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02 - Der 'Mann in Weiß'

02 - Der 'Mann in Weiß'

Titel: 02 - Der 'Mann in Weiß' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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hatte sich anfangs abweisend verhalten, dann aber, nach Übersendung eines Digitalfotos, das Tom von der Stele geschossen hatte, einem Treffen zugestimmt. Er hatte Tom zu einer frisch ausgegrabenen Maya-Ruine im Urwald geführt und ihn im Innern des Bauwerks mit einer zeichenübersäten Wand konfrontiert, an der er bislang gescheitert war.
    In diesem Moment war Tom klargeworden, dass Branson ihn benutzen wollte, um den Durchbruch zu schaffen. Der kanadische Archäologe hatte sofort erkannt, dass es Zusammenhänge zwischen Bransons Maya-Komplex und der Stele gab!
    Tom war es schließlich gelungen, mit Branson in den Raum vorzudringen, wo sie eine mit Linien übersäte Wand fanden, die Tom für eine Art Landkarte hielt ‒ und in der es eine Aussparung gab, die der Marquesas-Stele entsprach!
    Doch bevor Tom daran gehen konnte, auch dieses Rätsel zu lösen, hatte Branson die Kammer in die Luft gesprengt! Warum der Archäologe in voller Absicht diesen unermesslichen Schatz vernichtet hatte, war Tom heute noch ein Rätsel. Er konnte Branson auch nicht mehr danach fragen ‒ denn der war bei der Flucht aus der Kammer von Indios abgeschlachtet worden. Tom selbst hatte sich vor den Killern, die in Maßanzügen im Dschungel auftauchten, verbergen können.
    Obwohl Branson auch Toms Satellitentelefon zerstört hatte, blieben ihm die Fotos der Kammer und der Stele, die er zuvor an seine Internetadresse geschickt hatte. So konnte er sich jetzt ihrer genaueren Untersuchung widmen.
    Wobei ihn nach wie vor die Frage beschäftigte, warum zum Teufel Professor Seymor die Kammer zerstört hatte und warum er sterben musste.
    Tom holte sich die Fotos aus der Maya-Kammer auf den Bildschirm ‒ mit Ausnahme der vier Aufnahmen, die vom Server gelöscht oder aufgrund der schlechten Verbindung nicht übertragen worden waren. Er vermutete, dass es sich bei den Motiven von der Wand gegenüber der Schatzkarte um Darstellungen des Feuergottes Huracan gehandelt hatte. Auf Details hatte er damals nicht geachtet; die Karte war weitaus interessanter gewesen. Zu dumm, dass ausgerechnet diese Aufnahmen fehlten!
    Immerhin erinnerte sich Tom lebhaft daran, dass Branson die Reliefs nach Eindringen in die Kammer eindringlich angestarrt hatte. Das war überhaupt nur der Grund gewesen, warum er sie fotografiert hatte. Für Tom sah es so aus, als hätten sie dem Kanadier eine plötzliche Erkenntnis beschert.
    Er wandte sich wieder dem Hier und Jetzt zu. Er wollte die Marquesas-Stele in die Aussparung der Kammer einzufügen und schauen, ob sich dann vielleicht ein Sinn in den Zeichen erkennen ließ. Dazu musste er die Bilder mit einem speziellen Grafikprogramm maßstabsgetreu vergrößern und zusammenfügen.
    Zunächst betrachtete sich Tom aber noch einmal jene Fotos, die er im Gang zu der Kammer hin geschossen hatte. Wie Branson richtig bemerkt hatte, zeigten sie einen Querschnitt durch die Entwicklung der Mayakultur. Immer wieder trat das Motiv des Menschenopfers auf. Manchmal schienen die Todgeweihten hochgestellte Persönlichkeiten feindlicher Stämme zu sein, die nach Kriegen gefangen wurden, öfters auch kleine Jungen, kaum Mädchen. Die Annahme, die Maya hätten auf ihren Blutaltären bevorzugt Jungfrauen geopfert, war längst widerlegt. Die allermeisten Opfer, die mit dem berühmten Maya-Blau bemalt wurden ‒ einer Farbe, die man aus dem Mineral Palygorskit, Copalharz und etwas Indigo gewann ‒ waren männlich gewesen.
    Der Archäologe schauderte kurz, als ihm sein Albtraum wieder in den Sinn kam. Er wusste, dass die Maya die drei Substanzen zu medizinischen Zwecken genutzt hatten. Und weil sie ihre Götter als sterbliche Wesen ansahen, hatten die blau angemalten Menschenopfer dazu gedient, ihnen Lebenskraft und Gesundheit gleichermaßen zu übermitteln, um ihre Existenz zu sichern. Dass der Regengott Chaak die erste Empfängeradresse gewesen war, hing damit zusammen, dass sich die von der Landwirtschaft abhängige Maya-Gesellschaft im Gegenzug Regen für das Getreide erhofft hatte.
    Mehr Erkenntnisse konnte Tom momentan aber nicht aus den Wandbildern gewinnen. So machte er sich nun an seine eigentliche Aufgabe. Er fügte die einzelnen Fotos der Innenwand zusammen und erhielt tatsächlich eine weitgehend befriedigende Gesamtansicht. Dann brachte er die Stelenbilder auf denselben Maßstab und fügte sie Stück für Stück in die Lücke ein. Da er nur den oberen Teil der Stele, etwa zwei Meter, freigelegt hatte, konnte er die Aussparung nicht ganz

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