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02 - Beiss mich, wenn du kannst

02 - Beiss mich, wenn du kannst

Titel: 02 - Beiss mich, wenn du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kimberly Raye
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ging.
    Gerade als ich an einer Topfpalme vorbeischlich, ging mein Absatz entzwei, und ich stolperte. Ich knickte um, schrie laut auf und humpelte zu einer Liege, die zufällig in der Nähe stand. Dort setzte ich meine Taschen ab, ließ mich auf den Rand der Liege sinken und untersuchte meinen Knöchel.
    Okay, zuallererst sah ich mir den Absatz meines Stiefels an, aber mein Knöchel würde nach ein paar Stunden seligen Schlafes vollkommen wiederhergestellt sein. Mein Stiefel würde nicht so viel Glück haben.
    Ich schlüpfte aus dem teuren Leder und wackelte mit den Zehen. Der Schmerz ließ rasch nach, bis ich nur noch ein dumpfes Pochen spürte, und meine anderen Sinne (die sich vollkommen auf den Verlust meiner geliebten Errungenschaft konzentriert hatten) stellten sich auf meine Umgebung ein.
    Meine Nasenlöcher weiteten sich, und ich roch den schwachen, aber vertrauten Duft von Schwarzwälder Kirschtorte.
    Sehen Sie, es ist so: Jeder gebürtige Vampir strömt einen ganz einzigartigen und unverwechselbaren Duft aus. Nur andere gebürtige Vampire riechen ihn, er ist immer warm und zuckrig süß. Zum Glück saß ich so, dass meine Familie moi nicht wittern konnte. Wenigstens nahm ich das an.
    Außerdem besitzt jeder von uns ein besonderes Talent. Manche Vampire beherrschen die Gedankenverschmelzung. Andere verfügen über superaußergewöhnliche Fähigkeiten der Gedankenkontrolle (denken Sie an die Elemente Erde, Wind und Wasser - genau wie bei dieser Gruppe Earth, Wind and Fire, allerdings weiß ich nicht, ob das Vampire sind), die die normale Dosis an übernatürlichen Vampirfähigkeiten, über die wir alle verfügen, noch bei Weitem übertreffen. Mein Großonkel Martin beispielsweise konnte tatsächlich die unmittelbare Zukunft vorhersagen. Er hatte auf seiner Tour durch die Casinos von Las Vegas und Atlantic City ein Vermögen gemacht.
    Was mich betraf, so hatte ich eine fantabulöse Nase dafür, Designerstücke zu Kaufhauspreisen zu erschnüffeln.
    Meine Ohren kribbelten, als die Stimme meiner Mutter irgendwo aus den Tiefen des Hauses erklang.
    „Kannst du es fassen, dass er mir das antut?"
    „Es ist doch nur eine Einladung zum Tee, Liebes", hörte ich meinen Vater antworten. Zu der Schwarzwälder Kirschtorte gesellte sich der Duft nach Minzeis mit Schokoladenstückchen.
    „Wir sind Vampire. Wir trinken keinen Tee."
    „Jacks Zukünftige weiß doch nicht, dass wir Vampire sind. Genauso wenig wie ihre Eltern. Also ergibt eine Einladung zum Tee durchaus Sinn."
    „Nenn sie nicht so. Sie ist nicht seine .Zukünftige'. Sie ist sein Schnäppchen der Woche. Du weißt doch, wie Jack ist. Er wechselt die Freundinnen öfter als Lilliana ihre Kleidung. Und da wir gerade von meiner geliebten Tochter sprechen - ich habe zweimal im Büro angerufen, aber sie meldet sich nicht."
    Nummer zwei: so schnell wie möglich ins Büro gehen und den Anrufbeantworter einschalten.
    Ich hatte keine Ahnung, wie ich das fertigbringen sollte, aber mir war klar, dass es von immenser Wichtigkeit war. Während der vergangenen drei Monate hatte ich alles gegeben und mich halb zu Tode geschuftet, um mir in meinem Gewerbe einen Namen zu machen. Und jetzt war ich endlich angekommen. An der Schwelle zu wahrer Größe.
    Oder zumindest an dem Punkt, wo ich genug Geld für die Miete reinholte.
    Ich durfte einfach nicht in schlechte Geschäftspraktiken verfallen, wie zum Beispiel den Anrufbeantworter nicht einzuschalten, nur weil ich wegen Mordes gesucht wurde.
    Das - oder ich konnte Evie kontaktieren und mich vergewissern, dass sie den AB einschaltete. Ich war zwar auch nicht sicher, wie ich das bewerkstelligen sollte (kein Handy, kein Geld, keine Chance ...), aber ich nahm mir fest vor, einen Weg zu finden.
    „Sie beantwortet deine Anrufe doch nie", erwiderte mein Vater.
    „Sicher, aber im Büro geht doch dann diese Rezeptionistin dran, die sie hat, oder zumindest der Anrufbeantworter, aber das passiert jetzt auch nicht. Ich denke, irgendetwas ist ..." Sie verstummte.
    „Was ist denn?", fragte mein Vater.
    „Ach ... gar nichts. Ich dachte nur, also, für eine Sekunde hätte ich schwören können, dass ich Zuckerwatte rieche."
    Vielleicht hätte ich doch lieber zu den Pfadfindern gehen sollen und mir den ganzen Kram von wegen gegen den Wind und so erklären lassen.
    „Du machst dir viel zu viele Sorgen, Liebes."

4

    „Natürlich mache ich mir Sorgen. Immerhin bin ich ihre Mutter"
    Alias Geschäftsführerin von Schuldgefühle GmbH & Co

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