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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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vonEnttäuschungen, Verbitterungen, Verzweiflung, geistiger Labilität und Versagen.
    Dann gebe ich mir einen Klaps auf den Mund und ermahne mich, nicht so hysterisch zu reagieren und die Dinge zu dramatisieren. Und doch dürfte die Episode mit dem Auto von einigen Ärzten als eine typische Episode hypomanischen Größenwahns angesehen werden …

Car – Auto
     
    Der sechste Schotte in der Besetzung von
Alfresco
war Dave McNiven, unser vom Haus angestellter musikalischer Direktor und Komponist. Selbstverständlich bekam ich ihn kaum zu Gesicht. Nachdem sein empfindliches Ohr mich einmal bei der Pantomime gehört hatte, sollten sich unsere professionellen Pfade nicht wieder kreuzen. Sie mögen sich fragen, wie er mich bei der Pantomime hat
hören
sollen, aber das weist nur auf die Tiefen der Unmusikalität hin, in die ich es zu sinken schaffte. Es ist sehr schwierig, in einem Chor zu sein und pantomimisch zu agieren, ohne dass sich die eigenen Stimmbänder gelegentlich hörbar machen. Ein musikalisches Ohr kann eine Dissonanz auf der Stelle heraushören, egal, wie viele Stimmen singen und wie niedrig oder wie ungewollt der winzige Laut ist, der ertönt. Ich werde niemals den Ausdruck des Entsetzens in Daves Gesicht vergessen, als er in meine Richtung herumwirbelte. Ich hatte diesen Gesichtsausdruck schon zuvor gesehen, und es war mir bestimmt, ihn noch oft zu sehen. Es war die ganz spezielle Bestürzung, die sich in die Miene eines Menschen gräbt, der noch ganz kurz zuvorin höchster Gewissheit und unerschütterlicher Überzeugung gesagt hatte: »Also, glauben Sie mir,
jeder
kann singen!« Ich existiere einzig und allein auf diesem Planeten, um solch starrköpfigen Optimisten zu beweisen, wie schief sie mit ihren Überzeugungen liegen können.
    Weil die Nachmittage den Musikproben gewidmet waren, konnte ich mit meinen Fahrstunden weitermachen. Ich hatte schon einige genommen, als ich in Cundall Manor unterrichtete. Als ich damals den Austin Metro der Fahrschule bockend und ruckelnd über die Hauptstraße von Thirsk gequält hatte, war mir mit grimmiger Yorkshire-Verachtung zu verstehen gegeben worden: »Deine Kontrolle über Schaltung und Kupplung ist Mist, und wie du lenkst ist so wenig brauchbar wie ’ne Teekanne aus Schokolade.« Der Fahrlehrer aus Manchester vier Jahre später war wie so viele Menschen westlich der Pennines viel freundlicher, aber vielleicht lag es auch daran, dass sich mein kraftfahrerisches Geschick in der Zwischenzeit verbessert hatte. Jedenfalls summte der Lehrer leise vor sich hin und sah voller Interesse aus dem Fenster auf die Straßenszenen, die vorbeihuschten, denn offenbar vertraute er meinen Fahrkünsten so sehr, dass es ihn nicht kümmerte, was ich tat, als ich den Escort mit seiner doppelten Bedienung entlang seiner Lieblingsstrecke steuerte, die an den Studentenwohnheimen in Rusholme und Fallowfield vorbeiführte, den Kingsway hinunter und ins Labyrinth des Wohngebiets um Cheadle Hulme. Eines Nachmittags verkündete er dann unerwartet, dass ich so weit sei, meine Prüfung zu machen, und dass er mich für die folgende Woche angemeldet habe.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben?«
    Eine halbe Stunde später fand ich mich in einemVerkaufsraum von BMW wieder, wo ich einen Autokauf mit meinem Handschlag bekräftigte. Ich habe keine Ahnung, welcher Blutandrang im Gehirn mich an diesen Ort gejagt hatte, aber als ich wieder ging, war es zu spät, noch etwas zu ändern. Ich hatte bei meiner Bank angerufen und die Finanzierung gesichert, so dass ich jetzt der legale Besitzer eines metallicgrünen BMW 323i aus zweiter Hand war. Schiebedach, Blaupunkt-Stereoanlage und 16   000 Meilen auf dem Tacho.
    Abends versammelten wir uns alle in meinem Zimmer im Midland, und ich hatte natürlich nicht gewagt, Hugh zu erzählen, dass ich etwas so unschlagbar Bescheuertes und tollkühn das Schicksal Herausforderndes getan hatte, wie ein Auto zu kaufen, noch bevor ich meine Führerscheinprüfung bestanden hatte. Ich ließ Wein kommen, Bier und Chips, und wir sahen uns eine Wiederholung unserer Footlights-Show an, die erstmals im Mai ausgestrahlt worden war. Zwei Tage später versammelten wir uns abermals bei noch mehr Wein, Bier und Chips, um uns den Start des neuen Channel4 anzusehen, der an seinem Premierenabend auch
Comic Strip Presents … Five Go Mad in Dorset
sendete, den Film, in dem Robbie zwei Rollen spielte. Es war der erste neue Kanal im britischen Fernsehen seit 1964, als BBC 2 auf Sendung

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