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02 - Die Nacht der D?monen

02 - Die Nacht der D?monen

Titel: 02 - Die Nacht der D?monen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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Mutter, Hasana Rashida, war eine etwas füllige, attraktive Frau mit dunkelbraunen Haaren, die trotz des kurzen, strengen Haarschnitts ihrem Gesicht schmeichelten. Sie war sichtlich müde von ihrem Tag in der Buchhandlung, deren neue Leiterin sie war, deshalb beschloss Caryn, sie nicht mit den Details der eisigen Abfuhr zu belasten, die sie am Morgen erhalten hatte.
      »Er hätte schlimmer sein können«, sagte sie stattdessen, während sie sich einen Löffel aus der Besteckschublade fischte, um sich eine Portion Eiscreme zu holen.
      Der Gedanke an Jessica machte sie beklommen. Irgendetwas in der Aura des Mädchen konnte sie nicht identifizieren – etwas Dunkleres als gewöhnlich. Zuerst hätte es Caryn beinahe davon abgehalten, sich Jessica zu nähern. Nach nur einem Tag war ihr klar, dass es auch die anderen Schüler von der Eigenbrötlerin fern hielt.
      Natürlich war das nur logisch. Caryn hielte sich nicht in dieser Stadt auf, wenn Jessica eine normale Oberstufenschülerin gewesen wäre.
      Sie hatte trotz des mulmigen Gefühls versucht, das seltsame Mädchen kennen zu lernen, nicht einmal so sehr, weil sie darum gebeten worden war, sondern weil Jessica so einsam gewirkt hatte.
      Diese Gedanken erinnerten sie an etwas anderes. »Wo ist Dominique?«, fragte sie.
      Hasana seufzte. »Sie ist weggefahren, um irgendwelche Schwierigkeiten zu regeln, in die ihre Töchter geraten sind, aber sie sollte bald zurück sein.«
      Dominique Vida zählte zu den wenigen Menschen, die Caryn schon einen kalten Schauer den Rücken hinunterjagten, wenn sie nur das Zimmer betraten. Sie war die Anführerin der ältesten noch existierenden Hexen-Ahnenreihe und besaß beeindruckend viel Macht. Sie war auch diejenige, die Jessicas Adresse herausbe- kommen und Caryn und Hasana in diese Stadt geführt hatte, wo sie ihnen in weniger als zwei Wochen ein Haus und Hasana eine Stelle besorgt hatte.
      Entweder trotz oder gerade wegen dieser Macht war diese Dominique, was Gefühle anbetraf, in fast jeder Situation kalt wie Eis. Das musste sie auch sein: Dominique Vida war eine Vampirjägerin. Sie konnte es ihren Gefühlen nicht erlauben, sie in einem Kampf zu behindern.
      Wenn jemand anders Caryn gebeten hätte, in diese Stadt zu ziehen, in der sie vor lauter Vampir-Auren kaum atmen konnte, hätte sie sich geweigert. Aber Dominique war die Anführerin aller vier Blutlinien – Caryns eigene, die Familie Smoke, eingeschlossen.
      Die Jägerin konnte Caryn befehlen, allein ein Vampirnest zu betreten, und das Mädchen müsste es entweder tun oder verlöre seinen Titel als Hexe. So unsozial Jessica auch zu sein schien, es sah zumindest nicht so aus, als wäre sie gefährlich.
      Hasana, die denselben Gedankengang verfolgt hatte wie ihre Tochter, fragte:
      »Bist du Jessica begegnet?«
      »Ja. Sie hat mich gleich auf den ersten Blick gehasst«, antwortete Caryn düster.
      »Und wenn man sieht, wie die anderen sie behandeln, ist das auch nicht überraschend.«
      Es hatte Caryn geschockt, wie Jessicas Klassenkameraden sie offensichtlich sahen – als wäre sie eine giftige Spinne. Einer von ihnen, ein sportlicher Schüler im Abschlussjahr, der noch ein paar Minuten vorher mit ihr geflirtet hatte, hatte Jessica als Hexe bezeichnet. Caryn war so verletzt durch seine Worte, dass sie eine scharfe Entgegnung herunterschlucken musste; Jessica war weiter davon entfernt, eine Hexe zu sein, als der Junge, der sie dessen beschuldigt hatte.
      Caryn blickte auf die Eiscreme in ihrer Schüssel. Ihr war der Appetit vergangen. Das Eis war schon halb geschmolzen.
     
 
     

3
 
     
 
    ANNE MACHTE JESSICA Vorhaltungen, sobald sie durch die Tür trat. »Du kommst zu spät.«
      »'tschuldigung«, antwortete das Mädchen höhnisch. »Die lieben mich eben so sehr, dass sie mich gebeten haben, länger zu bleiben.«
      »Jessica ... gleich am ersten Schultag?« Die Enttäuschung war Annes Stimme deutlich anzumerken.
      »Schon mal was von Sarkasmus gehört?«, spottete Jessica. »Ich musste überschüssige Energie loswerden, deshalb habe ich einen Umweg durch den Wald gemacht, bevor ich nach Hause gekommen bin.«
      »Gott sei Dank.« Anne lächelte und begann, die Formulare auszufüllen, welche die Schule mit der Post geschickt hatte. Einen Moment lang herrschte angespanntes Schweigen.
      »Ist etwas Interessantes in der Schule passiert?«, fragte Anne schließlich, obwohl Jessica ihr ansah, dass sie mit ihren Gedanken nicht bei der

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