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02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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schließlich an dem Ring hängen.
    »Ist noch was?«, fragte Tom.
    Jessica lächelte unsicher. Sie sah ihm kurz in die Augen, senkte dann aber ihren Blick. »Entschuldigen Sie, Señor, ich wollte nur schauen, wo ich Ihnen das Frühstück servieren kann.«
    »Das ist nicht nötig«, brummte Tom. »Es ist wirklich bequem so für mich. Danke.«
    »Wie Sie wünschen, Señor Ericson.« Jessicas Augen huschten noch einmal kurz über den Schreibtisch, dann drehte sie sich um und ging.
    »Die war ja fast aufdringlich. Zu viel Service ist auch nicht gut«, murmelte Tom und schenkte sich zuerst einen Maya-Kaffee ein. Er war stark und schmeckte ausgezeichnet. Dann machte er sich über den Speck und die Eier her. Schließlich rundete er das Frühstück mit den Früchten ab.
    Jessica hatte er bereits wieder vergessen. Zu interessant war das, was in seinem Netbook auf ihn wartete.
    ***
    2./3. Juli 1985, Cozumel
    Béjar Gaitan zog die kleine zweimotorige Maschine in eine weite Kurve und gleichzeitig nach oben. Hatte er da nicht etwas erspäht? Er wollte sich die Stelle nochmals ansehen, dieses Mal aus etwas größerer Höhe.
    Erneut flog Gaitan die Position an. Unter ihm erstreckte sich gleichförmig der dichte dunkelgrüne Urwald, der Cozumel zu mehr als zwei Dritteln bedeckte. Das heißt, für jeden anderen hätte der Urwald gleichförmig ausgesehen. Nicht für Béjar Gaitan.
    Der fünfunddreißigjährige Mexikaner mit dem schwarzen Oberlippenbart, den schwarzen Locken und den glutvollen Augen besaß die »Gabe«, wie Manolo Garciamendez das zu nennen pflegte. Das bedeutete, dass Gaitan jede ungewöhnliche Farbabweichung wahrnehmen konnte. Bäume und Sträucher, die auf Ruinen wuchsen, zeigten oftmals eine etwas andere Färbung als ihre Umgebung. So war Béjar Gaitan der geborene Spürhund für Ruinenfunde. Und ein begehrter Ansprechpartner für den Grabräuber Garciamendez und dessen Bande. Dreiunddreißig Maya-Ruinenkomplexe auf dem Festland hatte Gaitan bereits für sie entdeckt.
    Wurde das hier der vierunddreißigste?
    Vor sich, weit unten, sah Béjar Gaitan die Ruine von El Cadral. Nicht weit davon brachen sich die Wellen der Karibischen See an den südwestlichen Riffen der Insel, die der Küste Yucatáns vorgelagert war. Und da, ganz in der Nähe des bereits ausgegrabenen Bauwerks, entdeckte er tatsächlich die typische »Ruinenfärbung«. Kein riesiger Komplex, wie es aussah, eher ein kleineres Gebäude. Obwohl er oft über Cozumel flog, war es ihm bisher noch nie aufgefallen.
    Das war durchaus möglich. Auch ein Béjar Gaitan brauchte über seine Gabe hinaus ein bisschen Glück und den richtigen Blickwinkel.
    Der Mexikaner verdiente sein Geld damit, Touristen in seiner alten Piper über das schöne Yucatán zu fliegen und ihnen die Ruinen von oben zu zeigen. Damit konnte er sich und seine Frau gerade so ernähren. Was er von Garciamendez für seine gelegentlichen Dienste erhielt, war nicht mehr als ein gutes Zubrot, aber auch das half.
    Gaitan landete auf dem kleinen Flughafen von San Miguel del Cozumel und stellte die Piper im Hangar ab. Nach einem kleinen Schwätzchen mit seinem Bruder Fernando, der sein Geld als Flughafenarbeiter verdiente, fuhr er direkt zu seiner Stammbar im Herzen der Stadt.
    Seine Natalia war Krankenschwester und hatte heute Nachtschicht. Beste Voraussetzungen also, um sich mit seinem Kumpel Andrés Gandarilla zu treffen, Männergespräche zu führen und noch zwei oder drei Corona zu trinken, vielleicht auch vier oder fünf. Morgen hatte er ohnehin seinen freien Tag, da kam es also nicht drauf an.
    Gandarilla war zurzeit so gut wie jeden Abend im »El Toro« anzutreffen. Er gehörte zur Bande von Garciamendez. Durch ihn war der Kontakt zu den Grabräubern zustande gekommen. Denn Gaitan hatte seinem Freund nicht nur von seiner verblüffenden Gabe erzählt, er hatte auch Beweise geliefert.
    Die beiden Freunde begrüßten sich herzlich und verbrachten einen unbeschwerten Abend. Gandarilla ließ mehrere Lokalrunden springen; er bestellte immer nur vom Teuersten und Besten und bezahlte hinterher auch Gaitans Zeche. Zudem legte er ein gigantisches Trinkgeld drauf. Gaitan hätte sich das niemals leisten können.
    Gandarilla, der noch nie einer ordentlichen Arbeit nachgegangen war, besaß trotzdem Geld wie Heu. Und der Pilot wusste ganz genau, wo er es herhatte. Das ärgerte ihn. Sofort spürte er wieder dieses Rauschen im Kopf, das mit einem unangenehmen Druck verbunden war. Es kam in letzter Zeit

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