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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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ist, schrie danach, gefüttert zu werden, und wie immer wollte das hungrige Kind etwas, das im Nu sättigte und im Nu belohnte, egal, wie oberflächlich und unaufrichtig es ihn dadurch erscheinen ließ. Oberflächlich und unaufrichtig war ich (und werde es wahrscheinlich immer bleiben), und wenn Sie bis jetzt nicht erkannt haben, wie tiefgründig oberflächlich und aufrichtig unaufrichtigich bin, dann dürfte ich meinen Job nicht gut erledigt haben.
    Arbeit kam massig und rasant. Das Musical, das Filmdrehbuch und haufenweise Aufträge für Artikel und Radiosendungen, zu denen wir schon bald kommen werden. Zweifellos galt ich bei Zeitschriften- und Zeitungsredakteuren, Produzenten für Radio, Fernsehen und Film, bei Regisseuren, bei Auftraggebern und Besetzungsagenten als ein kommender Mann, ein junger Spund, den man für allen Klimbim einsetzen konnte. Aber berühmt war ich nicht. Ab und zu trudelte eine Einladung zu einer Film- oder Theaterpremiere ein, aber ich stellte fest, dass ich total unbehelligt über den roten Teppich spazieren konnte. Ich erinnere mich, dass ich zusammen mit Rowan Atkinson zu irgendeiner Veranstaltung ging, ich glaube, es war die Presseaufführung eines neuen Stücks. Zu hören, wie sein Name von den Fotografen gerufen wurde, und zu sehen, wie sich die Fans seinetwegen gegen die Absperrungen drängten, entfachte heftige Erregung in mir, verbunden mit Verdruss und Wogen wüster Wut darüber, dass niemand, keine einzige Person,
mich
erkannte oder ein Foto von
mir
wollte. Oh, Stephen. Ich habe diesen Satz angeklickt und ausgewählt, ihn gelöscht und wiederhergestellt, gelöscht und abermals wiederhergestellt. Ich würde es wirklich vorziehen, dass Sie nicht erfahren, wie nichtig, verblendet und töricht ich bin, aber wichtiger noch ist die Anerkennung, dass wir diese Abmachung haben. Ich kann nicht für andere sprechen oder mir anmaßen, ihr Innerstes zur öffentlichen Inspektion hervorzukehren, aber ich kann für (und gegen) mich selbst sprechen. Vielleicht war ich die Vorhut für eine neue britische Wesensart: fanatisch ruhmbesessen, unersättlich, oberflächlich,technischen Spielereien verfallen und dezidiert infantil. Vielleicht war ich aber auch, um es etwas freundlicher zu definieren, der lebende Beweis, dass es möglich war, berühmt sein zu wollen
und
die Arbeit zu leisten, dass man den roten Teppich reizvoll finden
und
es ebenso für reizvoll halten konnte, bis in die frühen Morgenstunden bei künstlichem Licht zu barabern und mit echter Freude und Erfüllung Artikel, Skripte, Sketche und Szenarien zu produzieren.

Commercials, Covent Garden, Compact Discs,
Cappuccinos and Croissants – Werbung, Covent Garden,
Compact Discs, Cappuccinos und Croissants
     
    Über die großen Projekte für Film und Fernsehen hinaus trudelten weitere Arbeitsangebote aller möglichen Art ein. Lo Hamilton von Noel Gay Artists sortierte sie und reichte sie weiter. Ich glaube, ich wusste sehr wohl, dass mir die Möglichkeit offenstand, mich zu verweigern, abzulehnen oder um nähere Informationen zu ersuchen, aber ich kann mich nicht erinnern, das jemals getan zu haben. Wenn ich auf jene Zeit zurückschaue, kommt sie mir vor wie ein Paradies, in dem die Auswahlmöglichkeit riesig war und ohne Druck und der Reiz des Neuen groß und ohne Nervenkrise. Alles war so fantastisch neu, aufregend, schmeichelhaft und reizvoll.
    Manchmal gemeinsam und manchmal getrennt fanden Hugh und ich Einlass in die Welt der Studiosprecher. Keiner von uns beiden besaß schon die stimmliche Ausdruckskraft, die uns zur Chance verholfen hätte, mit dem wirklich sexy Teil der Arbeit betraut zu werden, dem Schlusssatz – jenem abschließendenSlogan, der gewöhnlich die Domäne der massiv rauchenden und trinkenden Fünfzigjährigen wie des legendären Bill Mitchell blieb, dessen Stimmbänder für jene volltönende und gebieterische Resonanz sorgten, mit deren Hilfe der Auftraggeber seine Werbebotschaft überzeugend an den Konsumenten brachte, oder die Spielwiese der Vokalzauberer wie Martin Jarvis, Ray Brooks, Enn Reitel und Michael Jayston, die so sehr gefragt waren, dass sie kleine Pager am Gürtel trugen, damit ihre Agenten sie auf schnellstem Wege von Job zu Job dirigieren konnten. Ich erinnere mich daran, wie David Jason, auch einer dieser vielbeschäftigten und talentierten Stimmkünstler, mir zeigte, wie diese Pager funktionierten. Allein mit einem Piepslaut signalisierten sie, dass der Agent auf einen Anruf wartete. Ich war

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