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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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zufällig auch der wahre Name von Vic Reeves, aber der hatte zu jener Zeit, irgendwann 1983, noch nicht von sich reden gemacht. Hugh und ich hatten Jim Moir bereits beim Cricket-Wochenende in Stebbing kennengelernt. Dort hatte er mit dem sicheren Timing eines Conferenciersaus Blackpool gesagt: »Darf ich Ihnen meine Frau vorstellen, aber lachen Sie nicht.«
    Hugh und ich wurden in sein Büro geleitet. Er ließ uns auf einem Sofa gegenüber seinem Schreibtisch Platz nehmen und fragte, ob wir Comedy-Pläne hätten. Nur hätte er das nicht so einfach gefragt, sondern wahrscheinlich so was gesagt wie: »Zieht euch aus und zeigt mir eure Schwänze«, denn das war eigentlich seine Art, zu fragen: »Worüber möchten Sie denn reden?« Jim benutzte immer wieder liebend gern anschauliche und verblüffende Metaphern erstaunlich gewagter Art. »Wichsen wir auf den Tisch, mischen unseren Saft und schmieren wir ihn uns gegenseitig auf die Bäuche«, hätte seine Formulierung der Frage »Wollen wir zusammenarbeiten?« lauten können. Ich hatte immer angenommen, dass er nur mit Männern so sprach, aber vor nicht langer Zeit bestätigten Dawn French und Jennifer Saunders, dass er auch ihnen mit seiner Ausdrucksweise Tränen in die Augen getrieben hatte. Ben Elton kreierte und Mel Smith spielte schließlich, orientiert an dem Vorbild Jim Moir, einen fiktiven Chef der Leichten Unterhaltung namens Jumbo Whiffy in der Sitcom
Filthy Rich & Catflap
. Ich hoffe, Sie bekommen durch meine Beschreibung seiner Ausdrucksweise keinen falschen Eindruck von Moir. Menschen wie er werden schnell unterschätzt, aber mir ist von niemandem, der mit ihm zusammengearbeitet hat, je ein schlechtes Wort zu Ohren gekommen. In den vergangenen vierzig Jahren hat die BBC keinen gewiefteren, fähigeren, loyaleren, ehrbareren und erfolgreicheren leitenden Angestellten gehabt und ganz gewiss keinen mit einer so ausschweifenden verbalen Phantasie.
    Hugh und ich waren nach dem Treffen ziemlichsprachlos, aber auch ausgestattet mit einem Auftrag. John Kilby, der bei
The Cellar Tapes
Regie geführt hatte, würde die Pilotshow inszenieren und produzieren, die wir jetzt zu schreiben hatten. Wir entwickelten eine Serie, die den Titel
The Crystal Cube
tragen sollte, eine pseudoernsthafte Magazinsendung, die in jeder Ausgabe das eine oder andere Phänomen behandeln würde: Woche für Woche würden wir »durch den Kristallwürfel gehen«. Hugh, Emma, Paul Shearer und ich waren die Stammbesetzung, und wir würden über ein Ensemble von recht regelmäßig auftretenden Gastdarstellern verfügen, die andere Rollen spielten.
    Während wir in Manchester
Alfresco
drehten, begannen wir in unserer Freizeit damit, das Skript abzufassen. Da wir uns nicht mehr genötigt fühlten, mit Bens unnatürlich produktiver Potenz zu wetteifern, produzierten wir das Buch in einer nach unseren Maßstäben rekordverdächtigen Zeit, die von Ben jedoch als unerträgliche Schreibblockade angesehen worden wäre. Das Buch war ziemlich gut. Ich denke, ich darf das sagen, obwohl sich die BBC entschloss, keine Serie in Auftrag zu geben: In Anbetracht dessen und meines archetypischen britischen Stolzes auf Scheitern wird es kaum als angeberisch wirken, wenn ich sage, dass ich zufrieden war. Irgendwo auf YouTube ist es da draußen zu finden, so gut wie alles andere auch. Sollten Sie es aufspüren, werden Sie feststellen, dass während der ersten vierzig Sekunden nichts zu hören ist, es aber bald danach besser wird. Auffallen dürfte Ihnen, dass, abgesehen von den technischen Peinlichkeiten, auch, was die Komik betrifft, eine ganze Menge nicht stimmt. Wir waren unbeholfen, jung und auch oft unfähig, aber nichtsdestoweniger gibt es da einige unbestreitbar gute Ideen, diean Licht und Luft drängen. John Savident, inzwischen wohlbekannt für seine Auftritte in
Coronation Street
, gibt einen großartigen Bischof von Horley, Arthur Bostrom, der später in
’Allo ’Allo
den mit bizarrem Akzent ausgestatteten Officer »Good moaning« Crabtree spielte, trat in der Gastrolle eines exquisit dämlichen genetischen Versuchsobjekts auf, und Robbie Coltrane verkleidete sein wie gewöhnlich makelloses Selbst als absurd übertriebenen machomäßigen Filmemacher.
    Wenn ich enttäuscht, bestürzt oder beschämt war, weil die BBC entschieden hatte,
The Crystal Cube
nicht ins Programm zu nehmen, so gebot mir doch der Stolz, es nicht zu zeigen. Außerdem gab es eine Menge Comedy und sonstige Jobs, die sich mir eröffneten.

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