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1121 - Wenn Totenmasken leben...

1121 - Wenn Totenmasken leben...

Titel: 1121 - Wenn Totenmasken leben... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Ihr Paket, Madam…«
    Jolanda Juffi lächelte. »Ah, das ist wunderbar, mein lieber Sean. Kommen Sie doch herein.«
    Der junge Briefträger schaute sich um. Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Es war noch nie vorgekommen, dass ihn diese Frau in ihr Haus gebeten hatte. Ehrlich gesagt, fürchtete er sich ein wenig davor. Er konnte nicht verstehen, dass es Menschen gab, die hier ihre Ferien verbrachten.
    »Madam, ich…«
    Sie ließ ihn nicht ausreden. »Stellen Sie sich nicht so an, Sean. Wir kennen uns. Sie bringen mir immer die Post. Über Jahre hinweg. Die Pakete sind stets pünktlich eingetroffen, auch dieses hier.« Sie senkte den Kopf und nickte dem Viereck zu, das der Briefträger zwischen seinen Händen hielt. Ein Band war um das bräunliche Papier gewickelt worden. Recht locker. Nicht so fest wie es eigentlich hätte sein sollen.
    Der Briefträger stand noch immer unschlüssig an der Türschwelle.
    Jolanda Juffi besuchte er stets als letzte Person auf seiner Tour. Danach war Feierabend. Das wollte er auch an diesem späten Nachmittag so halten, aber es war der Blick der Frau, dem er nichts entgegensetzen konnte.
    Sie starrte ihn einfach nur an. Große Augen, die tief in den Höhlen lagen. Blau, dabei dunkel. Klar und trotzdem verschwommen. Als hätte sie etwas getrunken und war nun bemüht, den Blick so halten zu können wie eine nüchterne Person.
    Nein, sie hatte nichts getrunken. Sie war nüchtern. Sonst hätte er ihre Fahne gerochen. Da sah sich Sean als sensibel an. Was aber nicht heißen sollte, dass sie nicht unter Stoff stand. Es gab schließlich auch andere Drogen.
    »Ich habe einen guten Schluck«, lockte sie.
    Sean lächelte krampfhaft. »Das glaube ich Ihnen, Madam, aber ich bin im Dienst.«
    »Nicht mehr, das weißt du.« Sie duzte ihn plötzlich, was ihn verwirrte. »Außerdem wäre ich beleidigt, wenn du meine Einladung nicht annimmst. Schließlich habe ich heute Geburtstag, und den möchte ich nicht allein feiern. Es ist keiner da. Nicht einmal ein Gast. Nur du. Und du hast mir das Paket gebracht. Die guten Zeiten sind vorbei. Dabei bin ich nicht einmal so alt. Ich werde heute fünfzig Jahre. Oder findest du das alt?«
    »Nein, auf keinen Fall!« Er beeilte sich, dies zu versichern, obwohl er nur die Hälfte der Jahre zählte. Sean hätte lachen können. Die gesamte Szene kam ihm so unwirklich vor. Nicht sein Job, der war okay, aber dieser letzte Besuch, und er stand noch immer da und hielt das Paket in den Händen. Er war aus dem Leben hinauf auf eine Bühne getreten, die von nur zwei Akteuren bevölkert wurden, wobei zudem ein absurdes Theaterstück aufgeführt wurde, denn diese Frau kam ihm wie verkleidet vor.
    Sie hatte sich auf ihre Art und Weise »schön« gemacht. Ein Kleid aus blauem Stoff, das eng um ihren nicht eben üppigen Körper lag.
    Der Stoff war von den schmalen Schultern herab bis zum Saum mit Glaspailletten benäht, die ebenfalls bläulich schimmerten. Sie klirrten leise gegeneinander, wenn sich die Frau bewegte, so war sie dann immer von einem rätselhaften Geräusch umgeben, wie ein Märchenwesen, das eine bestimmte Welt verlassen hatte.
    Er blickte in ihr Gesicht! Abgesehen von den großen, um die Ränder herum geschminkten Augen fiel ihm die starke Schicht Schminke auf, die Jolanda aufgelegt hatte. Diese Masse verdeckte jede ihrer Falten, sie machte das Gesicht einfach nur glatt.
    Das blonde Haar war auch nicht echt. Es besaß den Farbton von reifem Weizen. Jede Strähne war wohl frisiert worden. Nach oben gekämmt bildeten sie verschiedene Bögen, die sich mit den Spitzen auf dem Kopf trafen. Der breite Mund war grellrot geschminkt. Sean mochte keine Frauen, die einen so kräftigen Lippenstift trugen, aber das war nicht seine Sache.
    Plötzlich tat ihm die Frau leid. Er hatte sich entschlossen, für einige Minuten das Haus zu betreten und nickte ihr zu. »Ja, Madam, ich… äh … komme dann rein.«
    »Das ist nett. Ach, das ist wunderbar. Ich danke dir dafür, dass du einer alten Frau diesen Gefallen erweisen willst. Wirklich, ich bin dir sehr dankbar, Sean.« Sie streckte die Arme aus und trat dabei zurück, um den Weg frei zu machen.
    Der junge Briefträger übertrat die Schwelle. Er wollte nicht zugeben, dass ihm unwohl zumute war, und er versuchte deshalb, es zu überspielen. Sogar ein Lächeln schaffte er, und ihm fiel nach dem ersten Schritt ein, dass er die kleine Pension am Rande des Dorfes eigentlich noch nie betreten hatte. Er wusste nur aus den

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