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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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abgemeldet«, sagte Russell.
    Olivier ging an uns vorbei und strahlte dabei in alle Richtungen und in keine.
    »Warum gehst du nicht rüber und begrüßt ihn?«, sagte Alan Bennett zu Russell. »Du kennst ihn doch gut.«
    »Das könnte ich niemals machen. Alle würden doch sagen: ›Seht mal, wie sich dieser widerwärtige Russell Harty an Larry Olivier ranschmeißt!‹«
    Harty und Bennett waren sehr gute Freunde. Beide besaßen ein Haus in North Yorkshire. Am Wochenende pflegte Alan sie in seinem Wagen hinzubringen. Man erzählt sich, dass Alan während einer solchen Autofahrt sagte: »Warum spielen wir nicht irgendein Spiel, um uns die Zeit zu vertreiben?«
    »Wie wär’s mit Botticelli?«, fragte Russell.
    »Nein, bloß nicht. Dabei wird’s zu ehrgeizig.«
    Sie dachten eine Weile nach, und dann meldete sich Alan. »Ich weiß. Jeder denkt sich die Person aus, deren Unterhosen auf dem Kopf tragen zu müssen er als die ekligste Zumutung empfinden würde.«
    »Colin Welland«, sagte Russell, ohne eine Sekunde zu zögern.
    »Das ist nicht fair«, sagte Alan, »du hast jetzt schon gewonnen.«
    Bei einer anderen Gelegenheit, als sie durch Leeds fuhren, kurbelte Russell die Scheibe runter und rief einer verdrossen aussehenden Frau zu, die in prasselndem Regen auf den Bus wartete: »Hallo, Beste! Alles in Ordnung?«
    Als sie verblüfft aufsah, drehte er die Scheibe wieder hoch, lehnte sich zurück und sagte hochbefriedigt: »Welch ein Privileg, ein ansonsten trübes und kaum bemerkenswertes Leben mit einem goldenen Sonnenstrahl zu erleuchten.«
     
    Sobald ich aus den Fesseln von
Forty Years On
befreit war, schien mein Leben dreifach schneller und intensiver zu werden. Ich zog aus der Bloomsbury-Wohnung aus und in ein großes möbliertes Haus an der Southgate Road am Rande des The Beauvoir Estate, zwischen Islington und der Balls Pond Road. Nick Symons, Hugh, Katie und ich teilten uns dieses wunderbar exzentrische Haus fast ein ganzes Jahr lang. Aus Hughs wohlwollender Sicht war es ein Haus, wie die Rolling Stones es 1968 hätten gemietet haben können. Es war bis unter die Decke vollgestopft mit gehämmerten Messingtabletts aus Benares, Alabasterlampen, exotischen Intarsienschränkchen, ausgestopften Vögeln und Wachsblumen unter Glassturz, lackierten Paravents, Schüsseln aus Papiermaché, Mahagonischränken mit Schreibplatte, Ölgemälden verschiedenster Qualität in abblätternden goldenen Gipsrahmen, unidentifizierbaren geschnitzten Holzobjekten, unmöglichen Silbertapeten und furchtbar angelaufenen Spiegeln. Unser Vermieter, der sich gelegentlich blicken ließ, war ein kartoffelnasiger Mann namens Stanley. Er wirkte sehr entspannt und unbesorgt, was unsere Gruppe von jungen Leuten betraf, die kürzlich noch Studenten gewesen waren und jetzt ihr ungeordnetes Leben zwischen seinem antiken Nippes und Schnickschnack führten.
    Die zweite Staffel von
Alfresco
war inzwischen landesweit gesendet worden, hatte aber nicht den geringsten Eindruck im Bewusstsein der Öffentlichkeit hinterlassen. Ich hatte genügend zu tun mit dem
Listener
, Radio, letzten Korrekturen für den Transfer von
Me and My Girl
ins West End und meiner ersten echten Filmrolle. Der Regisseur hieß Mike Newell und der Film
Die Liebe eines
Vaters
, nach dem Roman von Peter Prince adaptiert von Christopher Hampton.
    Bei der Leseprobe blickte ich nervös umher und versuchte so auszusehen, als gehörte ich an diesen Tisch. Da saß Simon Callow, dessen kontroverses neues Buch als erster Trompetenstoß gegen das ungeheuerliche Regiment tyrannischer Theaterregisseure ertönt war; neben ihm saß Harriet Walter, eine meiner Lieblingsschauspielerinnen; daneben Joanne Whalley, die gerade dabei war, sich einen Namen zu machen und sich selbst einen langwährenden Status als Teen-Traum zu schaffen, indem sie Michael Gambon in
The Singing Detective
klarmacht; und neben ihr saß eine Hälfte des National Theatre of Brent, Jim Broadbent. Und schließlich war da noch der Star des Films, Anthony Hopkins, ein Mann, der Charisma, Stärke und Männlichkeit mit einer derartigen Intensität ausstrahlte, dass man es mit der Angst zu tun bekam. Ich hatte eine Schwäche für ihn, seit der brennende Blick seiner blauen Augen in Richard Attenboroughs
Der junge Löwe
mich von der Leinwand herab getroffen hatte.
    Zu spät für die Präliminarien, aber rechtzeitig zum Beginn der Lesung und mit viel Trara war Miriam Margolyes hereingeschneit. Anschließend kam sie zu mir.
    »Wie

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