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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Croissant gegönnt haben.«
    Bis jetzt haben wir es nicht zu Alkoholikern gebracht, und Hugh ist keinen Tag lang dick gewesen. Ich bin nicht sicher, ob wir verbittert sind, aber wir sind zweifellos ältlich, und ich glaube, jeder von uns beiden würde einräumen, dass die Einsicht, wahrscheinlich nie wieder so glücklich zu sein, zutreffend war. Wir können tatsächlich zurückblicken und erklären, dass es perfekte Tage waren. Augenblicke äußerst tief empfundener Liebe und Elternfreude sowie des Hochgefühls über eine Errungenschaft mögen dem einen oder anderen von uns beschert werden oder bereits beschert worden sein, aber niemals wieder sollten wir eine solche Zeitspanne chronischen Wohlbehagens erleben. Uns mangelte es an nichts, wir bauten uns langsam unseren Ruf auf, und wir verdienten Geld, ohne von Status und Reichtum erdrückt zu werden. Das Leben meinte es gut. Das Ungewöhnliche daran ist jedoch, dass wir uns dessen damals bewusst waren. Wer einem Schulkind erzählt, dass es irgendwann auf die Schulzeit als die beste seines Lebens zurückschauen wird, dem wird es nur einen finsteren Blick schenken oder höchstens noch mitteilen, dass er dummes Zeug quatsche.
    London empfand ich als außerordentlich aufregend. Die CDs, Cappuccinos und Croissants waren der Gipfel der Weltläufigkeit und symbolisch für den weitreichenden gesellschaftlichen und politischen Umbruch, dersich abzeichnete. Den Prozess der Gentrifizierung, der bereits dafür gesorgt hatte, dass heruntergekommene Teile von Islington und Fulham neu gestaltet wurden, bezeichneten jene, die mit Besorgnis dem entgegenblickten, was sich anbahnte, verächtlich als »Croissantification«. Der Falklandkrieg hatte Margaret Thatcher von der unpopulärsten Premierministerin seit fünfzig Jahren zur populärsten seit Churchill gemacht. Eine Woge des Patriotismus und des neuen Selbstbewusstseins brandete in der Politik auf. Sie sollte schon sehr bald zu einem Tsunami des demonstrativen Konsums der Glücklichen werden, die auf dem Kamm der Welle ritten, und eine Sintflut der Verschuldung und Entbehrung für die Opfer der »harschen Realitäten des Marktes«, wie Keith Joseph und die Anhänger von Milton Friedman den Kollateralschaden des Monetarismus gerne nannten. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich zu jener Zeit politisch wachsamer, zorniger oder auch nur interessierter gewesen wäre. Nächte mit vielen Zigaretten und viel Alkohol oben in der Bar des Midland Hotel zusammen mit Ben Elton hatten schon viel dazu beigetragen, mir allmählich die instinktive Aversion gegenüber der Labour-Partei und mein Grauen vor ihr zu nehmen; die pure Impertinenz und die lieblos erbärmliche Geisteshaltung von Margaret Thatcher und so vieler ihrer Minister machten es schwer, auch nur die geringste Zuneigung oder Bewunderung für sie aufzubringen, aber mein Blick war zu fest auf mein Inneres und auf die günstigen Gelegenheiten gerichtet, die sich mir boten, als dass ich an irgendetwas anderes hätte denken können. Wenn ich mir jedoch zu viel Asche aufs Haupt streute und mich zu drastisch schämte für das unauffällige und lässliche Versagen eines so jungen Menschen, würde es nicht geradeüberzeugend wirken. Nach den Teenagerjahren, die ich durchgemacht hatte, mag ich mir nur ungern vorwerfen, dass ich mich an den Früchten labte, die mir das Leben aus seinem Füllhorn spendete.

Crystal Cube – Kristallwürfel
     
    Zusätzlich zu den individuellen Aufgaben, die sich mir boten – das Musical, der Film und das Angebot einer Rolle in
Forty Years On
–, hatten Hugh und ich uns vorgenommen, weiterhin gemeinsam zu schreiben und aufzutreten. Ungeachtet der Dämpfer, die Bens überbordende Schaffenskraft unserem Selbstvertrauen versetzt hatte, hofften wir weiterhin (und glaubten es auch irgendwo in unserem Inneren), dass wir in der Comedy eine Zukunft hätten. Und entsprechend schickte uns Richard Armitage zu einem Termin bei der BBC.
    In jenen Tagen war das Haus der Leichten Unterhaltung in zwei Abteilungen gegliedert: Comedy und Variety. Sitcoms und Sketch-Shows segelten unter der Comedy-Flagge, und Programme wie
The Generation Game
und
The Paul Daniels Magic Show
zählten zu Variety. Der Chef der Leichten Unterhaltung war ein vergnüglicher, rotgesichtiger Mann, den man leicht für einen der Redcoats aus Butlins Ferienlagern oder das Vorbild für einen bierseligen Ehemann auf einer der frivolen Postkarten von Donald McGill hätte halten können. Er hieß Jim Moir,

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