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02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre

Titel: 02 Ich bin so Fry: Meine goldenen Jahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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wichtigste Charakterrolle war Frank Thornton übertragen worden, besser bekannt als Abteilungsleiter Captain Peacock des Kaufhauses Grace Brothers in der BBC-Serie
Are You Being Served?
Unsere Show sollte im Herbst in Leicester ihre Premiere haben, wenn es mir gelänge, nächsten Monat das endgültige Probenskript zu liefern.
    Meine Eltern kamen zum Premierenabend von
Forty Years On
aus Norfolk nach Chichester, und stolz stellte ich sie Alan Bennett und Paul Eddington vor. Alan wiederum stellte uns seinen Freunden Alan Bates und Russell Harty vor.
    »Ich liebe Stücke, in denen gelacht wird und geschluchzt«, sagte Alan Bates mit viel affektierterer Stimme, als ich sie von den Lippen des Ted Burgess aus
Der Mittler
und des Gabriel Oak aus
Die Herrin von Thornhill
erwartet hätte, zwei der männlichsten Männer im britischen Film. »Ich finde, ein bisschen Kichern und ein bisschen Schluchzen muss doch drin sein, oder wozu soll das Theater sonst gut sein?«
    Russell Harty nannte Alan Bates mit anagrammatischer Bosheit Anal Beast oder, in gemischter Gesellschaft, Lana Beast.
    Ich glaube, ich war als Tempest enttäuschend. Ich glaubte, die Rolle spielen zu können, und das sogar brillant, aber irgendetwas hinderte mich daran, besser als nur kompetent zu agieren. Ich war okay. Tadellos.
Schön
. Letzteres ist das schlimmste Wort am Theater. Wenn Freunde hinter die Bühne kommen und das Wort »schön« in Bezug auf ein Stück, eine Inszenierung oder deinen Auftritt benutzen, dann weißt du sofort, dass sie es gehasst haben. Oft stellen sie auch, wie aus heiterem Himmel, das Wort »nein« voran, und das ist äußerst verräterisch.
    »Nein, es war
schön

    »Nein, wirklich, ich fand, es war … du weißt schon …«
    Warum sollten sie einen Satz mit einem »Nein« anfangen, wenn man ihnen doch gar keine Frage gestellt hatte? Dafür kann es nur eine Erklärung geben. Während sie die Flure hinter der Bühne zu deiner Garderobe entlanggehen, ist ihnen durch den Kopf gegangen: »Mein Gott, was für ein Mist. Peinlich, wie furchtbar schlecht Stephen war. Die ganz Chose war
schauderhaft
.« Dann treten sie ein, und als ob sie sich selbst antworteten und gleichzeitig widersprächen, sagen sie: »Nein, wirklich, ich fand, es war großartig … nein, echt, ich …mhm… mir hat es gefallen.« Ich weiß, dass es sich so verhält, weil ich mich selbst oft genug dabei erwische, ohne es zu wollen, genau dasselbe zu sagen. »Nein … wirklich, es war schön.«
    Die Produktion insgesamt galt jedoch als Erfolg. Colonel und Mrs Chichester waren hingerissen, und baldschon wurde davon gesprochen, dass ein »Transfer« bevorstände.
    »Ausgezeichnete Neuigkeiten«, sagte Paul Eddington eines Abends zu mir, als wir auf unseren Auftritt warteten. Ich hätte fast geschrieben, »als wir in den Kulissen standen«, aber die Vorbühne in Chichester reichte an drei Seiten hinaus ins Publikum, und daher müssen wir wohl hinter der Bühne gestanden haben.
    »Oh!«, sagte ich. »Was denn für gute Neuigkeiten?«
    »Es ist offiziell. Der Transfer ist klar.«
    »Wow!« Ich führte einen kleinen Freudentanz auf. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wovon er sprach.
    Ich brauchte zwei Tage, bis ich die Bedeutung von »Transfer« herausbekommen hatte. Die Jungs im Ensemble schienen es zu wissen, die Frauen, die in der Kantine bedienten, wussten es, der Zigarettenhändler an der Ecke wusste es ebenso wie die Vermieterin meiner Wohnung. Alle wussten es, nur ich nicht.
    »Wundervolle Nachricht mit dem Transfer«, sagte Doris Hare. »The Queen’s, glaube ich.«
    »Äh …?« Bedeutete Transfer vielleicht einen Besuch aus dem Königshaus? Jetzt war ich noch verwirrter.
    »Ich habe in den meisten Häusern an der Avenue gespielt, aber es wird das erste Mal im Queen’s sein.«
    Die Avenue? Ich sah uns an einem baumgesäumten Boulevard im Freien eine Vorstellung für eine gelangweilte und brüskierte Monarchin geben. Der Gedanke war grotesk.
    Später sagte Patrick zu mir: »Du wirst sicher die gute Nachricht vom Transfer gehört haben?«
    »Hab ich. Ja. Toll, nicht?«
    »Es wird dein Debüt im West End sein, oder?«
    Das hieß es also! Die Produktion würde aus Chichesterins West End transferiert werden. Ein Transfer. Aber natürlich. D’uh.
    Ich brachte die Chichester-Saison in angespannter Hektik zu Ende. Eine Woche vor unserer letzten Vorstellung kam Mike Ockrent, um meine Endfassung von
Me and My Girl
abzuholen.
    In London beschloss ich dann, weil Kim und

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