er die Schwärme giftgrüner Fliegen nicht mehr, 'die über sein geschwollenes Bein wimmelten.
Stunden vergingen, bis Merk Nateby wieder einmal erwachte.
Von ferne drang ein schrilles Pfeifen an seine Ohren. Zuerst dachte er, die Nacht wäre angebrochen .und hätte den Sturm gebracht, doch dann schlug er die Augen auf und sah den klaren Himmel über sich. Immer lauter wurde das Pfeifen.
Ein Raumschiff, das mit Antigrav in geringer Höhe fliegt! dachte Nateby. Dann legten sich die grauen Schleier wieder über seinen Blick. Diesmal wachte er bald wieder auf. Erneut näherte sich das Pfeifen, wurde schriller und lauter. Merk Natebys Gedanken waren plötzlich frei von dem Druck, der so lange auf ihnen gelastet und ihn am klaren Denken gehindert hatte Es wurde ihm zur Gewißheit, was das alles zu bedeuten hatte: der rollende Donner, das wiederkehrende schrille Pfeifen. Das terranische Schiff, das er mit Raketen beschossen hatte, mußte Verstärkung bekommen haben.
Die Terraner hatten Verdacht geschöpft, und nun suchten sie pedantisch genau den Planeten ab.
Merk Nateby versuchte zu lächeln, aber als einziges Resultat durchfuhr ihn ein Schmerz, als hätten Tausende Nadeln sein Gesicht gestochen. Iratio Hondro würde sich nicht finden lassen.
Der Glaube an die Unfehlbarkeit des Obmanns war so stark, daß Nateby nicht einen Augenblick daran zweifelte, die Terraner müßten unverrichteterdinge wieder abziehen. Doch dann erschrak er. Merk Nateby war ein erfahrener Raumfahrer, auch wenn er zuletzt Chef der Raumüberwachung auf einem Planeten- Stützpunkt gewesen war. Er hörte aus der Tonhöhe heraus, daß das terranische Schiff sich genau seinem Standpunkt näherte.
Und da sah er es auch schon auftauchen. Ein kugelförmiges, gigantisches Ungeheuer, das in geringer Höhe über die Wüste heranschwebte. Heiß fuhr der Schreck durch Natebys Gehirn.
Die Terraner hatten ihn entdeckt!
Sie würden ein Landekommando ausschleusen, ihn holen und in ihrem Schiff verhören, bis er alles über Iratio Hon-dros Stützpunkt gesagt hatte. Aus Natebys Kehle drang ein Krächzen. Es klang, als riebe man mit rauhem Sandpapier über eine Glasplatte. Es sollte ein höhnisches Lachen sein. Merk Natebys Hände streckten sich, zogen sich wieder zusammen, streckten sich erneut, während sie suchend über den lockeren Sand rutschten. Endlich ertastete die Linke blankes, heißes Metall. Die Finger zuckten bei dem jähen Schmerz zusammen. Dann packten sie fester zu, zerrten und wühlten. Vergebens. Natebys Kraft reichte nicht mehr aus, den schweren Impulsstrahler zu heben.
Die Panik wollte Besitz von ihm ergreifen. Er fühlte, wie die Schatten der Bewußtlosigkeit gleich weichen Schleiern immer schneller über seine Augen glitten.
Der Gedanke daran, daß die da oben dennoch alles aus ihm herausbekommen würden, mobilisierte seine geringen Energiereserven noch einmal. Er dachte an seinen Dienstgrad und daran, daß ein Angehöriger der Blauen Garde getreu bis in den Tod zu sein hatte - und er wußte, daß Iratio Hondro sich auf ihn verlassen konnte. Von ihm würden die verhaßten Terraner nichts über den
Weitere Kostenlose Bücher